„Jugendland“-Grundverkauf beschäftigt Landtag

Um den Verkauf eines Grundstücks des Arzler Kinderheims „Jugendland“ schwelt seit einiger Zeit ein politischer Konflikt. Mit dem Erlös soll die Heimsanierung finanziert werden. Die Regierung will den Verkauf im Landtag absegnen, die Opposition schäumt.

Seit fast 70 Jahren werden im Kinderheim „Jugendland“ in Arzl oberhalb von Innsbruck Kinder aus schwierigen Verhältnissen betreut. Jetzt will die Landesregierung einen Teil des Spielplatzes an einen privaten Immobilienmakler verkaufen. Damit sollen die Kosten für die vor Jahren bereits abgeschlossene Sanierung teilweise abgedeckt werden – mehr dazu in Jugendland: Kontroverse um Grundverkauf. Den umstrittenen Grundstücksdeal will die schwarz-grüne Regierung im kommenden Landtag absegnen. Die Opposition schäumt, ihre Zustimmung dazu wird es nicht geben.

Erdwall soll neue Nachbarn vor Jugendlichen schützen

Das Jugendland in Arzl ist bestens gelegen, mitten in der Natur mit gutem Ausblick auf die Landeshauptstadt. Die 50 Kinder und Jugendlichen, die im Heim untergebracht sind, haben einen großangelegten Garten mit Spielplatz zur Verfügung. Das soll sich ändern, sehr zum Ärgernis von „Jugendland“ Geschäftsführer Reinhard Halder. Ein Teil des Freigeländes vom Kinder- und Jugendland wird verkauft, geplant sei ein Investoren-Wohnbau mit etwa zehn Wohneinheiten. Halder: „Zwischen dem Kinderheim-Spielplatz, der noch bleibt, und dem neuen Gebäude soll ein Erdwall aufgestellt werden mit einer Mauer, damit die zukünftigen Bewohner auch entsprechend schallgeschützt sind.“

Jugendland Streit

ORF

Der halbe Spielplatz ist vom Verkauf betroffen.

Fast 2.000 Quadratmeter an Bauträger

1.825 Quadratmeter will das Land als Grundeigentümerin abzweigen und einer Immobilienfirma verkaufen, um 1,06 Millionen Euro. 250.000 Euro bekommt die Stadt Innsbruck anteilig als Abgeltung, weil sie seinerzeit den gesamten Grund dem Land überließ. Seit zehn Jahren wird über diesen Grundstücksdeal verhandelt. Das Land wollte damit einen Teil der Heimsanierung abdecken, die schon abgeschlossen ist. Nun hat Landesregierung den Deal endgültig beschlossen, im Landtag soll er abgesegnet werden.

Viele Gegenargumente der Landtagsparteien

Die gesamte Opposition im Tiroler Landtag hält von dem Deal nichts. Für SPÖ-Klubobmann Gerhard Reheis ist das Vorhaben ein „Unding“, da in dieser Konstellation Konflikte vorprogrammiert seien und die Grundstücksabtrennung eine massive Einschränkung für die Kinder- und Jugendlichen bedeute, die dort untergebracht seien.

Auch die Klubobfrau der Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider, übt Kritik. „Uns geht’s in erster Linie darum, dass wir 833 Kinder und Jugendliche haben, die Gewalterfahrungen gemacht haben und die außerhalb der Familie untergebracht werden. Und 100 dieser Kinder werden nicht einmal im Land Tirol untergebracht, sondern die schickt das Land Tirol in andere Bundesländer oder ins benachbarte Ausland. Wir kritisieren einfach aufs Schärfste, dass man hier einen Grund verkauft und dass man den nicht vorhält.“

Auch Vorwärts-Tirol Klubobmann Hans Lindenberger lehnt den Verkauf ab, er fordert eine andere Variante. Für FPÖ-Chef Markus Abwerzger ist zudem der Verkaufs-Preis von 580 Euro pro Quadratmeter zu hinterfragen, hier werde schönster Grund „verscherbelt“.

ÖVP beruft auf früheren Abmachungen

Vereinbarungen seien einzuhalten, hält ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf der Oppositionskritik entgegen. „Es wurde vereinbart, dass man oben das Gebäude generalsaniert und da hat das Land Tirol sehr viel Geld in die Hand genommen. Es wurde mit Reinhard Halder schon 2005 vereinbart, dass man einen Teil des Grundstücks, den man oben offenbar nicht braucht, verkauft, und mit diesem Verkaufserlös das Gebäude mitsaniert. Das ist passiert – und jetzt plötzlich will man nichts mehr von dieser Vereinbarung wissen. Das ist nicht in Ordnung!“ Es gebe in Tirol noch zahllose andere Gebäude, auch im Raum Innsbruck, die das Land sanieren muss, so der ÖVP-Klubobmann.

Am 4. Februar wird im Landtag über den Verkauf abgestimmt, von einer heißen Debatte kann man ausgehen.