Weniger Unterstützung für behinderte Schüler

Das MOHI Tirol, das Alltagsbegleitung anbietet, bietet künftig keine Schulassistenz mehr anbieten. Dadurch werden behinderte Kinder beim Schulbesuch nicht mehr unterstützt. Als einen Grund nannte MOHI, dass man sich beim Land als Bittsteller fühle.

Die gemeinnützige Gesellschaft MOHI (Mobile Hilfe) betreut Kinder und Erwachsene mit körperlichen, psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen, damit diese selbständig ihren Alltag bewältigen können. Die Hilfe reicht von Einkaufen über Behördenwege, Arztbesuch, Haushaltsführung oder eben Schulbesuch.

Mehr als 200 Kinder in Tirol erhalten derzeit Schulassistenz. Geleistet wird diese Unterstützung von Assistenten aus den Schulsprengeln und von bis zu 30 Mitarbeitern des MOHI. Darunter zieht MOHI jetzt ein Schlussstrich, erklärte am Montag Geschäftsführer Ludwig Plangger.

Schwache Finanzierung, uneinheitliche Ausbildung

Als Grund nannte er zum einen die völlig verschiedenen Qualifikationen der Schulassistenten, zum anderen die unzureichende Finanzierung der Assistenz. Da zum Teil das Sozialressort (Grüne), zum Teil das Bildungsressort (ÖVP) zuständig sei, gebe es auch zu viele Ansprechpartner. „Es mangelt letztlich an einer politischen Gesamtzuständigkeit, es mangelt daran, dass eine Grundfinanzierung in Hinblick auf eine qualifizierte Schulassistenz nicht sichergestellt ist,“ so Plangger.

Die aktuellen Rahmenbedingungen sähen vor, dass keine bedarfsgerechte Unterstützung für Kinder mit Behinderung angeboten werde und dass mit der schwachen Finanzierung auch kein qualifiziertes Personal für die Schulassistenz angestellt werde. Seit Jahren weise man auf diesen Missstand hin, passiert sei allerdings nichts.

Schlimmstenfalls sitzt Kind planlos herum

MOHI-Koordinatorin Andrea Runggatscher erläuterte am Montag, wie eine solche Nicht-Betreuung sich künftig auf ein betroffenes Kind auswirken könnte. "Für ein Kind mit einer kognitiven Beeinträchtigung könnte fehlende Assistenz heißen, dass das Kind in der Klasse sitzt und wartet, weil es nichts zu tun hat, weil es sich nicht auskennt, weil die Klassenlehrerin auf den Klassenverband schauen muss. Es kann sein, dass das Kind vielleicht 20 Minuten dasitzt und gar nicht weiß, was es zu tun hat!“

Neben einem einheitlichen Ausbildungsstandard, wie er in anderen Bundesländern bereits existiere, fordert das MOHI den Wegfall der Stundendeckung. Derzeit könnten pro Kind nur 23 Stunden Schulassistenz pro Woche über das Land refundiert werden, das sei höchstens ausreichend für eine halbtägig geführte Volksschule. An die Teilnahme an Schulveranstaltungen wie z.B. einem Skilager oder einem Ganztagesausflug sei damit nicht zu denken. Für Bundesschulen und Gymnasien gebe es überhaupt keine Finanzierung für eine Schulassistenz.

Die Rahmenbedingungen in Tirol würden nicht einem modernen Behindertenverständnis im Bildungsbereich entsprechen, ergänzte Runggatscher. Sonderschulen seien nicht mehr zeitgemäß, der sogenannte inklusive Unterricht sei die Zukunft.

Landesrätin: „Zeitpunkt unverständlich“

Für Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) ist der MOHI-Ausstieg gerade zum jetzigen Zeitpunkt – zum Beginn des Schuljahres - nicht nachvollziehbar. „Kinder, Eltern und Lehrpersonal sind verunsichert – das ist wirklich nicht notwendig“, so Baur in einer Aussendung. Sie sei sich bewusst, dass bei der Schulassistenz in den vergangenen Jahren strukturelle Mängel deutlich wurden. Aber jetzt werde intensiv an einer neuen Regelung gearbeitet, die auch zu einer besseren Absicherung der Schulassistentinnen führen soll. „Auch das steht im Regierungsprogramm und sollte dem MOHI eigentlich bekannt sein“, so Baur in der Aussendung.

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