Sturm zog Spur der Verwüstung

Ein schwerer Sturm hat am Samstagabend im Tiroler Unterland für Verwüstungen gesorgt. Besonders betroffen ist Ellmau. Mehrere Dächer wurden abgedeckt und etwa 15 Häuser zum Teil schwer beschädigt.

Schwer beschädigt sind in Ellmau das Feuerwehrhaus und das Gemeindehaus. Die Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz, auch die Berufsfeuerwehr Innsbruck kam mit einem großen Kran und einer Hebebühne zu Hilfe. Leute wurden keine verletzt, wegen des starken Regens waren die Straßen schon zuvor praktisch menschenleer. Augenzeugen berichten, dass Windhosen zu sehen gewesen seien.

Nikolaus Manzl

ORF/ZOOM-Tirol

Nikolaus Manzl

Menschen obdachlos geworden

Der Ellmauer Bürgermeister Nikolaus Manzl sagte, er habe derartige Windböen noch nie in Ellmau erlebt. 15 Gebäude seien beschädigt worden. Menschen seien obdachlos geworden, hätten aber mittlerweile an anderen Orten untergebracht werden können. Den größten Schaden habe es beim Feuerwehrhaus und Wohngebäude gegeben. Er gehe von zwei bis drei Millionen Euro Schaden in Ellmau aus, so Manzl.

Besonders stark betroffen war das Hotel Tom Sojer, im Saunabereich hob der Sturm das Dach über den Gästen weg. Maria Sojer schildert die dramatischen Momente:

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Auch Raum Kirchbichl - Wörgl stark betroffen

In Kirchbichl deckte der Sturm das Dach eines Bauernhauses ab. In Wörgl wurde das Dach am Sportplatz abgedeckt und schwer beschädigt, auch ein Auto kam dabei zu Schaden. Auch bei weiteren Häusern in Wörgl wurde das Dach abgedeckt, so beim Hotel Linde oder bei einem Wohn- und Geschäftshaus in der Innsbrucker Straße.

Durch eine Sturmböe stürzte Samstagabend auf der Lofererstraße bei Going ein Baum auf den Wagen einer deutschen Familie. Der Lenker und ein in einem Kindersitz befindliches Baby wurden dabei leicht verletzt und anschließend in das Krankenhaus St. Johann eingeliefert.

Im Stadtzentrum von Wörgl stürzte eine zwölf Meter hohe Fichte um, beschädigte bei das Dach des Gasthofes Weißes Lamm und stürzte in der Folge auf einen Pkw, dessen Lenkerin hinter dem Gasthof vor dem Hagel Schutz gesucht hatte. Die 64-jährige Lenkerin aus dem Bezirk Kufstein musste von der Feuerwehr Wörgl aus dem total beschädigten Autowrack geborgen werden. Sie dürfte unverletzt geblieben sein, allerdings verletzte sich ein Helfer bei der Bergung durch die Glassplitter der geborstenen Autoscheiben. Im westlichen Ortsgebiet von Wörgl wurde beim Gewerbegebiet die Nordumfahrungsstraße durch unzählige Bäume, die von der Autobahnböschung auf die Fahrbahn gestürzt waren verlegt. Eine Zufahrt zur Sparzentrale war nicht mehr möglich.

Zillertaler Alpen: Versorgung unterbrochen

Auch im Olperergebiet in den Zillertaler Alpen hat das Unwetter schwere Schäden angerichtet – so ist die Materialseilbahn und der Weg zur Geraer Hütte völlig zerstört. Der Fußweg wurde durch Unterspülung weggerissen, ebenso die Talstation der Materialseilbahn. Auch die Altereralm ist vom zerstörten Weg betroffen, sie und die Geraer Hütte waren vorerst nur durch einen mehrstündigen Fußmarsch im freien, steinigen Gelände erreichbar. Auch der Versorgungsbus der Geraerhütte, der bei der Materialseilbahn abgestellt war, wurde vom Geröll mehrere hundert Meter mitgeschoben und schwer beschädigt.

In der Nacht des Unwetters hörten die Senner an der Altereralm im Talschluss von Vals, dass der Bach großes Geröll weiterschob. Da der Bach sein Bett bereits verlassen hatte und laut einem der Senner die Hütet bereits zitterte, ließ der Mann gegen 3.30 Uhr das Vieh aus dem Stall und flüchtete selbst zur Nachbaralm. Unklar war zunächst, ob durch das Unwetter Vieh zu Schaden gekommen war.

Angerberg: Baum stürzte auf besetztes Auto

In Angerberg wurde ein Baum umgerissen und stürzte auf ein Haus, sowie auf einen Pkw. Die Insassen, ein deutsches Ehepaar, beide 77 Jahre alt, wurden verletzt. Sie wurden von der Rettung und vom Notarzt erstversorgt und anschließend in das Krankenhaus Kufstein gebracht. Das Hausdach wurde schwer und der Pkw erheblich beschädigt. Weiters wurden in Angerberg mehrere Dächer durch den Sturm beschädigt, sowie von einem Haus die Solaranlage weggerissen.

38.000 Haushalte waren ohne Strom

Durch den Sturm waren am Samstagabend im Unterland auch insgesamt 38.000 Haushalte ohne Strom. Bis etwa 21.25 Uhr konnte der Großteil der Stromversorgung wieder hergestellt werden. Besonders betroffen war der Raum zwischen Kirchbichl und St. Johann. Von den Stromausfällen betroffen waren aber auch der Raum Wörgl, das Brixental und die Wildschönau.

Kunden, die noch keinen Strom haben, weil das Niederspannungsnetz betroffen ist, sollen sich laut TIWAG-Netz AG bei der Hotline 050708 – 123 melden.

Karte mit Stromunterbrechungen

Screenshot TIWAG

Karte der TIWAG mit Versorgungsunterbrechungen, Samstag 19.00 Uhr

Tornado nicht auszuschließen

Es gibt Augenzeugenbericht, nach denen im Inntal vertikale Wolkenschläuche zu sehen gewesen sein sollen. Der Meteorologe Harald Schellander von der ZAMG in Innsbruck sagt dazu, die Entstehung von Tornados sei auch bei uns möglich. In Österreich gebe es etwa drei bis fünf Tornados pro Jahr. Damit sich ein Tornado bilden könne, brauche es einige Voraussetzungen: Es müsse so etwas wie ein Gewitter geben, damit ein Tornado, ein kleinräumiger Luftwirbel, entstehen könne. Weiters müsse die Luftfeuchtigkeit sehr hoch sein, die Luftschichtung labil und eine vertikale Windscherung (Änderung der Windrichtung mit der Höhe) sowie ein Auslösemechanismus müssten vorhanden sein.

Umgestürzte Bäume ragen in Autobahn hinein

ASFINAG Webcam

Bäume stürzten auf Inntalautobahn

Die Loferer Straße musste wegen umgestürzter Bäume bei Ellmau gesperrt werden, konnte aber um etwa 20.00 Uhr wieder für den Verkehr frei gegeben werden. Umgestürzte Bäume behinderten den Verkehr auf der Inntalautobahn bei Wörgl-Ost, während der Bergungsarbeiten musste die Richtungsfahrbahn Innsbruck gesperrt werden. In Wörgl und Angerberg wurden Personen durch umgestürzte Bäume in ihren Fahrzeugen eingeklemmt, sie mussten von den Einsatzkräften befreit werden. Gegen 18.00 Uhr ging in Seefeld im Bereich der „Rosshütten-Klamm“ laut Polizei eine Mure ab, vorerst wurde aber nur ein Forstweg teilweise verschüttet. Zu Behinderungen kam es auch auf der B182, der Brennerstraße, nach einem Erdrutsch musste sie zwischen Innsbruck und Schönberg gesperrt werden.

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