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Abschied von der „Höttinger“

Bernhard Schlechter ist durch Zufall Almwirt geworden, jetzt geht der Wirt der Höttinger Alm oberhalb von Innsbruck in Pension. In 22 Jahren bewirtete er auf seiner Alm unzählige Menschen und erlebte vieles. Das Almleben habe ihn unter anderem Demut gelehrt, sagte der gebürtige Steyrer.

Den 68-Jährigen könnte man durchaus als „bunten Hund“ bezeichnen, im positiven Wortsinne. Schon früh zog es den Oberösterreicher in die weite Welt. Unter anderem an die Nordsee, allein dort verbrachte er mehrere Jahre als Surflehrer und wurde ganz nebenbei auch Segel-Europameister.

Bewerbung als Hüttenwirt war ein Jux

Auch als Skilehrer verdiente der rührige Sportler sein Geld, über einen Freund bzw. einen neuen Job kam er nach Tirol und hörte von der Neuverpachtung der Höttinger Alm. Sein Vater riet ihm kopfschüttelnd ab, erzählt Bernhard Schlechter lachend.

Vielmehr machte er sich einen Jux aus der Bewerbung und wettete 1.000 Schilling darauf, dass er den Job nicht bekommen würde. Als Nicht-Landwirt und unbekannter Oberösterreicher rechnete er sich keine Chancen aus. Es kam anders, ein neuer, aufregender Lebensabschnitt begann und die Wettschulden bei einem Freund waren schnell beglichen.

drohnenaufnahme höttinger alm
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Idyllisch schmiegt sich die Höttinger Alm an die Hänge der Nordkette

Heute erzählt der Hüttenwirt von aufregenden ersten Wochen, schlussendlich hatte er keinerlei Erfahrungen als Hüttenwirt, auch nicht in der Gastronomie. Inzwischen sind 22 turbulente Jahre vergangen, viele Gäste wurden zu Freunden und so manches Highlight darf in seinen Erzählungen nicht fehlen. Etwa eine Beachparty, zu welcher der Hüttenwirt einen Katamaran auf den Berg schleppte. „Jetzt ist er völlig übergeschnappt“, hätten so manche damals gemeint, erzählt der Wirt schmunzelnd.

Sendungshinweis

„Tirol heute“, 15.10.2022
19.00 Uhr, ORF 2

Übergeschnappt sei er bis heute gottseidank nicht, aber viel gelernt habe er durch das Leben auf der Alm sehr wohl. Das Almleben und das Leben inmitten der Natur lehre viel Demut, sagt Bernhard Schlechter. Und ohne viel Arbeit gehe es ohnehin nicht. 16-Stunden-Tage seien normal, aber auch kein Problem, wenn man diesen Job mag. Ruhetage gibt es auf der Höttinger Alm bislang keine, im Winter allerdings ist die Alm zu.

Fotostrecke mit 10 Bildern

höttinger alm 1911
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Die Höttinger Alm im Jahr 1911
Höttinger Alm
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Die Höttinger Alm liegt unterhalb des Brandjochs und der Frau Hitt
stube
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Das „Triumvirat“ bei seiner morgendlichen Besprechung: Patrick, Bernhard und Gabi
höttinger alm oktober
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Winterfreuden Anfang Oktober für den Almwirt
bernhard schlechter als caddy
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Bernhard Schlechter in den 80ern als Caddy für seinen Surf-Sponsor
schlechter bernhard beim surfen
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Der Almwirt als talentierter Segler und Surfer – er wurde Segel-Europameister!
totale höttinger alm
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Höttinger Alm auf knapp 1.500 Metern Seehöhe
bernhard und gabi
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Bernhard Schlechter und seine Frau Gabi oberhalb der Alm mit prächtigem Blick auf die Stadt
Höttinger Alm
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Die Alm als beliebtes Ausflugsziel
Höttinger Alm
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Im Winter ist die städtische Alm geschlossen, im Herbst ist sie Ziel für Wanderer und Biker

Jetzt freut sich der 68-Jährige mit seiner Frau Gabriele auf die Pension. Die letzten Tage als Hüttenwirt stehen vor der Tür, Mitte November ist dann endgültig Schluss für ihn auf der „Höttinger“. Nadja Berchtold folgt als neue Pächterin der städtischen Alm. Bernhard Schlechter und seine Frau dürfen sich weiterhin inmitten der Tiroler Natur wohl fühlen, denn seit letztem Jahr haben sie sich in einem alten Bauernhaus im Navistal eingemietet. Und fühlen sich dort pudelwohl, wie sie sagen.