50 Erntehelfer kündigten Arbeit auf

Am Mittwochvormittag haben 50 Erntehelfer aus Serbien und Rumänien in Thaur überraschend gekündigt. Dem voraus waren dreistündige Verhandlungen zwischen den Erntehelfern und dem Schotthofbauern Josef Norz gegangen.

Günter Mösl, Rechtsexperte der Landarbeiterkammer, bestätigte auf Anfrage des ORF die Kündigungen. Der Rechtsexperte war bei den Verhandlungen dabei gewesen. Bereits am Dienstag hatten die Erntehelfer die Arbeit niedergelegt und am Schotthof gegen zu geringe Bezahlung protestiert - mehr dazu in Erntehelfer demonstrieren für mehr Rechte.

Geld bar auf die Hand

Offensichtlich wurden kollektivvertragliche Ansprüche nicht in der Weise abgegolten, wie es erfolgen sollte, sagt Mösl, besonders Sonderzulagen wie etwa für Überstunden, Nachtarbeit oder Sonntagsarbeit. Der Dienstgeber habe sich bei dem Gespräch verpflichtet, für das Kalenderjahr 2013 auch rückwirkend sämtliche kollektivvertragliche Ansprüche zu begleichen. Man habe den einzelnen Mitgliedern die Möglichkeit gegeben, im Betrieb weiterzuarbeiten oder ihn sofort zu verlassen. Im Endeffekt seien alle Mitarbeiter der Meinung gewesen, den Betrieb zu verlassen. Die Leute würden das Geld allesamt bar auf die Hand bekommen, „was bei einem relativ großen Betrieb auch etwas eigenartig ist“.

Ob auch rückwirkend Nachzahlungen eingeklagt werden, ist derzeit laut Landarbeiterkammer unklar. Viele Erntehelfer hatten bereits mehrere Saisonen in Thaur gearbeitet. Eine Stellungnahme von Josef Norz war bisher nicht zu erhalten.

Erntehelfer bei der Arbeit

ORF.at/Julia Hammerle

Erntehelfer bei ihrer Arbeit auf den Thaurer Feldern

ÖGB unterstützt Forderungen der Erntehelfer

Der Tiroler ÖGB-Chef Otto Leist nennt einen Nettostundenlohn von etwas mehr als fünf Euro beschämend. Er unterstütze deshalb die Forderung der Erntehelfer nach mehr Lohn und besseren Sozialleistungen. Der ÖGB fordert die verhandelnden Parteien auf, für fairere Bedingungen der Erntehelfer zu sorgen, so Leist.

Vermehrte Kontrollen

Generell sagt der Rechtsexperte der Landarbeiterkammer Günter Mösl zu Erntehelfern aus dem Ausland, es handle sich um eine schwere Arbeit, die nicht gut entlohnt werde. Man finde so gut wie keinen Einheimischen, der bereit sei, das zu machen. Die Situation oder Notlage dieser Mitarbeiter könne leichter ausgenützt werden, als bei jemandem, der hier arbeite. Möglichkeiten zur Kontrolle habe die Land- und Forstwirtschaftsinspektion. In den letzten Jahren habe diese ihr besonderes Augenblick auf die Unterkünfte gelegt, jetzt werde sie sich vermehrt auf die Arbeitszeit- und Kollektivvertragsbestimmungen konzentrieren, das sei ihm, Mösl, zugesichert worden.