Gerichtsmedizin Innsbruck weltweit gefragt

Die Gerichtsmedizin in Innsbruck genießt Weltruf, wenn es um die Auswertung von DNA-Spuren geht. Aktuell sollen die Wissenschaftler die sterblichen Überreste der in Mexiko gefundenen Leichen identifizieren. Mitochondrien sind oft der Schlüssel zum Erfolg.

Zu dem konkreten Fall herrscht an der Gerichtsmedizin Stillschweigen. Wie in jedem Fall, der dort bearbeitet wird, sind die Wissenschaftler auch in diesem an die Schweigepflicht gebunden. In Mexiko sind 43 Hochschüler spurlos verschwunden. Drei Verdächtige bekannten sich schließlich dazu, die Studenten ermordet und verbrannt zu haben.

Die sterblichen Überreste sollen jetzt an der Gerichtsmedizin Innsbruck untersucht werden, wie die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft am Freitag bekanntgab. Die Generalstaatsanwaltschaft sagte jedoch, dass die Identifizierung der verbrannten sterblichen Überreste schwierig werden dürfte und die Studenten daher vorerst weiter als vermisst gelten - mehr dazu in Uni Innsbruck hilft mexikanischer Justiz.

Auf schwierige Spurenlage spezialisiert

Die Experten der Gerichtsmedizin in Innsbruck sind aufgrund ihrer Forschung und ihrer jahrelangen Erfahrung auf die Auswertung von DNA-Proben schlechter Qualität spezialisiert. Beispielsweise waren sie federführend bei der Identifikation der Tsunami-Opfer 2004 in Thailand tätig. Seit Jahrzehnten sind sie mit der Identifikation von Opfern des Pinochet-Regimes in Chile beschäftigt.

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Bei verbrannten Leichen ist die Identifikation erfahrungsgemäß sehr schwierig. In Knochenteilen könnte wenn überhaupt noch auswertbare DNA gefunden werden, sagte Institutsleiter Richard Scheithauer, ohne auf den konkreten Fall einzugehen.

Schlüssel ist oft mitochondriale DNA

Die Gerichtsmedizin Innsbruck, die gleichzeitig auch das „Österreichische DNA-Zentrallabor“ ist, hat sich in ihrer Forschung unter anderem auf die mitochondriale DNA konzentriert. Mitochondrien sind Zellorgane und werden auch als „Kraftwerke der Zelle“ bezeichnet. Sie verfügen über eine eigene DNA.

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Das Besondere der mitochondrialen DNA sei, dass sie im Gegensatz zur DNA im Zellkern wesentlich häufiger in der Zelle vorkommt, so Scheithauer. Das erhöhe die Chance, bei schwer in Mitleidenschaft gezogenen Proben doch noch zu einem Ergebnis zu kommen. Weiters wird diese DNA der Mitochondrien nur von der Mutter vererbt. Das bedeute, so Scheithauer, dass das DNA-Profil des Vermissten ident sei mit jenem der Mutter, der Großmutter oder deren Abkömmlingen. Das sei in vielen Fällen der Schlüssel zur erfolgreichen Identifikation. Gleichzeitig sagte Scheithauer, dass diese Verfahren sehr aufwendig seien und im besten Fall viele Wochen in Anspruch nehmen würden.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at

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