75. Hahnenkammrennen - eine Erfolgsgeschichte

Das berühmteste Skirennen der Welt feiert heuer seine 75. Auflage. Das Hahnenkammrennen in Kitzbühel steht für tollkühne Sportler, spektakuläre Bilder, viele Promis, Legenden und für Tradition. Dahinter steht bis heute der Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.).

Die Geschichte des Skifahrens beginnt in Kitzbühel bereits 1892, als der Pionier Franz Reisch erste Schwünge in den Schnee zieht. Urkundlich erwähnte Skirennen gab es schon zwei Jahre später, und 1902 wurde der Wintersportverein gegründet. Ende März 1931 kam es dann zur Premiere des ersten Hahnenkammrennens. Im Sommer darauf schlossen sich der Wintersportverein, die Skiriege und der K.S.C. zusammen - und bis heute tritt der K.S.C. als Organisator des Hahnenkammrennens auf.

Hahnenkammrennen

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„Anderl“ Molterer gewann zweimal auf der Streif, dreimal auf dem Ganslernhang und viermal die Kombination

Mehrere Strecken und Damen-Rennen

In den ersten Jahren des Hahnenkammrennens gab es diverse Streckenführungen. Erste Sieger waren mit Ferdl Friedensbacher und Hans Mariacher zwei Österreicher - der Sieg in der Kombination ging an den Briten Gordon Cleaver. Auch Damen-Rennen hatten von Beginn an Tradition auf dem Hahnenkamm: Rini Andretta gewann die erste Abfahrt, das letzte Damen-Rennen 1961 ging an Traudl Hecher.

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„Toni“ Sailer war einer aus dem Kitzbüheler Wunderteam - er fuhr fünf Siege auf dem Hahnenkamm ein

Ein bisher ungebrochener Rekord stammt aus der Anfangszeit des Hahnenkammrennens. Der Arlberger Rudi Matt gewann 1936 den Slalom mit einem Vorsprung von 9,35 Sekunden vor seinem Landsmann Kurt Egert. Ein Jahr später wurde die Streif erstmals dem heutigen Streckenverlauf entsprechend befahren. Der Kitzbüheler Thaddäus Schwabl siegte mit einem Rekordvorsprung von 6,3 Sekunden auf den Schweizer Willy Bernath. Das folgende Rennen auf der Streif wurde unter anderem wegen des Krieges erst neun Jahre später gefahren und ging erneut an Lokalmatador Schwabl.

Das Kitzbühler Wunderteam

Die 50er Jahre prägten auf dem Hahnenkamm mit Toni Sailer, Christian Pravda, Fritz Huber und Anderl Molterer vier Ikonen des Kitzbühler Wunderteams, die weder im Slalom noch in Abfahrt und Kombination kaum andere Sieger zuließen. Und auch bei den Damen wurde noch gefahren.

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Archivbeitrag aus dem Jahr 1955

Schranz und Killy im Duell

In den Jahren nach dem Wunderteam aus Kitz sorgte das Duell zwischen Karl Schranz und Jean-Claude Killy für Spannung auf Streif und Ganslern. Während sich der St. Antoner viermal auf der Streif durchsetzte, gewann der Franzose nur einmal die Abfahrt - dafür aber dreimal Slalom und Kombination. Auch Egon Zimmermann reihte sich in dieser Zeit als Streif-Sieger ein.

Hahnenkamm

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Karl Schranz ist mit sechs Siegen auf dem Hahnenkamm einer der erfolgreichsten Rennläufer

Klammer-„Mania“ und letzter Kitzbühler Sieg

Nachdem der Schweizer Roland Collombin 1973 und 1974 als Streif-Sieger hervorgegangen war, ist er ein Jahr darauf von einem damals jungen Kärntner abgelöst worden, der einen wahren Fanansturm unter den Skifans ausgelöst hat. Mit seinem unvergleichlich wilden Fahrstil gewann Franz Klammer gleich dreimal hintereinander die Abfahrt in Kitzbühel. In dieses Jahrzehnt fiel auch der einzige Ex-aequo-Sieg 1978 - für den „Sepp“ Walcher und „Sepp“ Ferstl sorgten.

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Der junge Klammer war auf der Streif drei Jahre lang in Folge nicht zu besiegen

Im Slalom war Anfang der 70er Jahre Jean-Noel Augert aus Frankreich schier unbezwingbar. Hansi Hinterseer durchbrach aber diese Siegesserie und gewann als letzter Kitzbühler 1974 ein Rennen auf dem Hahnenkamm. Klingende Namen wie Piero Gros, Christian Heidegger, Christian Neureuther und Ingemar Stenmark waren ebenfalls auf der Siegerliste.

Stenmark holte fünf Siege

In den 80er Jahren blieb Stenmark vorerst auf dem Ganslernhang das Maß aller Dinge. Er gewann weitere drei Mal, wurde dann von Marc Giradelli abgelöst. Auch Paul Frommel, Bojan Krizaj und Armin Bittner sind in der Ehrentafel der Sieger zu finden. In der Abfahrt hingegen kam die große Zeit der „Crazy Canacks“. Ken Read, Steve Podborski und Todd Brooker holten sich die Siege auf der Streif von 1980 bis 1983. Ein Jahr später sorgte Klammer für seinen wohl emotionalsten Sieg auf der Traditionsabfahrt. Ebenfalls durften Pirmin Zurbriggen zweimal, Peter Wirnsberger und Daniel Mahrer über Streif-Siege jubeln.

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Ingemar Stenmark dominierte fünfmal auf dem Ganslernhang

Maier, Cuche und ein unglaublicher Streckenrekord

In den vergangenen 25 Jahren sorgten zahlreiche Rennläufer für unvergessliche Momente auf dem Hahnenkamm. Auf der Streif gelang nicht weniger als acht Österreichern der Sieg - von Patrick Ortlieb über Günther Mader, Hermann Maier, Stephan Eberharter, Hans Knaus, Michael Walchhofer, Hannes Reichelt bis hin zu Fritz Strobl. Letzterer hält bis heute mit 1.51.58 den Streckenrekord. Ein weiterer Rekord - jener der meisten Siege - gehört ganz allein Didier Cuche: Der sympathische Schweizer eroberte so auch die Herzen der heimischen Skifans.

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Rekordfahrt von Fritz Strobl 1997

Noch bunter sah das Siegerfeld auf dem Ganslernhang in den vergangenen 25 Jahren aus. Dominierte zu Beginn der 90er Jahre noch Alberto Tomba, folgten zahlreiche österreichische Sieger wie Thomas Stangassinger, Thomas Sykora, Rainer Schönfelder, Mario Reiter, Benjamin Raich und Mario Matt. Letzterer gewann überraschend im Jahr 2000 mit der Startnummer 47.

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Hermann Maier war lange Zeit der „Herminator“ auf der Piste

Nach zwei Siegen von Kalle Palander gelang auch Manfred Pranger 2005 sein Sieg auf dem Ganslernhang. Dann folgte aus Sicht der Österreicher eine lange Durststrecke - bis 2013, als sie Marcel Hirscher beendete. Im vergangenen Jahr gewann Felix Neureuther den Klassiker zum zweiten Mal - sehr zur Freude seines Vaters Christian, der 1979 erfolgreich war.

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Abseits der Piste ein weiterer „Hero“ in Kitzbühel: Arnold Schwarzenegger

Highlights auf und abseits der Piste

Das besondere am Hahnenkammrennen ist seit jeher der Mix aus einerseits atemberaubendem Sport und andererseits Glanz und Glamour abseits der Pisten. Das Hahnenkammrennen ist eine Weltmarke, die zahlreiche Sponsoren, Politiker, Wirtschaftskapitäne und Promis anlockt. Von Jahr zu Jahr ist seit Bestehen nicht nur der Sportevent immer professioneller geworden, sondern auch das Drumherum. Und so ist wohl garantiert, dass das Hahnenkammrennen auch in den kommenden Jahren das berühmteste Skirennen der Welt bleiben wird.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at

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