Bienensterben und die fatalen Folgen

Die Bedeutung der heimischen Honigbiene ist enorm. Nach Rindern und Schweinen gilt sie als drittwichtigstes Nutztier. Schädlinge, Insektizide, Monokulturen und die zunehmend aufwendige Imkerei setzen dem Bienenbestand jedoch arg zu.

In den letzten 13 Jahren reduzierte sich die Zahl der Bienenvölkern allein in Tirol um 7.000. Jährlich klagen die Imker über Völkerausfälle von 30 bis 50 Prozent. Durch Jungvolkbildung müssen die Verluste wieder wettgemacht werden. Zu über 95 Prozent sind es Hobbyimker, die dadurch den flächendeckenden Bestand der Honigbiene in Tirol sichern.

Varroamilbe auf Biene

Harry meschke dy sahib/Free Software Foundation, Inc. 51 Franklin St, Fifth Floor, Boston, MA 02110-1301 USA

Die Varroamilbe befällt die Bienen bereits im Larvenstadium und beißt sich am entwickelten Individuum fest. Ein unbehandeltes Volk geht daran zugrunde.

Viele Ursachen für Bienensterben

Fast immer, wenn die Natur Not leidet, hat der Mensch seine Finger im Spiel - so auch bei den Bienen. Durch den Versand von Bienenvölkern und Königinnen wurde mit der Varroamilbe ein Schädling importiert, der der westlichen Honigbiene seit Jahrzehnten arg zusetzt. Anders als die östliche Honigbiene, die mit dieser Milbenart sehr gut zurechtkommt, ist die Honigbiene hierzulande dem Feind völlig ausgeliefert. Jedes einzelne Volk leidet an dieser Varroatose, und ohne regelmäßige Eingriffe der Imker würden die Völker zugrunde gehen. Bekämpft wird übrigens ausschließlich biologisch.

Eine maßgebliche Ursache für das Bienensterben stellen auch Insektizide dar, vor allem jene, die gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt werden. In zahlreichen Ländern aufgrund des Bienensterbens mittlerweile verboten, dürfen diese Mittel in Österreich weiterhin verwendet werden. Erst unlängst lehnte das Umweltministerium den Vorschlag der EU-Kommission für ein vorübergehendes Aussetzen dieser Insektenschutzmittel ab.

Biene auf Blüte

APA/Karl-Josef Hildenbrand

Kein anderes Insekt ist derart effizient in der Bestäubung

Weil das Imkern - nicht zuletzt durch das Bienensterben, vor allem aber durch die Varroatose - wesentlich aufwendiger geworden ist als früher, ist auch die Zahl der Imker in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Der Altersschnitt unter den Imkern ist zudem relativ hoch, obwohl sich in den letzten Jahren wieder vermehrt jüngere Menschen für dieses Hobby begeistern. Schlechte Honigjahre wie das vergangene, das sich auf die Geldbörse der Hobbyimker negativ auswirkt, tragen nicht zur Entspannung der Situation bei.

Nutzwert der Honigbiene in Milliardenhöhe

Es sind weniger der Honig und das Wachs, weshalb die Honigbiene für den Menschen von so großer Bedeutung ist. Vielmehr ist es ihre einzigartige Bestäubungsleistung. Rund 80 Prozent der Pflanzen - darunter fast alle Nutzpflanzen für den Menschen - sind auf die Fremdbestäubung angewiesen. Wiederum 80 Prozent davon werden von der Honigbiene bestäubt - weil ein Volk in der Blütezeit bis zu 50.000 Exemplare stark ist und weil die Honigbiene blütentreu ist.

Weltweit wird der Nutzwert der Honigbiene auf über 150 Milliarden Euro geschätzt. Ein Blick in die USA verdeutlicht die Bedeutung der Honigbiene. Viele Farmer zahlen dort Imkern mittlerweile enorme Summen, damit sie ihre Bienenvölker in den Plantagen abstellen. Ohne diese Bestäubungsprämien würde sich der Ertrag der Farmer drastisch reduzieren.

Imker schlagen Alarm und hoffen auf Gehör

Die Hilferufe der heimischen Imker werden von Jahr zu Jahr lauter. Im Bezirk Kufstein etwa setzt man jetzt verstärkt auf Aufklärung, um den Menschen die Bedeutung der Honigbiene näherzubringen. Gleichzeitig sucht man die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, den Gemeinden und den Gartenbesitzern. Die beiden Letzteren könnten dazu beitragen, die für Bienen notwendige Pflanzenvielfalt zu erhalten bzw. wieder zu erhöhen. Die Landwirtschaft möchte man davon überzeugen, dass Monokulturen das Schädlingsaufkommen steigern und chemische Spritzmittel den Bienen und damit langfristig auch dem Menschen schaden.

Stefan Lindner, tirol.ORF.at

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