Drei Tote bei Alpenvereinstour

In der Dauphine in Frankreich ist am Mittwoch eine Gruppe junger Alpinisten von einer Lawine mitgerissen worden. Ein Wiener, ein Salzburger und ein Südtiroler wurden getötet, ein Tiroler wurde lebensgefährlich verletzt. Am Donnerstag wurden zwei Bergführer, darunter ein Tiroler, festgenommen.

Der Zustand des Tirolers sei „sehr kritisch“, er wird in einem Krankenhaus in Grenoble behandelt. Er liege weiter im Koma, so der französische Staatsanwalt Raphael Balland am Donnerstag.

Junge Männer zwischen 20 und 24 Jahren

Das Alter der Toten und des Schwerverletzten gab der Alpenverein mit 20 bis 24 Jahren an. Das Unglück ereignete sich am Mittwoch gegen 14.30 Uhr im Ecrins-Massiv im Bereich der Gemeinde Pelvoux. Die Lawine ging nahe der Ecrins-Hütte unterhalb des Col Emile Pic auf 3.350 Meter Seehöhe ab. OEAV-Präsident Andreas Ermacora schilderte am Donnerstagvormittag die Ereignisse:

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Das 80 Meter breite und 250 Meter lange Schneebrett erfasste die gesamte Gruppe von neun Teilnehmern und zwei Bergführern. Ein Großteil wurde komplett verschüttet. Teilweise konnten sich die Verunglückten selbst befreien und mit Hilfe nachkommender Alpinisten die weiteren Verschütteten bergen. Das Unglück ereignete sich bei windigem Wetter, aber guten Sichtbedingungen und bei relativ hohen Temperaturen. An diesem Tag herrschte in dieser Region über 2.000 Meter die Lawinenwarnstufe drei.

Starker Wind dürfte Lawine ausgelöst haben

Die plausibelste Hypothese für das Unglück sei nach bisherigen Erkenntnissen, dass starker Wind ein Schneebrett losgelöst hat, das die Skifahrer unter sich begrub. Der Staatsanwaltschaft zufolge war am Mittwoch in den gesamten französischen Hochalpen wegen starker Windböen vor Lawinen gewarnt worden. Das Risiko wurde demnach auf einer fünf Stufen umfassenden Skala mit drei eingestuft.

Die restlichen sieben Teilnehmer der Gruppe, sechs Österreicher und ein Deutscher, verbrachten die Nacht in der Ecrins-Hütte auf dem Berg und wurden am Donnerstagvormittag mit Rettungshubschraubern nach Briancon ausgeflogen. Die restlichen Teilnehmer, darunter die beiden Bergführer, wurden nach derzeitigem Informationsstand nur leicht verletzt bzw. blieben unverletzt.

Anwälte für die Bergführer

Am Donnerstagnachmittag sind die beiden Bergführer, darunter ein Tiroler, von der französischen Polizei festgenommen worden. Das bestätigte auch OEAV-Präsident Andreas Ermacora. Es bestehe der Verdacht auf fahrlässige Tötung. Laut Außenministerium handle es sich um eine gängige Prozedur, so Ermacora. Die Beiden könnten für Ermittlungen 24 bis 48 Stunden festgehalten werden. Die Ermittler wollen prüfen, wie die Tour im hochalpinen Gelände organsiert war. Der Alpenverein hat den Bergführern bereits zwei Anwälte vor Ort gestellt.

Bild vom Unglücksort

ÖAV

Bild vom Unglücksort mit dem Col Pic Emile und der Ecrins-Hütte

Projekt für Alpinistennachwuchs

Das Unglück passierte im Rahmen des Alpenvereinsprojekts „Junge Alpinisten“ - mehr dazu in Alpenverein sucht Nachwuchsalpinisten. Ziel dieser Initiative ist es, junge Bergsteiger zu selbstständigen Alpinisten auszubilden. Die Teilnehmer hatten sich im Rahmen von Kursen intensiv und umfassend auf diese Tour vorbereitet.

Beim Alpenverein zeigte man sich am Donnerstag tief betroffen. Präsident Andreas Ermacora sagte unter Tränen: „Das Schlimmste ist eingetreten, was passieren kann. Dass bergbegeisterte Menschen unter unserer Führung zu Tode gekommen sind, macht uns alle fassungslos. Seit Bekanntwerden des Unglücks geben wir den Überlebenden und deren Angehörigen jede mögliche Unterstützung.“

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