Bauern streiten mit Gemeinde um Grund

Die Gemeinde Sölden streitet sich mit fünf Venter Bauern um 150 Hektar Wald, Weiden und Wiesen. Die Gemeinde ist Eigentümerin der Flächen, doch das Land Tirol leitete ein Regulierungsverfahren zu Gunsten der fünf Venter Bauern ein, um die Flächen aufzuteilen.

Rund um 150 Hektar Wald, Weiden und Wiesen: Im Ventertal tobt ein Streit zwischen der Gemeinde Sölden und fünf Venter Bauern. Im Grundbuch steht die Gemeinde Sölden, zu der Vent gehört, als Eigentümerin der Flächen. Das Land Tirol hat jedoch ein Regulierungsverfahren zu Gunsten der fünf Venter Bauern eingeleitet, um die Flächen aufzuteilen.

“Bauern wurden 1938 unter Hitler enteignet“

Es handle sich dabei um Grund einer Agrargemeinschaft der Venter Bauern. Der Grund werde seit dem 14. Jahrhundert von Venter Bauern bewirtschaftet. Die Nutzungsrechte über Holz, Weide und Streunutzung würden noch heute im Grundbuch stehen. 1938 seien die Bauern enteignet worden, so der Obmann der Agrargemeinschaft Vent, Markus Pirpamer.

„Gehört Bürgern von Sölden und nicht fünf Bauern“

Die Gemeinde würde die jahrhundertealten Nutzungsrechte der fünf Venter Bauern in keinster Weise bestreiten. Es sei aber nicht einzusehen, dass etwas, was eigentlich 3.100 Bürgern von Sölden gehöre, plötzlich an fünf Einzelbürger verschoben werden solle, so Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden.

Venter Bauern pochen auf ihr Recht

Das Land habe bei der Gründung der Agrargemeinschaft Vent schlichtweg vergessen, den Bauern die jetzt umstrittenen 150 Hektar zuzuschreiben, so die Meinung des Obmanns der Agrargemeinschaft. Die Agrargemeinschaft Vent wurde in der 1970er Jahren gegründet und ging laut Höchstgericht nicht aus Gemeindebesitz hervor.

Schöpf sieht Interesse an Wasser und Fläche im Tal

Der Söldener Bürgermeister vermutet ganz andere Hintergedanken. Es gehe vielmehr um Wasser und um wertvolle Grundflächen am Talboden. Dies könnte jenseits einer agrarischen Nutzung interessant sein, so Schöpf.

„Bewirtschaften Grund aus Liebe zur Sache“

Das habe man aber alles nicht im Visier, entgegnen die Agrarier. Man wolle nur bewirtschaften, was einem zustehe. Man betreibe es nur aus Liebe an der Sache und sei es vor allem den Vorgängern schuldig, so Pirmoser.

Anwalt der Gemeinde sieht Enteignung

Die Gemeinde Sölden wird rechtlich vom Agraranwalt und Landtagsabgeordneten der Liste Fritz, Andreas Brugger, vertreten. Er sieht eine Enteignung der Gemeinde. Die Nutzungsrechte seien in Ordnung und sollten nicht angetastet werden, das sei aber kein Grund, die Gemeinde zu enteignen. „Es kann nicht sein, dass alles, wo eine Kuh ein Maul voll Gras gefressen hat, der Gemeinde weggenommen und den Bauern gegeben wird.“

Anwalt der Agrargemeinschaft empfiehlt Mediation

Gemäßigt und versöhnlich gibt sich die Gegenseite. Ihr Anwalt, Bernd Oberhofer, schlägt in allen strittigen Agrarfällen eine Mediation vor. Wenn beide Seiten ihre Positionen emotionslos darlegen würden, könnte man dem Land viel Gutes tun und eventuell auch in Sölden den Streit weniger lang führen müssen als es derzeit aussehe.

Dieser Streit wird aber wohl noch einige Zeit dauern, denn die Gemeinde Sölden reichte bereits Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof ein.