Kirchenvolk boykottierte Pfarrer

Am Sonntag ist es in der Pfarrgemeinde Amras in Innsbruck bei der Erstkommunion zu einem Boykott des Kirchenvolkes gegen den dortigen Pfarrer gekommen. Die Diözese kritisiert den Pfarrer scharf und räumt am Freitag Handlungsbedarf ein.

Geschiedene, Wiederverheiratete und Gläubige, die nicht jeden Sonntag die Kirche besuchen - sie alle seien der Kommunion nicht würdig, sagte Pfarrer Patrick Bußkamp vor der Kommunionsspende am Sonntag in Amras. Daraufhin seien nur die Kinder zur Kommunion gegangen, alle Erwachsenen blieben demonstrativ sitzen, schildert eine Mutter, die anonym bleiben möchte, gegenüber ORF Tirol.

Abt spricht von fehlendem pastoralem Feingefühl

Bußkamp selbst bestätigte die Vorwürfe telefonisch, verweigert hätte er die Kommunion aber niemandem, sagte er. Zu einem Interview war er nicht bereit. Abt Raimund Schreier, sozusagen Vorgesetzter des Pfarrers, bedauerte den Vorfall und sprach von fehlender Sensibilität: „Es ist sehr unklug, bei so einer Feier das zu tun. Das habe ich auch meinem Mitbruder gesagt.“

Für Schreier ist die Vorgangsweise althergebracht, denn die Realität sei eine andere. Das müsse auch die Kirche akzeptieren, ohne dass man die Dinge einfach laufen lasse, sondern die Menschen immer wieder aufmerksam mache. Aber wie ein Polizist aufzutreten sei fehlendes pastorales Feingefühl, so Schreier.

Generalvikar: „müssen handeln“

„Es besteht dringender Handlungsbedarf“, so formulierte es am Freitag der Generalvikar der Diözese Innsbruck, Jakob Bürgler, „das ist ein klares Signal der Gläubigen. Es muss ein klärendes Gespräch geben. Ich empfinde das Geschehene als Zuspitzung einer Frage, die schon länger besteht. Wir bekommen immer wieder Meldungen aus der Pfarre Amras, dass Menschen mit der Art des Pfarrers unzufrieden sind.“

Gläubige zeigen sich enttäuscht

Dass man auch die letzten verbliebenen Schäfchen so vergräme, sei unverständlich, zeigte sich auch eine betroffene Mutter enttäuscht. Eine andere Gottesdienstbesucherin meinte zu diesem Vorfall, die Macht des Klerus sei die Geduld des Gottesvolkes - und diese gehe zu Ende. Erst Mitte April war es am Weißen Sonntag zu einem Aufruhr in der Kirche gekommen. In Imsterberg hatte ein Priester einer Gläubigen die Kommunion verweigert - mehr dazu in religion.ORF.at.