Gletscherschmelze: Der Mensch ist schuld
Zwischen 1851 und 2010 war der Mensch für nur etwa ein Viertel des Abschmelzens der Gletscher verantwortlich. Von 1991 bis 2010 waren es bereits zwei Drittel. Das haben Wissenschaftler der Universität Innsbruck mithilfe einer Kombination aus Klima- und Gletschermodellen herausgefunden.
Ben Marzeion
Folgen der Gletscherschmelze
Wenn Gletscher schmelzen, steigt der Meeresspiegel. Dann verändert sich die saisonale Verfügbarkeit von Trinkwasser und Naturkatastrophen können ausgelöst werden. Begonnen hat das Abschmelzen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Mensch ist daran ebenso beteiligt wie die veränderte Sonneneinstrahlung, Vulkanausbrüche und der gestiegene Ausstoß von CO2. Dafür verantwortlich sind vor allem Abgase von Autos und Flugzeugen, Rodung von Wäldern und die Industrie. Doch Gletscher reagieren nicht sofort auf veränderte Bedingungen. „Typischerweise dauert es Jahrzehnte oder Jahrhunderte, bis ein Gletscher sich an das Klima anpasst“, so Ben Marzeion, Klimaforscher der Universität Innsbruck.
Daniel Zangerl
Messung der menschlichen Aktivität
Eine Kombination aus Modellen der Klima- und Gletscherforschung macht es möglich, den Anteil abzuschätzen, der auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. In diesen Berechnungen können einzelne Faktoren berücksichtigt oder eliminiert werden. In die Untersuchung flossen alle Gletscher weltweit, mit Ausnahme der Antarktis, ein.
Einfluss in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen
Über einen Zeitraum von 160 Jahren hängt der Einfluss des Menschen mit etwa 25 Prozent des Eisverlustes zusammen. In den letzten 20 Jahren hat sich dieser Anteil schon auf zwei Drittel gesteigert.
Rummelspacher & Norbert Freudenthaler
Es gebe mittlerweile auch keinen Gletscher mehr, der von dieser Entwicklung nicht betroffen sei, so der Klimaforscher. Aufgrund der langsamen Reaktion der Gletschermassen wird die Schmelze auch weitergehen, selbst wenn das Klima ab sofort unverändert bleiben würde. „Das, was mit den Gletschern in den nächsten 100 Jahren passieren wird, ist also zum Großteil schon in der Vergangenheit festgeschrieben worden. Wir haben es also sozusagen schon verbrochen“, erklärt Marzeion.