Versuche an Kindern: Verfahren wurde damals eingestellt

Im Zusammenhang mit zweifelhaften Therapiemethoden in der Innsbrucker Kinderpsychiatrie in den 70er Jahren hat die Staatsanwaltschaft 1980 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das aber nach mehreren Gutachten eingestellt worden war.

Den Stein ins Rollen brachte 1980 ein Bericht im ORF. Die Staatsanwaltschaft begann daraufhin zu ermitteln, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hansjörg Mayr. Das Verfahren wurde aber eingestellt, nachdem ein Gutachten zu dem Schluss gekommen war, dass bei dem verabreichten Mittel Epiphysan mit keinen Nebenwirkungen zu rechnen sei. Gutachter war Cornelius Kryspin-Exner. Er war damals der Chef der heute umstrittenen Psychiaterin Maria Nowak-Vogl, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hansjörg Mayr. - mehr dazu in Auch in Innsbruck Versuche an Heimkindern

Kinder terrorisiert und eingeschüchtert

Die bereits verstorbene Nowak-Vogel soll laut dem Historiker Horst Schreiber in den 70er Jahren Epiphysan, ein Mittel aus der Tiermedizin zur Vermeidung von Brunftverhalten bei Kühen, angewandt haben, um ihrer Ansicht nach „sexuell übererregte“ Mädchen zu therapieren. Zudem habe sie Kinder „terrorisiert und eingeschüchtert“ und sie als Forschungsgegenstände vorgeführt.

Laut Mayr wurden damals zusätzlich zu dem Gutachten Stellungnahmen weiterer Ärzte eingeholt. Auch diese hätten darin übereingestimmt, dass nach damaligen Stand keine Nebenwirkungen bei Epiphysan zu erwarten gewesen seien. „Daher wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Unklar, wieviele Kinder betroffen

Historiker Schreiber sieht im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in den 1970er Jahren nach wie vor eine „ganz große Forschungslücke“. Wie viele Kinder betroffen waren, könne er derzeit nicht seriös beantworten. Zuerst müssten die Krankenakten gesichtet werden, die zum Großteil noch erhalten seien. Er selbst habe im Rahmen seiner Forschungsarbeit, an deren Ende das Buch „Im Namen der Ordnung. Heimerziehung in Tirol“ stand, Einsicht in manche dieser Fälle nehmen können. Einige der Betroffenen hätten sich auch beim Opferschutz gemeldet.