Die Wirtschaftskammer Tirol möchte die konkrete Situation bei kika/Leiner sowie die wirtschaftlichen Hintergründe beim Erkauf des Unternehmens nicht Stellung nehmen. Klar sei aber, „dass die aktuelle Situation im Möbelhandel – so wie im gesamten Handel – alles andere als einfach ist“, sagt Roman Eberharter, Sprecher des Tiroler Einrichtungsfachhandels.
Der heimische Möbelhandel habe schon im Vorjahr ein reales Umsatzminus hinnehmen müssen. Auch derzeit gebe es nur nominelle Umsatzzuwächse bzw. aufgrund der Inflation einen Umsatzverlust. Die hohen Energiekosten, der Fachkräftemangel und die Teuerung würden den Möbelhändlern enorm zusetzen, meint Eberharter.
Positives Signal für betroffene Mitarbeiter
Trotz der schwierigen Lage seien zahlreiche familiengeführte stationäre Einrichtungsfachhändler bemüht, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Lieferantinnen und Lieferanten zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Der Berufsgruppensprecher sendet dabei „ein positives Signal“ an die von der kika/Leiner-Insolvenz betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Ich bin überzeugt, dass sie angesichts des bestehenden Fachkräftemangels baldige Stellenangebote aus dem Handel und auch aus der Möbelbranche erwarten können“, so Eberharter. Zuvor hatten das Arbeitsmarktservice und das Land Tirol signalisiert, dass sich die Betroffenen keine Sorgen machen müssten. Stattdessen würden sie schnell wieder einen Job finden – mehr dazu in Kika-Pleite: Land und AMS beruhigen.
Arbeiterkammer ortet „Vampirtaktik“
Bei den insgesamt 216 Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern von kika/Leiner sitze der Schock tief, heißt es von der AK Tirol. Sie kritisiert einmal mehr das Geschäftsmodell des Investors René Benko. Anfang Juni war bekannt geworden, dass er das Unternehmen seiner Signa-Immobiliengruppe verkauft. Der neue Eigentümer hatte angekündigt, ein Insolvenzverfahren anzumelden und österreichweite Filialen einzustellen – mehr dazu in Kika schließt drei Standorte mit Ende Juli.
Die Art und Weise, wie es bei kika/Leiner dazu kam, stößt bei der AK sauer auf. Laut der Arbeitnehmervertretung konnte Benko im Zuge der Covid-19-Förderungen mehr als drei Millionen Euro an öffentlichen Geldern für kika/Leiner lukrieren. Im Vergleich zur Summe bei einem anderen österreichischen Möbelmarkt sei das „bemerkenswert“.
Benko habe damit für sich gewinnbringend, jedoch auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler investiert. „Vampirartig saugt er Unternehmen aus, nimmt höchstmögliche Förderungen in Anspruch, stößt die Firmen ab und lässt die Menschen im Stich, wenn sie für ihn nichts mehr abwerfen“, sagte AK-Präsident Erwin Zangerl.
Andrang in Filialen, AK rät zur Vorsicht
Während derzeit viele Menschen vom Schlussverkauf und den hohen Rabatten in den kika/Leiner-Filialen profitieren wollen, rät die AK Tirol zur Vorsicht. Auch für Kundinnen und Kunden ergeben sich teilweise viele Fragen. Die Konsumentenschützer:innen der AK Tirol raten deshalb zur Vorsicht.

Grundsätzlich habe der Insolvenzverwalter eines insolventen Unternehmens ein Wahlrecht bei bestimmten Verträgen. Das betrifft Verträge, die noch nicht oder noch nicht vollständig erfüllt wurden. Der Insolvenzverwalter könne dabei entscheiden, ob er daran festhält oder davon zurücktritt. Kundinnen und Kunden haben andererseits kein Wahlrecht. Auf ihrer Internetseite stellte die AK mehrere Tipps für Konsumentinnen und Konsumenten zusammen.
AK informiert Belegschaft
Für die kommende Woche werden Details zum weiteren Ablauf des angekündigten Sanierungsverfahrens erwartet. Die AK Tirol lädt inzwischen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der betroffenen Standorte zu Betriebsversammlungen ein. Dabei bietet die AK gemeinsam mit der Gewerkschaft wichtige Informationen und Hilfestellungen an. Besonders wichtig sei in jedem Fall, nichts zu unterschreiben und zuerst Beratung einzuholen.