Über das „vergessene Lager“ in Innsbruck

An das „vergessene“ Lager im Innsbrucker Stadtteil Rossau während der NS-Zeit erinnert nächste Woche eine Veranstaltungsreihe des Innsbrucker Stadtarchivs. Dabei wird unter anderem ein Film über das einstige Arbeitserziehungslager Reichenau gezeigt.

Im städtischen Recyclinghof in der Rossau wird heute der Innsbrucker Sperrmüll gesammelt. In der Kriegszeit war dort ein Internierungslager der Nationalsozialisten - damals noch weit abseits jeder Siedlung. Hier wurden unter anderem Hunderte politische Häftlinge gefangen, misshandelt oder in Richtung der Vernichtungslager transportiert.

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Daran erinnert heute ein Gedenkstein, den viele am Weg zum Naherholungszentrum Baggersee gar nicht wahrnehmen. Ausgespart bleibt, dass hier auch Zwangsarbeiter diszipliniert wurden, die in den Augen der damaligen Machthaber die Arbeitsmoral verletzt hatten.

Gedenkstein Rossau

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Auf dem Gedenkstein steht folgende Inschrift: „Hier stand in den Jahren 1941 - 1945 das Gestapo-Auffanglager Reichenau, in dem Parioten aus allen vom Nationalsozialismus besetzten Ländern inhaftiert und gefoltert wurden. Viele von ihnen fanden den Tod.“

Haftzweck: Bestrafung durch Arbeit

Der Haftzweck sei die Bestrafung durch Arbeit im gesamten Innsbrucker Stadtgebiet gewesen, so Matthias Breit. Unter Aufsicht der Wehrmacht mussten Häftlinge des Arbeitserziehungslagers zum Beispiel in der Nähe des heutigen Baggersees Blindgänger entschärfen.

Grabstein am Innsbrucker Militärfriedhof

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Grabstein am Militärfriedhof

Das „Arbeitserziehungslage Reichenau“ war kein Konzentrationslager, dennoch wurden in diesem Lager in Innsbruck Menschen getötet. Es gab Hinrichtungen – so wurden etwa im Jahr 1943 neun sowjetische Zwangsarbeiter hingerichtet. Die sowjetischen Gefangenen wurden gehängt, weil sie beim Räumen einer Bombenruine Marmeladegläser mitgenommen hatten.

Bis zum April 1945 wurden auf diesem Areal Menschen getötet.

Auch Kinder wurden „diszipliniert"

Im Arbeitserziehungslager wurden auch zwölf- bis 14-jährige Kinder diszipliniert, wie es damals hieß. „Der Lagerkommandant Georg Mott wurde 1958 wegen der Tötung eines 13-Jährigen angeklagt“, so Matthias Breit.

Zeitzeugen kommen in Film zu Wort

Aus persönlicher Betroffenheit beschäftigte sich die Familie Breit über Generationen mit dem Thema. Der Geschichtestudent Johannes Breit setzte sich in filmischer Form mit damals noch lebenden Zeitzeugen mit der Zeit auseinander. Einer der ehemaligen Lagerinsassen ist Johann Vaupotic.

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Veranstaltungsreihe des Innsbrucker Stadtarchivs

Der ganze Film wird ab Montag gezeigt.
Vorführung am Montag um 19.00 Uhr im Plenarsaal des Rathauses Innsbruck.

Der Film trägt den Titel „Es ist besser, nicht zuviel um sich zu schauen". Das Arbeitserziehungslager Innsbruck-Reichenau 1941 - 1945. Ein Film von Johannes Breit“

Informationen über alle weiteren Termine sowie Eintrittskarten erhalten Sie beim Innsbrucker Stadtarchiv.

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