Runder Tisch zum Thema Betteln

Zum Thema Betteln hat es Dienstagabend in Innsbruck einen runden Tisch mit Politikern, Sicherheitsexperten und Vertretern von Sozialorganisationen gegeben. In der Diskussion gab es sehr unterschiedliche Standpunkte. Die FPÖ war nicht eingeladen.

Seit Jahresbeginn ist in Tirol stilles Betteln erlaubt, aggressives Betteln aber verboten - mehr dazu in Betteln still und passiv künftig erlaubt.

Zehn Prozent Verwaltungsübertretungen

Seit der Gesetzesänderung wurden rund 200 Bettler kontrolliert. In etwa zehn Prozent der Fälle seien Verwaltungsübertretungen festgestellt worden, so Martin Kirchler vom Stadpolizeikommando in Innsbruck. Es ging in erster Linie um aufdringliches, agressives Betteln wie Bedrängen, Wegverstellen oder Beschimpfen von Personen, die nichts gegeben haben, so Kirchler weiter.

Runder Tisch Bettelsituation

zeitungsfoto.at

Diskussionsrunde zum Thema „Betteln“

Caritas: „Umkehr im Herz und im Kopf“

Caritas-Direktor Georg Schärmer betonte, dass bettelnde Menschen ein Spiegelbild europäischer Realität seien: „Wir haben es mit Menschen zu tun, die aus Osteuropa aus sehr prekären, fürchterlichen Verhältnissen kommen. Es kommen Menschen, um hier unsere alten Menschen zu pflegen. Es kommen auch Armutsmigranten, um hier Gemüse für unsere Tische zu pflücken. In diesen Fällen sind sie uns willkommen. Wenn sie aber kommen, um um einen kleinen Euro zu betteln, dann werden sie auf einmal zu Feindbildern. Da braucht es eine Umkehr in unseren Köpfen und in unseren Herzen.“

Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) fand es erschreckend, dass das Thema Betteln so entsolidarisierend und angstmachend verwendet werde: „Ich bin der Meinung, dass nicht das Betteln das Problem ist, sondern, dass jene, die betteln ein Problem haben. Es geht darum zu erkennen, dass Armut ein Gesicht bekommt. Und dass jeder Mensch für sich entscheiden kann, ob er was geben will oder nicht.“

Sozialarbeiter der Obdachlosen-Betreuung und Vertreter der Bettellobby Tirol lehnen Bettelverbote ab und betonen, die Freiheit zu betteln sei genauso zu respektieren wie die Freiheit etwas zu geben oder nicht.

FPÖ: „Moralische Beitragstäter“

Die Innsbrucker FPÖ, die sich ja schon von jeher für ein Bettelverbot ausgesprochen hat, war zu der Diskussion nicht geladen. Die „Initiative Minderheiten in Tirol“ hatte als Veranstalter in Kooperation mit dem Haus der Begegnung die Regierungsparteien in Land und Stadt geladen - also ÖVP, Grüne, FI (Für Innsbruck) und SPÖ. Allen anderen war die Teilnahme im Haus der Begegnung an der öffentlichen Podiumsdiskussion aber möglich.

Seitens der FPÖ, die sich ja schon seit jeher für ein Bettelverbot ausgesprochen hatte, meldete sich niemand zu Wort. In einer Aussendung ließ der Klubdirektor im Landtag, Johann Überbacher, aber ausrichten: „Exponenten der Caritas und der Diakonie machen sich indirekt zu „moralischen“ Beitragstätern der organisierten Bettelei“. Örtlich und zeitlich begrenzte Betteleiverbote in den Kommunen und Städten wären verfassungsrechtlich jederzeit möglich, so die FPÖ.

Link: