Experte: Schneeprofil birgt immer Restrisiko

Das Erstellen von Schneeprofilen zur Beurteilung der Lawinengefahr ist keine gefahrlose Angelegenheit. Laut Harald Riedl, Leiter der Tiroler Lawinenkommissionen-Ausbildung, bleibt bei derartigen Tests immer ein „gewisses Restrisiko“. Pro Jahr werden in Tirol an die 1.000 Schneeprofile erstellt.

Zwei Mitarbeiter der Bergbahnen Hochfügen sind am Mittwoch beim Erstellen eines Schneeprofils von einer Lawine verschüttet worden, einer von ihnen starb – mehr dazu in Zillertal: Bergbahnenmitarbeiter starb in Lawine. Ob sich die Lawine von selbst oberhalb der Mitarbeiter löste oder ob sie durch das Schaufeln der Männer ausgelöst wurde, war zunächst nicht geklärt.

Harald Riedl, Ausbildungsleiter Lawinenkommissionen

ORF

Harald Riedl bildet Lawinenkommissionen aus

Zur Beurteilung kleinräumiger Gefahrenstellen

Schneeprofile werden vorwiegend dazu benötigt, um die Lawinengefahr lokal beurteilen zu können, erklärte Lawinen-Experte Harald Riedl im Gespräch mit der APA. Beispielsweise würden sie in Skigebieten oder oberhalb von Straßen genommen, um die regionale Gefahr abschätzen zu können.

Die Zusatzausbildung stehe berg- und lawinenkundlichen Personen wie Bergführern, Skilehrern oder Bergrettern offen. Nach dem Grundkurs müssten die Lawinenkundigen alle fünf Jahre einen Auffrischungskurs absolvieren.

Eigene Sicherheit hat Vorrang

Bei der Erstellung eines Schneeprofiles lässt es sich laut Riedl nicht vermeiden, dass ein „gewisses Restrisiko“ bestehen bleibt. Es obliege daher auch dem Einzelnen, wo die Profile erstellt werden und unter welchen Bedingungen. Die eigene Sicherheit habe Vorrang, trotzdem gebe es immer wieder Bereiche wo die Einzelnen ein Restrisiko akzeptieren müssten, so der Experte.

„In Tirol werden pro Jahr an die 1.000 Schneeprofile erstellt und dokumentiert“, erklärte Riedl. Seit elf Jahren sei ihm kein Vorfall bekannt, bei dem es dabei zu einem derartigen Unfall gekommen sei. „Aber solch ein tragisches Unglück könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden“, meine Riedl.

Kaum tragfähige Schichten werden sichtbar

Bei einem Schneeprofil wird ein Querschnitt durch eine Schneedecke angelegt, um die einzelnen Schichten zu untersuchen, erklärte der Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes Rudi Mair der APA. Damit könne ihr Aufbau überprüft werden, beispielsweise in Hinblick darauf, ob es markante „Schwachschichten“ gibt bzw. wie stabil die Schneedecke insgesamt aufgebaut ist. Beim Schneeprofil werden die verschiedenen Schichten im Schnee sichtbar und können auch in Hinblick auf Parameter wie Härte, Schneeart und Feuchtigkeit überprüft werden.