Ischgl: Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach dem tödlichen Lawinenabgang auf eine Piste in Ischgl hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung aufgenommen. Geprüft wird, ob sich durch das Unterlassen einer Sperre jemand schuldig gemacht hat und ob der Lawinenabgang vorhersehbar war.

„Wir prüfen, weshalb die Piste nicht gesperrt war“, erklärte Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Anklagebehörde gegenüber der APA. Die Ermittlungen richteten sich gegen Mitglieder der zuständigen Lawinenkommission sowie des Betreibers, der Silvrettaseilbahn AG. „Es ist bereits ein Sachverständiger beauftragt worden“, fügte Mayr hinzu.

Im Auftrag des Liftbetreibers hatte die örtliche Lawinenkommission die Situation zuvor beurteilt.

Lokalaugenschein an der Lawine

Donnerstagvormittag machten sich ein Sachverständiger und die Alpinpolizei zu Fuß auf den Weg zur Abbruchstelle der Lawine im Skigebiet. Wegen starkem Wind konnte der Hubschrauber, der sie zur Abbruchstelle der Lawine bringen soll, nicht fliegen.

Grundsätzliche Frage nach der Verantwortung

Auch gesicherte Pisten wie die in Ischgl befinden sich im hochalpinen Raum. Im Gegensatz zum freien Gelände muss hier aber nicht der Skifahrer selbst oder sein Bergführer die Gefahr einschätzen. Im Auftrag des Liftbetreibers beurteilt hier die örtliche Lawinenkommission die Situation. Nach deren Beurteilung wird sich der Liftbetreiber in der Regel richten und eine Piste sperren oder offen halten.

Verbreitet große Lawinengefahr

Am Mittwoch hatte der Lawinenwarndienst Lawinenstufe drei am Vormittag und Stufe vier, also große Lawinengefahr, für den Nachmittag ausgegeben.

War Lawine vorhersehbar?

Wenn eine Spontanlawine auf eine Piste abgeht, und Menschen verletzt oder getötet werden, muss die Staatsanwaltschaft die Frage klären, warum sie nicht gesperrt war. Eine große Rolle spielt die Frage, ob die Lawine vorhersehbar gewesen ist oder nicht.

Piste war für Skifahrer nicht gesperrt

Die rote Piste in Ischgl war am Mittwoch offen. Es hatte nur wenige Zentimeter geschneit, die Strecke war nach Auskunft der Silvrettaseilbahn in der Früh abgefahren worden. Die Lawine, die dann gegen 12.15 Uhr abging, war rund 100 Meter breit und bis zu 1,50 Meter hoch. Für den verschütteten Skifahrer kam jede Hilfe zu spät - mehr dazu in Schwede stirbt bei Lawinenabgang.

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Lawinenabgänge auf Pisten sind selten

Dass Lawinen auf Pisten abgehen, ist selten, kommt aber immer wieder vor. Im Jahr 1980 wurden zwei Mitglieder einer Lawinenkommission wegen eines Lawinenabgangs auf die Innsbrucker Seegrube wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen durch Unterlassung zu Geldstrafen verurteilt. Damals starben drei Personen. Am 24. Jänner dieses Jahres ging im Skigebiet Rifflsee eine Lawine auf eine Skipiste nieder, wobei aber niemand zu Schaden kam - mehr dazu in Lawine ging auf Skipiste nieder.