Legales Cannabis: Minister bremst Tiroler SPÖ

Die Tiroler SPÖ hat mit ihrem Vorstoß zur Legalisierung von Cannabis eine Debatte ausgelöst. Am Dienstag folgt ein striktes Nein dazu von Gesundheitsminister Alois Stöger (ebenfalls SPÖ). Experten sehen in einer Legalisierung von Cannabis aber durchaus auch positive Effekte.

„Aus gesundheitspolitischer Sicht darf es keinen Schritt geben, der den Konsum von Suchtmitteln erleichtert“, erklärte Stöger in einer Aussendung. Der Minister pocht aber auf den „österreichischen Kurs“, nach dem „weder eine Legalisierung noch eine Liberalisierung denkbar“ sei. Vielmehr setze sein Ministerium auf Prävention: „Sucht darf erst gar nicht entstehen. Aus diesem Grund arbeiten wir an einer nationalen Strategie, die die Entstehung von Süchten eindämmen soll.“

Konsum trotz Verbot

Cannabis ist die illegale Droge, die in Österreich am häufigsten konsumiert wird. Fast jeder dritte Österreicher hat schon einmal Cannabis probiert - also Haschisch oder Marihuana konsumiert. Das Verbot verhindert den Konsum also keineswegs, oft ist das Gegenteil der Fall, darin sind sich zahlreiche Experten einig.

Probleme durch Illegalität

Der Vorsitzende des Suchtbeirates des Landes Tirol und Leiter der Drogenstation im Krankenhaus Hall, Ekkehard Madlung, wünscht sich zwar keinesfalls, dass man weiche Drogen frei in jedem Geschäft kaufen kann, doch er ist klar für eine Entkriminalisierung von Cannabis. „Die Frage ist, wie viel Probleme macht man zusätzlich mit der Illegalisierung, indem man diese Menschen an den Rand der Gesellschaft drängt und in die Kriminalität zwingt. Dadurch werden die Probleme nicht gelöst, es entstehen zusätzliche“, sagt der Arzt.

Mehr Geld für Suchtberatung

Er fordert insgesamt eine andere Drogenpolitik. „Wenn sich die Polizei nicht um Cannabis-Konsumenten kümmern müsste, würde viel Geld frei werden. Wenn man diese Mittel in die Prävention und Therapie stecken könnte, wäre uns von der Suchthilfe viel geholfen und würde ein Schritt in die richtige Richtung sein“, so Ekkehard Madlung.

Durch den Kontakt zum illegalen Markt kommen Cannabiskonsumenten leichter mit härteren illegalen Drogen in Kontakt als Menschen, die ihre Drogen etwa in Apotheken oder speziellen Geschäften wie Coffeeshops in den Niederlanden erwerben können, das zeigten Studien, so Ekkehard Madlung.

Geklontes Haschisch verstärkt Wirkung

Sehr problematisch findet Universitätsprofessor Salvatore Giacomuzzi eine Legalisierung. Er ist auch Suchtberater und Psychotherapeut. Cannabis sei mittlerweile keine harmlose Substanz mehr. Die Pflanzen würden auch gentechnisch verändert. In Kombination mit anderen Drogen sei die Wirkung oft unberechenbar und verheerend. „Mit diesen neuen Reinheitsgraden potenziert sich die Wirkung und da kann niemand sagen, was passiert“, berichtet er.

Rat an Eltern

Es sei wichtig, Jugendliche über Drogen aufzuklären, rät der Leiter der Drogenstation im Krankenhaus Hall, Ekkehard Madlung. „Es geht um eine realistische Aufklärung“, sagt er. Allzu plakative Aufklärung sieht er kritisch. Früher sei Kindern erklärt worden, dass das Leben vorbei sei, wenn man einmal Cannabis konsumiert hätten. „Das hat sich als großer Bumerang herausgestellt“, so der Experte. Cannabis zu verharmlosen, sei auch nicht richtig, weil es mit Risiken verbunden sei, die großen Einfluss auf die Psyche hätten. Es sei wichtig, mit seinen Kindern in Kontakt zu bleiben. „Wenn man das Gefühl hat, dem Kind geht es nicht gut, dann muss man für sich und das Kind Hilfe organisieren“, sagt Madlung.

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