Almen unter Druck

In Tirol gibt es mehr als 2.000 Almen, auf denen im Sommer bis zu 240.000 Tiere ihre „Sommerfrische“ genießen. Ein wirtschaftlicher Grund ist, das Futter im Tal für den Winter zu sparen.

Beim Stichwort „Alm“ tauchen bei vielen Menschen idyllische Bilder auf, von friedlich weidenden Kühen und malerischen Hütten vor einer markanten Bergkulisse. Einheimische und Touristen erwarten diese Bilder beim Wandern oder Mountainbiken. Die traditionelle Tiroler Kulturlandschaft ist etwas einzigartiges, doch sie ist in Gefahr.

Eine Alm aufzulassen, ist ein Tabu in Tirol, doch einige Bauern denken derzeit darüber nach. Durch die Zunahme der sogenannten großen Beutegreifer, Wolf und Bär, durch die Klimaerwärmung und steigende Kosten, etwa für Hirten, gerät die Almwirtschaft zunehmend unter Druck.

Weideflächen drohen zu „verbuschen“ und zuzuwachsen. Dadurch steigt die Lawinengefahr im Winter. Die Zahl der Milchkühe auf den Almen nimmt ab, die Zahl der Mountainbiker*innen steigt stetig. Früher wurde auf den meisten Almen noch Butter und Käse produziert. Heute setzt man vermehrt auf pflegeleichtes Jungvieh und Mutterkühe mit ihren Kälbern. Konflikte zwischen Kuh und Gast häufen sich.

Die zunehmenden Risse durch Wolf und Bär bringen viele Bauern in Rage. Die Diskussion wird längst nicht mehr sachlich geführt. Immer mehr Schafbauern lassen ihre Tiere im Tal. Für die ORF-Dokumentation besucht Teresa Andreae mit ihrem Team mehrere entlegene Tiroler Almen und zeigt die nicht verkitschte Realität.

Auf die Bodenalm im hintersten Zillertal müssen die Kühe über steile Steinstufen aus der Barockzeit hinaufklettern. Die Besitzer kämpfen seit Jahren für einen gut begehbaren Weg. Sonst könnte die 250 Jahre alte Alm aufgelassen werden. Aus den Almschweinen, die auf der Oberbrunnalm bei Scharnitz vor den Augen der Gäste grasen, produziert der innovative Bauer Speck, den es nur auf der Alm zu essen gibt.

Und im Verwalltal trotzt eine erfahrene Schafhirtin den Raubtieren. Mit ihren sechs Hirtenhunden engagiert sich Anita Gnigler für ein aufwendiges Erdenschutzprogramm. Mit einer romantischen, sommerlichen Auszeit hat ihre Arbeit nichts zu tun, es ist ein beinharter Knochenjob. Am Ende des Sommers denkt Anita Gnigler manchmal ans Aufhören, doch im Frühling zieht es die leidenschaftliche Hirtin wieder hinauf auf die Alm.