Ein junges Bartgeier-Weibchen  aus Bayern wird nun dringend in Salzburgs Bergen gesucht. Bavaria dürfte bei uns die Kalkhochalpen mehr lieben als den deutschen Nationalpark beim Watzmann. Und zuletzt ist ihr GPS-Sender ausgefallen, mit dem ihre Wege nachverfolgt werden. Nun ersuchen die Bayern die Salzburger Bevölkerung um Sichtmeldungen.
Markus Leitner
Markus Leitner
Umwelt

Unerwarteter Bartgeiernachwuchs in Osttirol

Fast unbemerkt ist ein kleiner Bartgeier im Innergschlöß bei Matrei i. O. aus dem Ei geschlüpft. Das Kücken und seine Eltern sollen vollkommen ungestört bleiben. Nicht nur für Experten ist es deshalb schwierig, Aufnahmen vom Bartgeiernachwuchs zu bekommen.

Das Bargeierjunge sitzt derzeit noch in einem Horst im Innergschlöß mit Blick Richtung Großvenediger. Einen Blick auf das Jungtier zu erhaschen ist selbst für Experten wie den zuständigen Nationalpark-Ranger Gunther Gressmann schwierig, denn die Tiere sollen vollkommen ungestört bleiben: „Man darf sie unbedingt nur aus der Ferne beobachten, denn jede Störung ist sehr schlecht.“

Population erholt sich

Dass jetzt unverhofft ein neuer Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern lebt, ist jedenfalls ein gutes Zeichen für die Population der Vögel, erklärte er: „Je mehr Jungtiere ausfliegen, desto stabiler wird sie, weil es damit immer mehr Individuen gibt, die diese Population auch erhalten können.“

Bartgeier-Küken im Horst
Michael Popovic
Das Bargeier-Küken im Horst – fotografiert von Michael Popovic

Beim Vatertier handelt sich um den 2008 ausgewilderten Pinzgarus. Während er seine morgendlichen Kreise am Himmel zieht und Nahrung sucht, kümmert sich Mutter Glocknerlady um das Jungtier.

Fotograf machte erste Aufnahmen vom Jungvogel

Auf die Entfernung ist es äußerst schwierig, Bilder vom Nachwuchs zu erhalten. Gelungen ist das dem Hobbyfotografen Michael Popovic aus Salzburg: „Bartgeier sind meine Lieblingsvögel, aber ein gutes Foto zu bekommen ist schwierig, wenn man gegen die Sonne knipsen muss oder Nebel hereinzieht. Aber was soll man machen – das ist halt Natur pur“, lachte der Bartgeier-Fan.

Fotograf Michael Popovic
ORF
Michael Popovic ist fasziniert von den seltenen Vögeln

Überraschender Bruterfolg

Wie alt das Kleine ist, ist schwer zu sagen, denn seine Geburt war auch für die Biologen eine Überraschung: „Wir haben ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass die Brut erfolgreich ist – also war die Freude umso größer. Vor einer guten Woche ist dann festgestellt worden, dass ein Jungvogel im Horst ist. Eventuell ist es ein Nachgelege oder ein sehr spät gelegtes zweites Ei“, spekulierte Park-Ranger Gunther Gressmann.

Wie das Ganze genau zugegangen ist, sei aber gar nicht so wichtig, betonte er. Man freue sich jedenfalls sehr, dass es im Innergschlöß endlich mit dem Brutpaar geklappt habe.

Wildbiologe Gunther Gressmann und seine Praktikantin
ORF
Wildbiologe Gunther Gressmann und seine Praktikantin versuchen, einen Blick zu erhaschen

Wann das Jungtier flügge wird, ist derzeit dementsprechend schwierig vorauszusagen – wahrscheinlich im Mai oder im Juni. Klar ist auch noch nicht, ob es sich um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. Fest steht jedoch, dass der langerwartete Nachwuchs einen Meilenstein für die Wiedereingliederung der Bartgeier im Nationalpark Hohe Tauern darstellt.