Unterinntaltrasse soll Bahn attraktiver machen

Die Eröffnung der Unterinntaltrasse leite eine „neue Ära der Tiroler Verkehrspolitik“ ein, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei der Eröffnungsfeier. Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) sprach von einer zentralen Verkehrsader.

Die Unterinntaltrasse wurde am Montag in Radfeld offiziell eröffnet. Auf der 40 Kilometer langen Hochleistungsstrecke fahren künftig Personenfernverkehrszüge wie der ÖBB-Railjet und Güterzüge mit bis zu 220 km/h - mehr dazu in Unterinntalbahn wird eröffnet. Ab 9. Dezember, mit der Gültigkeit des neuen ÖBB-Fahrplans, beträgt die Fahrzeit von Wien nach Innsbruck vier Stunden und 15 Minuten.

Bahn hängt Auto ab

LH Platter spricht von einem Festtag. Der nächste Schritt ist für Platter die Fertigstellung des Brennerbasistunnels. „Entscheidend ist, dass auch eine effiziente Verlagerung vom Lkw-Verkehr von der Straße auf die Schiene stattfindet“, so Platter. Er wolle diese Umkehr in der Verkehrspolitik. Diese Botschaft scheine aber in Brüssel noch nicht angekommen zu sein, so Platter weiter.

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern sagte: „Mit den neuen Hochleistungsstrecken hängt die ÖBB erstmalig das Auto ab und wird zwischen Wien und Innsbruck konkurrenzfähig mit dem Flugverkehr.“ Für Verkehrsministerin Bures ist die Eröffnung ein wichtiger Schritt. Der Tunnel bedeute nicht nur „rascheren“ Personen- und Güterverkehr, sondern auch leisen Verkehr. „Es ist ein wichtiger Schritt zur Attraktivierung der Bahn und für die Verlagerung des Transits auf die Schiene, nicht nur für Tirol und Österreich, sondern für ganz Europa.“

Tunneleröffnung in Radfeld

ÖBB/Gerhard Berger

EU-Koordinator Pat Cox, Verkehrsministerin Doris Bures, Landeshauptmann Günther Platter, Bürgermeister Radfeld Josef Auer, ÖBB-Chef Christian Kern, ÖBB-Infrastrukturvorstand Andreas Matthä

Bures sieht „gute Chancen“ für ein neues Sektorales Lkw-Fahrverbot auf der Inntalautobahn (A12). Das erklärte die Ministerin am Montag vor Journalisten am Rande des Festakts. Voraussetzung dafür sei die Umsetzung der entsprechenden Empfehlungen der Europäischen Kommission. Diese würden auf dem Tisch liegen, sagte Bures.

Eine dieser Empfehlungen sehe die von LH Platter bisher vehement abgelehnte Verordnung einer durchgehenden Tempo-100-Beschränkung für Pkws auf der Inntalautobahn vor. „Das ist eine politische Entscheidung, die das Land Tirol zu treffen hat“, sagte die Verkehrsministerin. Platter hatte ein durchgängiges Tempo 100 vor wenigen Wochen als „Schwachsinn“ bezeichnet. Der Koalitionspartner SPÖ unternahm jedoch vor kurzem einen Vorstoß in diese Richtung.

Reaktionen: Kommt jetzt „Luft-100er“?

Für die Grünen ist die Unterinntaltrasse ein „Meilenstein“. Sie wollen, dass jetzt auf der Bestandsstrecke präzise getaktete S-Bahn-Züge zwischen Wörgl und Innsbruck fahren. Die Grünen erwarten sich auch, dass nun der „Luft-100er“ auf der A12 umgesetzt wird, damit das erweiterte Güterzugangebot von 200.000 „Müll- und Schrott-Lkws“ genützt wird. Außerdem fordern die Grünen, dass der Railjet künftig auch in Wörgl stehen bleibt. Auch die FPÖ fordert im Zuge der Fertigstellung der Unterinntalstraße, dass das sektorale Fahrverbot für den Schwerverkehr auf der A12 wieder eingeführt wird.

Fritz Gurgiser vom Bürgerklub will, dass die Versprechen, die vor dem Bau der Unterinntaltrasse gemacht wurden, auch eingehalten werden – nämlich dass die „lauten Güterzüge im Tunnel und die leisen Personenzüge auf der Bestandsstrecke fahren“. Dass nun im Tunnel ein „Mischverkehr“ - also langsame Güterzüge fahren gemischt mit schnellen Personenzügen - eingeführt wird, entspreche dem Ziel der notwendigen Lärmbelastung nicht.

„Durch die Einführung einer permanenten Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h fährt kein Transit-Lkw weniger durch Tirol, dafür werden die heimischen Autofahrer bestraft“, kontert der stellvertretende Klubobmann der ÖVP, Jakob Wolf.