Spaltenbergung: Alpinpolizist tot

Bei den Bergearbeiten nach einem Spaltensturz im Gebiet des Großvenedigers ist ein 52-jähriger Alpinpolizist getötet worden. Ein Bergretter wurde schwer, ein weiterer Bergretter leicht verletzt. Ursache war ein missglücktes Hubschraubermanöver.

Der Bezirksstellenleiter der Bergrettung Osttirol, Peter Ladstätter, sagte, der Hubschrauber sei kurz unterhalb der Unglücksstelle in eine Nebelbank geraten. Der Pilot habe den zwei Bergrettern und dem Alpinpolizisten über Funk kurz mitgeteilt, dass er abdrehen müsse, weil er nicht mehr weiterkomme und dann das Tau ausgeklinkt. Die drei seien dann zehn Meter tief auf den Gletscher gestürzt. Dabei seien die Männer schwer verletzt worden.

Unglücksstelle Prägraten

APA

Unglücksstelle Prägraten

Maschine in Turbulenzen geraten

Nach Informationen der Polizei geriet die Maschine bei schlechter Sicht und Sturm in Turbulenzen. Der Pilot habe daraufhin das Transportseil ausgeklinkt. Die Dreiergruppe stürzte rund zehn Meter auf das Eis.

Da aufgrund der widrigen Verhältnisse kein Hubschrauber mehr fliegen konnte, mussten die beiden Schwerverletzten mit Hilfe der Bergretter vor Ort und am Defreggerhaus anwesender Bergführer und Bergretter zum Defreggerhaus beziehungsweise zur Johannishütte gebracht werden.

Hubschrauberunternehmer spricht von „hartem Aufsetzen“

Geflogen wurde die Dreiergruppe von „Martin 4“, eine in Osttirol stationierte Maschine des Salzburger Hubschrauberunternehmers Roy Knaus.

Das Unglück ereignete sich nach Angaben des betroffenen Hubschrauberunternehmens beim Landemanöver, wo die drei Personen durch „hartes Aufsetzen“ auf die Oberfläche des Gletschers prallten. Beim Absetzen sei es zu „Problemen“ gekommen. In einer Stellungnahme zeigt sich das Unternehmen Heli Austria tief betroffen. „Das ganze Mitgefühl gilt den Angehörigen des Verstorbenen.“

Die Crew von Notarzt Helikopter Martin 4 nach dem Unfall mit Bergrettern

APA/EXPA/JOHANN GRODER

Die Crew von Notarzt-Helikopter „Martin 4“ nach dem Unfall mit Bergrettern

Slowake 40 Meter in Spalte gestürzt

Auf einem Gletscher im Gebiet des Großvenedigers war ein Slowake Samstagmittag 40 Meter tief in eine Spalte gestürzt. Nach einer Unterbrechung wurden die schwierigen Bergearbeiten am Sonntagmorgen wieder aufgenommen.

Unterhalb des 3.559 Meter hohen Rainerhorns im Venedigergebiet stürzte der 35-jährige Slowake am Samstag gegen 12.30 Uhr 40 Meter tief in die Gletscherspalte. Der Mann ist im Eis angeklemmt, nicht ansprechbar und außerdem von nachrutschendem Schnee verschüttet. Die Spalte ist derart eng, dass sich die Rettungskräfte mit einem Schremmhammer zum Verunglückten vorarbeiten müssen.

Gletscher mit Bergearbeiten

Bergrettung Prägraten

Die Bergungsaktion auf dem Gletscher

Bergsteiger wahrscheinlich tot

Bezirksstellenleiter Ladstätter sagte, der Slowake sei kopfüber etwa 40 Meter senkrecht in die glatte Spalte gestürzt. Ein Arzt sei bei der Spalte gewesen und habe gesagt, dass der Bergsteiger wahrscheinlich schon den Sturz nicht überlebt habe. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Bergung abgebrochen. Am Samstag konnte lediglich der Rucksack des Alpinisten geborgen werden.

Hubschrauber am Gletscher

Bergrettung Prägraten

Hubschrauber im Einsatz

Die Flugbedingungen am Sonntag gestalteten sich angesichts Südwindes und schlechter Sichtverhältnisse schwierig. Im Einsatz stehen nach Angaben der Bergrettung 15 Mann und zwei Hubschrauber.

Arbeit mit Schremmhammer in Gletscherspalte

Bergrettung Prägraten

Schwierige Arbeit mit dem Schremmhammer in der engen Spalte

Extrem schwierige Bergung

Nach Informationen der Polizei vom Samstagabend erweist sich die Bergung des Alpinisten als sehr schwierig, da die Spalte teilweise enger als 30 Zentimeter sei.

Blick in Gletscherspalte nach oben

Bergrettung Prägraten

Blick in der Spalte nach oben

Der Verunglückte soll Teil einer achtköpfigen Gruppe sein. Alle acht Teilnehmer sollen angeseilt auf den Großvenediger gestiegen sein. Beim Abstieg in Richtung Defreggerhaus hingegen fuhren fünf Alpinisten unangeseilt mit Skiern ab, die restlichen drei sollen ebenfalls unangeseilt zu Fuß abgestiegen sein. Unterhalb des Rainertörls sei der erste der Dreiergruppe im aufgeweichten Schnee eingebrochen und in die Spalte gestürzt.

Arbeiten an der Spalte

Bergrettung Prägraten

Arbeiten an der Spalte

Roy Knaus

APA/EXPA/Johann Groder

Roy Knaus

Knaus: Pilot wollte Schlimmeres verhindern

Heli-Austria-Chef Roy Knaus verwies am Sonntag im Gespräch mit der Austria Presseagentur (APA) auf Informationen des „sehr erfahrenen Piloten“, der sich angesichts der plötzlich eingefallenen Nebelbank für ein Auslösen des Transportseils entschieden habe, um Schlimmeres zu verhindern.

Nicht nachvollziehbar sei, warum ein firmenfremder Flughelfer - der später getötete Alpinpolizist - mit dabei gewesen ist. Der eigentlich zum Hubschrauber gehörende Flughelfer habe denselben Vornamen, berichtete Knaus.

Pilot mit 2.500 Flugstunden

Am Nachmittag befand sich der Rettungshubschrauber „Martin 4“ im Tal. Der Pilot wurde von der Polizei einvernommen. Dabei handle es sich um einen hauptberuflich bei der Austro Control beschäftigten Fluginspektor, der seit einem halben Jahr nebenberuflich bei der Heli Austria arbeite und mit 2.500 Flugstunden als sehr erfahren einzustufen sei, so Knaus.

Verwirrung durch gleichen Vornamen

Der Pilot habe bei den Shuttleflügen Bergretter und Alpinpolizisten zur Gletscherspalte gebracht, in die ein 35-jähriger Slowake gestürzt war. Dabei habe er geglaubt, der „firmeneigene“ Flughelfer mit dem gleichen Vornamen Franz sei am Seil. Maximal drei Personen dürften dabei mitgenommen werden.

Nach der Information über Funk durch den Alpinpolizisten, die Maschine sei fünf Meter über Grund, sei der Pilot tiefer gegangen und habe angesichts des eingefallenen Nebels entschieden, die beiden Haken auszulösen. Möglicherweise seien die tödlichen Verletzungen dadurch entstanden, weil die beiden Bergretter auf den Alpinpolizisten gefallen seien. Das müsse nun in den Untersuchungen geklärt werden.

Wiederholt Unglücke in Firmengeschichte

Das Helikopterunternehmen Heli Austria geriet schon wiederholt in die Schlagzeilen - mehr dazu in Immer wieder Unfälle in Firmengeschichte Knaus. Das schwerste Unglück ereignete sich am 5. September 2005: Im Skigebiet Sölden im Tiroler Ötztal hatte ein Knaus-Hubschrauber einen etwa 750 Kilo schweren Betonkübel über einer Gondel der Schwarzen-Schneid-Bahn verloren, die in der Folge in die Tiefe gerissen wurde.

Aus einer zweiten Kabine wurden durch die Schwingungen des Seils sechs Skifahrer hinausgeschleudert. Für neun Deutsche, darunter sechs Kinder im Alter von zwölf bis 14 Jahren, endete das Unglück tödlich.