Tirol bei Aids-Forschung vorne dabei

In ganz Österreich werden AIDS-Patienten nach einem in Tirol entwickelten Modell betreut. Ein Blick auf die Aids-Forschung in Tirol anlässlich des Welt-Aids-Tages zeigt, dass man auch bei der Suche nach einem Impfstoff in Tirol mit vorne dabei ist.

Robert Zangerle

Medizin Universität Innsbruck

Robert Zangerle

Solange es keinen Impfstoff gegen das HIV-Virus gibt, müssen die Patienten lebenslang mit einer Kombinationstherapie behandelt werden. An der Aids-Ambulanz der Innsbrucker Klinik wird die Arbeit seit vielen Jahren genau wissenschaftlich dokumentiert. Eine bisherige Frucht dieser akribischen Arbeit ist ein neues Modell der Patientenbetreuung. Dieses „Innsbrucker Modell“ konnte vom Leiter der Aids-Ambulanz Robert Zangerle österreichweit etabliert werden.

Die auf diesem System beruhende Software registriert einen jeden Ablauf in der Behandlung, außerdem verfügt die Software über einen Netzwerkplan in dem etwa die Zusammenarbeit von Aids-Hilfe, Johannitern und Mobilem Hilfsdienst koordiniert werden. Langfristig wolle man durch einen Vergleich der Daten neue Behandlungsstrategien entwickeln, sagt Zangerle.

Impfstoff auf Gentherapie-Grundlage

In Bezug auf die Entwicklung eines Impfstoffes ist es Wissenschaftlern an der Medizin-Universität Innsbruck gelungen, ein Gen zu konstruieren, das den Eintritt des HI-Virus in die Zellen hemmt, sagt Dorothee von Laer, Leiterin der Sektion für Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Dorothee von Laer

Medizinische Universität Innsbruck

Dorothee von Laer

Zellen, in denen dieses Gen eingebaut wurde, bilden spezielle Eiweißmoleküle, sogenannte „C Peptide“. Diese speziellen Moleküle schützen ihre benachbarten Zellen und verhindern die Vermehrung des HIV-Virus. „Der Körper würde sozusagen sein eigenes Arzneimittel einsetzen“, erklärt von Laer die Funktionsweise dieses Mechanismus. Bis es aber so weit sei und das Gen eine aktive Impfstoffwirkung zeige, seien noch weitere Forschungen und Studien notwendig. Ein Impfstoff gegen HIV könnte eventuell in zehn Jahren verfügbar sein, sagt Laer.

550 Patienten in Innsbruck in Behandlung

Der Welt-Aids-Tag

Der von der WHO erstmals 1988 ausgerufene und von der UNAIDS organisierte Welt-Aids-Tag findet jährlich am 1. Dezember statt und zielt auf Toleranz und Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Kranken.

In Österreich leben derzeit rund 8.000 Menschen mit einer HIV-Infektion, damit sei die Infektionsrate höher als in den neunziger Jahren, stagniere aber, sagt Robert Zangerle. An der Aids/HIV-Ambulanz der Universität Innsbruck werden etwa 550 Patienten behandelt. Durchschnittlich wird die erste Diagnose einer HIV-Infektion in einem Alter von 35 Jahren gestellt, 28,9 Prozent aller HIV-Infizierten sind Frauen.