Mordfall Kammerer: Anwalt erhebt Vorwürfe

Der Anwalt des Verdächtigen im Mordfall Kammerer macht den Ermittlern schwere Vorwürfe. Er spricht davon, dass Indizien in eine bestimmte Richtung getrimmt wurden. Am Freitag findet die zweite Haftprüfung im Mordfall Daniela Kammerer statt.

Seit Ende des vergangenen Jahres sitzt ein 29-jähriger Niederösterreicher in U-Haft. Er steht im Verdacht, die Studentin im Juni 2005 mit einem Messer ermordet zu haben.

Zwei Hauptindizien

Die Anklage stützt sich im Wesentlichen auf zwei Indizien. Zu einem wurden Hautschuppen des 29-Jährigen an der Rockinnenseite von Daniela Kammerer gefunden. Zum anderen belastet ein ehemaliger Wohnungskollege den 29-Jährigen.

Albert Heiss, Verteidiger des Niederösterreichers, erhebt massive Vorwürfe gegen die ermittelnden Beamten der Cold Case Gruppe im Innenministerium. Wenn man den Akt chronologisch aufbereite, sehe man ganz deutlich, wie die Beweise in eine ganz bestimmte Richtung getrimmt worden seien. Außerdem habe er gegen die Gruppe wegen „mehrfacher massiver Rechtsverletzung“ Einspruch erhoben. Auch die Methoden wie man die Leute befragt habe seien zumindest in einem Dienstrechtsaufsichtsverfahren zu klären.

Albert Heiss im Interview mit ORF-Redakteur Alexander Weglehner:

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Anwalt bezweifelt Zeugenaussage

Der ehemalige Wohnungskollege und Zeuge sei zweieinhalb Jahre nach dem Mord telefonisch befragt worden und sei sich damals keinesfalls sicher gewesen, ob der Mandant im Zimmer oder nicht im Zimmer gewesen sei. Achteinhalb Jahre später sei er bei einer Befragung der deutschen Polizei wieder nicht sicher gewesen. Dann werde er von der österreichischen Cold Case Gruppe befragt und sei sich plötzlich absolut sicher, dass der Mandant nicht im Zimmer gewesen sei, so Heiß. „Was eine solche Zeugenaussage wert ist, glaube ich, brauch ich nicht weiter zu kommentieren.“

Hautschuppen auf vielfache Weise übertragbar

Zu den Hautschuppen am Innenrock des Opfers meint Heiss, dass diese auch durch das Sitzen auf einer Couch übertragen werden können. Das habe ihm die Gerichtsmedizin München bestätigt. Dass sein Mandant immer noch in U-Haft sitzt, ist für Heiss ein Skandal. Unabhängig vom Ergebnis der Haftverhandlung habe er vor, der Öffentlichkeit zu unterbreiten, wie schnell in Österreich jemand in U-Haft komme und wie die Rechtsschutzeinrichtungen hier versagt hätten.

Am Freitag um 9.00 Uhr wird neuerlich über die U-Haft verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wollte vor der neuerlichen Haftprüfung nichts mehr zum aktuellen Ermittlungsstand sagen.

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