Bisher mussten die Teilnehmenden zum Beispiel bei einer Evakuierung eines Altenheimes, einer Suchaktion, nach Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen ihr Können beweisen. Die letzte realitätsnahe Großübung, ein Flugzeugabsturz, verlangte den Einsatzkräften noch einmal alles ab. An dem simulierten Unglücksort ging es darum, zahlreiche Verletzte zu bergen.
Nach der Einsatzalarmierung sind dutzende Rettungswagen, die Feuerwehr, die Bergrettung und die Polizei auf dem Weg zum Absturzort im Ahrental. Nahe der Deponie liegt das Flugzeugwrack. 60 Passagiere müssen evakuiert werden und die Schwer- und Leichtverletzten sind zu versorgen, bevor das ausgebrochene Feuer auf den Innenraum übergreift.
Ausstieg aus Übung jederzeit möglich
Im Freien warten die schwerverletzten Opfer auf die weitere Versorgung. Stefanie Hellrigl aus Absam ist eine von ihnen. Am Oberkörper blutüberströmt, stecken große, künstlich angebrachte Glassplitter in einer Gesichtshälfte. „Die Fensterscheibe ist durch den Aufprall gesprungen und sie haben mich heraus gezerrt“, erzählt sie gegenüber dem ORF Tirol. „Wenn es dann wirklich sozusagen zum Spielen ist, dann bin ich voll in der Rolle drin“, so Hellrigl. Es sei aber auch jederzeit möglich, aus der Rolle auszusteigen und zu signalisieren, wenn etwas nicht passe.
Einer der geforderten Einsatzleute ist Harald Greiter vom Roten Kreuz Landeck. „Die große Herausforderung ist einfach, dass man extrem viele Patienten hat und dass wir momentan extrem unterbesetzt sind“, sagt er. Das Einsatzleiterteam geht wie im Echtfall vor. Die Logistik mit Material- und Patiententransport muss von der ersten Minute an funktionieren.
„Haut nie so hin, wie man es sich vorstellt“
Die Herausforderungen bei so einer Übung kennt der leitende Notarzt Michael Laimer sehr gut. „Es haut nie so hin, wie man es sich vorstellt, aber wir versuchen, rasch Ordnung hinein zu bringen“, schildert Laimer. Die Phase, in der man sich einen Überblick verschaffen muss, gehöre zur stressigsten Zeit.
Für die fast durchwegs jungen Einsatzkräfte des Roten Kreuzes ist die zweitägige Großübung eine erste Praxiserfahrung. „Es gibt für jedes Szenario eingeteilte Beobachter, das heißt erfahrene Menschen, die sich das von außen anschauen“, so Martin Dablander, Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Tirol.

Gerade bei den jüngeren und noch weniger erfahrenen Sanitäterinnen und Sanitätern merke man, dass sie einen großen Sprung machen, ist Ruth Doyle, Obmann-Stellvertreterin in der Bezirksstelle Innsbruck, überzeugt. „Ich glaube es ist ziemlich nah an der Realität“, sagt sie. Die Darsteller werden vorher ausführlich über ihre fiktiven Krankheiten und Verletzungen informiert und so auf ihre Rolle vorbereitet.
Feedback rundet Übung ab
Im Anschluss gebe es unmittelbar eine Feedback-Runde mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Beim Abschluss ist es immer schön zu sehen, dass das Erlernte greift und dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr sicher werden, das System erkannt haben und es gut umsetzen können“, sagt Dablander. So sei die intensive, aber lehrreiche Katastrophenübung eine unbezahlbare Erfahrung für den Ernstfall.
Insgesamt waren 200 Statistinnen und Statisten, rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes, 30 Spezial-Einsatzkräfte im Feldspital, Notärztinnen sowie weitere 100 Teilnehmer anderer Einsatzorganisationen involviert. Nach den zwei Übungstagen fällt das Fazit des Roten Kreuzes sehr erfreulich aus. Klar sei, dass die zahlreichen Katastrophenhelferinnen und -helfer Tirols für einen Einsatz gerüstet seien.