Kammer fordert Kassenarzt-Reform

Die Stelle eines Kassenarztes muss rundum modernisiert werden, fordert die Ärztekammer. Derzeit gibt es zwar genügend praktische Ärzte, aber zu den aktuellen Bedingungen will kaum einer einen Kassenvertrag.

Derzeit sind die Rahmenbedingungen so unattraktiv, dass sich kürzlich in Innsbruck um drei Kassenstellen nur ein einziger Arzt beworben hat. 70 Prozent aller Ärzte mit Gebietskrankenkassenverträgen sind laut Ärztekammer über 50 Jahre alt und werden in den nächsten 15 Jahren ihre Berufstätigkeit einstellen. Von dem Wechsel sind Allgemeinmediziner noch stärker betroffen als Fachärzte, doch auch bei diesen sind bereits 66 Prozent über 50.

Verlängerung der zulässigen Arbeitszeit

Mit einem am Mittwoch präsentierten Maßnahmenpaket will die Ärztekammer Kassenstellen wieder attraktiver machen. Es geht erstens um eine Verlängerung der zulässigen Arbeitszeit. Wenn ein Kassenarzt derzeit mehr als die erlaubten 20 Stunden für die Patienten da ist, wird ihm laut Kammer das Honorar gekürzt.

Leistungskatalog anpassen

Die Ärzte fordern zweitens einen zeitgemäßen Leistungskatalog, der den geänderten Krankheitsbildern gerecht wird. Im niedergelassenen Bereichen etwa seien Palliativmedizin, Onkologie oder Rheumatologie große Themen, für die es genügend Ressourcen brauche, sagt Momen Radi, der Sprecher der Niedergelassenen in der Ärztekammer. Auch die Kinder- und Jugendpsychologie liege von der Versorgung her im Argen.

Flexiblere Formen für Kassenarztstellen

Als dritte zentrale Forderung wollen die Ärzte flexible Zusammenarbeitsformen, z.B. eine Gruppenpraxis, oder die Teilung einer Kassenstelle auf zwei Ärzte, oder Ärzte-Netzwerke. Diese neuen Formen könnten auch die zwei vorgeschriebenen Wochenenddienste überflüssig machen, die Kassenverträge in entlegenen Gegenden zusätzlich unattraktiv machen. Der vorgelegte Maßnahmenkatalog, so Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger, zielt darauf ab, den Kassenvertrag an heutige Verhältnisse anzupassen. Wechselberger sagt, die Vorstellungen wie man den Beruf ausübt, hätten sich geändert, man wolle zusammenarbeiten und nicht unbedingt hinausgehen um dann 30 Jahre lang als Einzelkämpfer Medizin zu treiben.