Mysteriöser Tod eines Snowboarders als Krimi

Der Tod eines kanadischen Eishockeyprofis am Stubaier Gletscher vor 24 Jahren ist jetzt Stoff für ein Buch: Ein Journalist glaubt nicht an einen einfachen Spaltensturz, sondern an einen vertuschten Unfall mit einer Pistenwalze.

Im Jahr 1989 starb Duncan MacPherson am Stubaier Gletscher. Nach dem Snowboarden kam er nie mehr in Füssen, wo er bei einem Freund nächtigte, an. Doch seine Eltern hatten an der offiziellen Version, wonach Duncan durch einen Spaltensturz am Gletscher ums Leben kam, solche Zweifel, dass sie einen Journalisten – John Leake - beauftragten, sich des Falles anzunehmen. In seinem Buch „Eiskalter Tod“, das kürzlich in Innsbruck präsentiert wurde, zählt dieser zahlreiche Ungereimtheiten auf.

Mysteriöser Tod am Gletscher - Buchpräsentation John Leake

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Duncan MacPherson kam vom Snowboarden nicht zurück.

Woher kam zurückgebrachtes Board?

Die Eltern wussten lange nicht, ob ihr Sohn tatsächlich im Skigebiet verschwunden war. Autor John Leake berichtete in Innsbruck über Ungereimtheiten, die seine Recherchen ergeben hätten: „Man hat festgestellt, dass Snowboard und Stiefel zurückgebracht wurden. Das hat die Eltern in die Irre geführt. Weil sie dachten, o.k., er hat das Zeug zurückgebracht, das bedeutet, er hat die Piste verlassen. Er muss irgendwo hingegangen sein. Aber wohin?“

Gewissheit gab es erst im Jahr 2003. Der heiße Sommer gab den Leichnam von Duncan MacPherson frei. Er wurde in einer Gletscherspalte gefunden - mit dem ausgeliehenen Snowboard. Dieser Widerspruch ist für den Buchautor ein Rätsel.

Autor sieht verwischte Spuren

Für John Leake ist vieles rund um den Fall ein falsches Spiel. Er spricht von Vertuschung, von Knochenbrüchen, die laut ausländischen Fachleuten auf einen Unfall mit einer Pistenraupe hindeuteten. In Tirol sei man nachwievor von einem Spaltensturz ausgegangen.

Mysteriöser Tod am Gletscher - Buchpräsentation John Leake

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Autor John Leake bei der Buchpräsentation in Innsbruck.

Falscher Hinweis im Totenschein

„Was ich sehr rätselhaft gefunden habe: Man hat mir den Totenschein gezeigt und dort auf dieser Anzeige stand ‚Wurde eine Obduktion vorgenommen‘. Jemand – der Sprengelarzt, der Gerichtsmediziner – hat also ‚Ja‘ notiert. Aber der Gerichtsmediziner in Innsbruck sagte, er habe keine Obduktion vorgenommen. Warum steht es dann auf dem Totenschein? Das ist eine Urkunde! Warum hat man das falsch notiert?“ fragt sich Autor John Leake.

Mysteriöser Tod am Gletscher - Buchpräsentation John Leake

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Falsche Obduktionsangaben, Knochenbrüche durch einen Unfall mit Pistenraupe - viel Stoff für eine Verschwörungstheorie

StA weiß nichts von Obduktion

Dieser Umstand sei der Staatsanwaltschaft Innsbruck nicht bekannt, hieß es auf Anfrage des ORF Tirol. Es habe zudem nie einen Hinweis auf Fremdverschulden gegeben, sagte Hansjörg Mayr, der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

„Wenn es Hinweise gibt oder begründete Zweifel an der Situation, wird eine Obduktion angeordnet. In diesem Fall haben wir einen Bericht von einem erfahrenen Alpinpolizisten bekommen, der auch Erfahrung hat mit Gletscherleichen hat. Aus diesem Bericht hat sich kein Hinweis auf Fremdverschulden ergeben hat“, so Mayr.

Buchhinweis

John Leake: Eiskalter Tod. Unfall oder Verbrechen? Residenz Verlag 2012. 256 Seiten, 21,90 Euro.

John Leake sieht das anders. Er habe seine eigene Meinung, er habe auch die Meinung von MacPhersons Eltern im Buch dargestellt. Der Leser könne sich jetzt selbst eine Meinung bilden. Sollte es tatsächlich einen Pistenraupen-Unfall am Gletscher gegeben haben, ist er längst verjährt. Für den Buchautor und die Eltern des Opfers bleiben dennoch viele offene Fragen.