Experte sieht Verrat an europäischer Idee

Eine „erstaunliche Doppelzüngigkeit“ in Bezug auf Flüchtlinge ortet der Tiroler Flüchtlingsexperte Gilles Reckinger. Einerseits verrate man mit den angedachten Grenzkontrollen die europäische Idee, andererseits berufe man sich mit voller Härte auf europäische Verträge.

Gilles Reckinger

ORF

Gilles Reckinger

Mit den in letzter Zeit mehrfach in Europa und Österreich angedachten Grenzkontrollen höhle man einen europäischen Vertrag, das Schengener Abkommen, aus und verrate damit die europäische Idee - mehr dazu in Platter: Grenzkontrollen vorstellbar. Andererseits berufe man sich mit voller Härte auf das Dubliner Abkommen, um Menschen aus Österreich nach Italien abzuschieben. „Da hat man doch eine Doppelzüngigkeit, die erstaunlich ist“, sagt Professor Gilles Reckinger von der Universität Innsbruck.

Restriktive Gesetze mindern Chancen

Angesprochen auf Perspektiven für die Flüchtlinge in Österreich zeichnet Reckinger kein rosiges Bild. Das österreichische Einwanderungsgesetz sei eines der restriktivsten in Europa und in ganz Europa werde die Gesetzgebung restriktiver. Das habe mit der ständigen Berieselung mit Nachrichten zu tun, die vor diesen Menschen Angst machen wollen. Eine berufliche Perspektive zu haben sei gut für die Gesundheit, vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu sein schade hingegen.

Europa könne Schutz bieten

Angst brauche Europa vor diesen Menschen nicht zu haben. Die Menschen müssten aufgrund von Kämpfen ihre Haut retten und ihr Land verlassen. Europa lebe seit 70 Jahren in Frieden und habe die Möglichkeit, diesen Menschen Schutz zu geben. Gilles Reckinger hat jahrelang auf Lampedusa geforscht, auf jener Insel, auf der viele Flüchtlinge ankommen, falls sie die Flucht schaffen.

Angesprochen auf die weiteren Ziele dieser Menschen sagte Reckinger, die Flüchtlinge seien erst einmal froh, es überhaupt nach Europa geschafft zu haben. Der Tod sei auf der Flucht ständiger Begleiter gewesen. Zunächst hätten die meisten keine konkreten Vorstellungen, aber es spreche sich schnell herum, dass in Italien die Bedingungen schlecht seien und deshalb würden sie sich auf dem Weg weiter nach Norden machen.

Drei Einzelschicksale

Das Schicksal von drei dieser Flüchtlinge, die es nach Österreich geschafft haben, zeigt der Fernsehbeitrag aus „Tirol heute“ von Robert Schuler:

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