TIWAG Kraftwerk bei Kirchbichl am Inn
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Chronik

Fischsterben: Land und TIWAG kontern

Nach der scharfen Kritik des Tiroler Fischereiverbandes haben nun Land und Energieversorger reagiert. Es würden zahlreiche Maßnahmen laufen, um die intensive Nutzung der Gewässer und den ökologischen Fischbestand möglichst auszugleichen.

Geht es nach der Landesstromgesellschaft TIWAG und den zuständigen LH-Stv. Josef Geisler (ÖVP), so gibt es bereits umfassende Bemühungen zur Schonung der Tiroler Fischbestände. Der vom Fischereiverband unter anderem kritisierte starke Sunk- und Schwallbetrieb von Wasserkraftwerken soll mit der neuen Wasserrahmenrichtlinie der EU verboten werden, so der Landesenergieversorger TIWAG. Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass die Richtlinie erst 2027 in Kraft tritt.

Durchaus gehen mit der Maßnahme auch ein paar Umstellungen einher: Um die starken Wasserschwankungen zu verhindern, muss zum Beispiel beim Kraftwerk Silz ein großes Ausgleichsbecken gebaut werden.

TIWAG verwundert über Kritik der Fischer

Über die harten Worte des Fischereiverbandes zeigt man sich bei der TIWAG erstaunt. Seit Jahrzehnten habe der Energieversorger ein gutes Verhältnis zu den Fischern, so Martin Schletterer vom Fachbereich Ökologie bei der TIWAG. „All unsere Projekte mit Umweltverträglichkeitserklärung enthalten umfassende Maßnahmen, die auch genau in die betreffende Richtung gehen. Wir versuchen, die Gewässer aufzuweiten, zu strukturieren und Seitengewässer anzubinden, weil das natürlich eine ganz wesentliche Rolle für ein funktionierendes Flusssystem spielt“, kontert Schletterer die Kritik.

Der Fischereiverband hat zuletzt mit einer Studie auf einen erheblichen Artenrückgang bei Tirols Fischen hingewiesen. Grund für das Fischsterben sei die Zerstörung von Lebensräumen für Fische – unter anderem durch die Tiroler Wasserkraft.

Pressekonferenz mit (von rechts nach links) Andreas Schiechtl, Zacharias Schähle und Andreas Bachler
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Vorangegangenen Donnerstag hat der Fischereiverband vor dem Aussterben mehrerer Tiroler Fischarten gewarnt. Dabei nahmen sie vor allem die heimischen Wasserkraftwerke in die Pflicht

Geisler verweist auf Bemühungen für Fischbestand

LH-Stv. Geisler beschwichtigt mit Blick auf die Warnungen des Fischereiverbandes. Als Zuständiger sowohl für Energiewirtschaft als auch für Fischerei in Tirol meint Geisler, dass es bereits bei allen großen Kraftwerken Fischaufstiege gebe. Außerdem habe das Land mit dem Bund, dem WWF und dem Fischereiverband seit 2008 am Inn und seinen Seitenarmen 18 Revitalisierungsprogramme umgesetzt. Am Lech sollen bis 2021 14 Millionen Euro in die Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Lebensräume fließen.

Landesrat Geisler mit Wasser Tirol Geschäftsführer
Land Tirol
Für LHSTv Josef Geisler geht es für die Fische in Tirol wieder bergauf

Neues Wasserkraftwerk in Reutte

Die Forderung des Fischereiverbandes, die Wasserkraft in Tirol nicht weiter auszubauen, hat praktisch keine Chancen. Aktuell plant das E-Werk Reutte am Kniepass ein drittes Wehrfeld mit Schleuse. Das Genehmigungsverfahren sei so gut wie abgeschlossen, erklärt Vorstand Christian Hilz.

Er weist zurück, dass – wie vom Fischereiverband scharf krisiert – der Lech im Natura-2000-Gebiet immer wieder stellenweise trockenliege. Die Fische hätten immer noch genügend Restwasser. Eine rechtliche Handhabe durch Fischereiberechtigte ist in dem meisten Fällen ohnehin nicht möglich: Große Teile dieser Fischereirechte halten Energierversorger wie die TIWAG und das E-Werk Reutte selbst.