Schneelast lässt Tirol stöhnen

Mit starkem Schneefall und Windböen zieht das Sturmtief „Andrea“ seit Donnerstagabend über Tirol. Zahlreiche Straßen und Bahnstrecken mussten gesperrt werden. In Galtür wurden drei Fußgänger in gesperrtem Gebiet verschüttet, in Innsbruck wurden Häuser evakuiert.

Eine Frau war gemeinsam mit zwei Kindern auf einem Parkplatz in Galtür in gesperrtem Gebiet im Ortsteil Wirl unterwegs, als die Gruppe von einer Lawine verschüttet wurde. Die Kinder konnten unverletzt geborgen worden, die Frau war verletzt, aber ansprechbar.

Im Bezirk Landeck waren am Freitag bei einem Lawinenabgang auf eine Bundesstraße mehrere Fahrzeuge betroffen. Nach Angaben der Polizei konnte bei St. Jakob am Arlberg ein Lawinendamm einen Teil der Schneemassen abfangen. Eines der Fahrzeuge wurde beschädigt, die Insassen blieben unverletzt.

Mehrere Häuser evakuiert

In Innsbruck mussten am Freitagabend mehrere Wohnhäuser im Bereich der Nordkette evakuiert werden. Betroffen waren Häuser westlich des Rechenhofes. Die Bewohner wurden in mehreren Hotels untergebracht.

In Buchen bei Telfs im Bezirk Innsbruck-Land musste am Nachmittag ein Gasthof evakuiert werden. Durch die Schneelast auf dem Dach war es bei den Stützbalken zu Rissen in der Wand gekommen. Das Gebäude durfte am Freitag nach einer behördlichen Anordnung nicht mehr betreten werden.

Schneeräumung Galtür

ORF

Die Schneeräumungsfahrzeuge waren - wie hier in Galtür - im ganzen Land im Großeinsatz

Lawinenabgänge auf Straßen

In der Nacht auf Freitag mussten zahlreiche Straßen aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Felbertauernstraße wurde nach einem Lawinenabgang auf Salzburger Seite zwischen Matrei und Mittersill gesperrt. Gesperrt war auch die Silvretta Hochalpenstraße ab Galtür sowie die Seefelder Straße beim Grenzübergang Scharnitz. Freitagnachmittag ging zwischen Mayrhofen und Ginzling eine Lawine auf die Straße ab, verletzt wurde niemand. Auch auf die Silvrettastraße bei Kappl ist am Nachmittag eine Lawine abgegangen, drei Autos - ein Schneeräumfahrzeug, ein vollbesetztes Taxi und ein Pkw - wurden verschüttet, verletzt wurde aber niemand. Auch St. Anton war am frühen Abend aufgrund eines Lawinenabgangs nicht mehr erreichbar, ebenso die Tourismusorte Ischgl und Galtür. Aber auch viele kleinere Ortschaften vor allem im Bereich Wattens-Schwaz waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Sperren wegen umgestürzter Bäume

Viele Straßen waren auch wegen umgestürzter Bäume gesperrt, wie etwa die Mieminger Straße zwischen Obsteig und dem Holzleitensattel und auch zahlreiche kleinere Straßen, wie etwa die Straße nach Vomperberg, die Großvoldersbergstraße, die Straße zwischen Vögelsberg und Wattens und die Gemeindestraße zwischen Weer und Weerberg.

Feuerwehreinsatz wegen umgestürzter Bäume

ORF

Die Feuerwehr entfernt auf der Straße zwischen Wattens und Volders umgestürzte Bäume.

Umgestürzter Baum bei der Karlskirche

FFW Volders

Wie an so vielen anderen Stellen in Tirol auch knickte auch bei der Karlskirche in Volders ein Baum über der Straße ein.

Anstieg der Lawinengefahr

In den Staulagen des Arlberg, Außerfern, der Silvretta, den westlichen Nordalpen und am westlichen Alpenhauptkamm betrug der Neuschneezuwachs 40 bis 60 Zentimeter. In den nördlichen Stubaier und Ötztaler Alpen, den Tuxer und Zillertaler Alpen sowie entlang des Osttiroler Tauernkammes waren es 30 bis 50 Zentimeter. In den östlichen Nordalpen, den Kitzbüheler Alpen sowie im südlichen Osttirol waren es noch 15 bis 30 Zentimeter. Nach einer kurzen Beruhigung am Samstagvormittag erwarteten die Meteorologen die nächste Schneefallperiode aus Nordwesten. Gebietsweise herrschte in Tirol große Lawinengefahr - Stufe 4 der fünfteiligen Skala - mehr dazu in Lawinenlagebericht des Landes Tirol.

In Lechaschau stürzten mehrere Fichten auf ein Haus. Der Sachschaden beträgt rund 10.000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Stromversorgung teilweise unterbrochen

Auch die Störtrupps der TIWAG waren die ganze Nacht unterwegs. Umgestürzte Bäume beschädigten zahlreiche Stromleitungen. Bereits am Abend waren rund 10.000 Haushalte ohne Strom - diese Störungen konnten bis 22.00 Uhr behoben werden. Kurz nach Mitternacht verschärfte sich die Situation neuerlich, schilderte Klaus Schüller von der TIWAG Netz AG.

„Störtrupps“ zu Fuß unterwegs

Etwa 3.000 Haushalte waren Freitagvormittag ohne Stromversorgung, zu Mittag waren es noch rund 1.000, am Nachmittag dann wieder 4.300. Besonders betroffen waren weiterhin bzw. wiederum das Achental und ausgedehnt der Raum Gnadenwald östlich von Hall bei Innsbruck. Dort konnten die „Störtrupps“ der Tiwag nur zu Fuß zu den betroffenen Stationen vordringen, um die Schäden zu beheben.

Die zweite Hochspannungsleitung ins Außerfern konnte jetzt wieder instand gesetzt werden. Die Versorgung ist damit wieder mit einer zweiten Leitung abgesichert. In manchen Fällen lagen Stromleitungen nach Baumstürzen auf der Straße. In solchen Fällen raten Experten der TIWAG, größtmöglichen Abstand zu halten.

Arbeiten an Fahrleitung

ÖBB

Die Einsatztrupps der ÖBB arbeiten auf Hochdruck

Zahlreiche Bahnstrecken unterbrochen

Auch mehrere Bahnstrecken waren von den Folgen des Wintereinbruchs betroffen. Die Bahnstrecke zwischen Reutte und Ehrwald musste gesperrt werden. Hier stürzten Bäume in die Oberleitung.

Räumtrupps im Großeinsatz

Die Westbahnstrecke im Unterland war seit 7.00 Uhr Früh unterbrochen, allein zwischen Wattens und Schwaz mussten 30 Bäume von den Fahrleitungen entfernt werden. Freitagnachmittag konnte die Strecke wieder freigegeben werden. Unterbrochen war auch die Verbindung zwischen Innsbruck und Scharnitz, später dann nur mehr der Grenzübergang Scharnitz. In allen Fällen wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, die Bahnkunden mussten allerdings lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Am Nachmittag war noch die Westbahnstrecke zwischen Zams und Schönwies gesperrt.

Am späten Nachmittag wurde dann noch die Arlbergbahn zwischen Ötztal und Bludenz gesperrt, es gab einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Dieser Ersatzverkehr wird so lange aufrecht erhalten, so lange die Schnellstraße für Busse befahrbar bleibt, heißt es von den ÖBB. Morgen, Samstag, soll die Situation um 12.00 Uhr neu beurteilt werden. Im Fernverkehr sei mit größeren Verzögerungen zu rechnen, bedauerte ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel.

Urlauber verlassen Tal über Notweg

Im Kaunertal wurde den Urlaubern am Freitag sogar empfohlen abzureisen, weil nicht absehbar sei, wie lange die Straßensperre noch andauert. Etwa 800 Gäste haben das Kaunertal am Freitag dann über einen Notweg verlassen. Vereinzelt bleiben die Gäste, sagt Bürgermeister Pepi Raich.

Auch in anderen Bundesländern hat das Sturmtief Schäden verursacht - mehr dazu in Schäden durch Sturm „Andrea“ im Westen

Starke Schneefälle auch in Südtirol

Auch Südtirol war von dem Schlechtwettereinbruch betroffen. 500 Mann des Winterdienstes standen mit 270 Fahrzeugen nach Angaben des Landes im Einsatz.

2.700 Kilometer an Landes- und Staatsstraßen betreuen die Straßenwärter von ihren 47 Stützpunkten im ganzen Land aus. Auf höher gelegenen Verkehrsverbindungen gab es Kettenpflicht. Größere Probleme blieben vorerst aus.