Alt-Bischof für Verheiratete als Priester

Der frühere Innsbrucker Diözesanbischof Reinhold Stecher hat sich im „Zeitzeugengespräch“ für Verheiratete als Priester ausgesprochen. Er sei aber nicht für die Abschaffung des Zölibats, beides solle möglich sein.

Hier wäre „eine Veränderung notwendig“, sagte Stecher. „Wenn es Jesus gemacht hat, kann es nicht so falsch sein. Unter seinen Aposteln gab es eine ganze Reihe Verheirateter“, meinte er Mittwochabend beim „Zeitzeugengespräch“ von ORF Tirol und „Tiroler Tageszeitung“ in Innsbruck anlässlich seines bevorstehenden 90. Geburtstags am 22. Dezember.

Zurückhaltender bei Frauenweihe

Bei der Diskussion, ob auch Frauen für das Priesteramt in der katholischen Kirche zugelassen werden sollen, gab sich der Altbischof etwas bedeckter. Seiner Meinung nach handle es sich um eine „grundsätzliche Frage“, die die Kirche entscheiden müsse. „Die Frauenweihe war zur Zeit Jesu zwar aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse nicht möglich, aber ich wüsste nicht, was rein biblisch-dogmatisch dagegen einzuwenden wäre.“

„Ungehorsam“ ein „Aufschrei“

Die Forderungen der Pfarrerinitiative mit ihrem Aufruf zum Ungehorsam bezeichnete der von 1980 bis 1997 als Bischof der Diözese Innsbruck tätige Stecher als ein „breitgestreutes, flächendeckendes Anliegen“. „Man kann das nicht einfach so wegwischen, ohne dass man Realitätsverweigerung betreibt“, sagte Stecher. Es handle sich dabei nicht um eine Zeitgeisterscheinung, sondern um „sachliche Erwägungen“, die mit der „Gesamtbotschaft Jesu Christi“ übereinstimmen würden. Das Wort „Ungehorsam“ sei wohl als „Aufschrei“ gemeint worden, da „leisere Töne“ zuvor in der Kirche nicht beachtet worden seien.