Laut aktuellen Zahlen des AMS übersteigt die Nachfrage nach Lehrlingen das Angebot deutlich. Mit Ende Mai waren im Bundesland Tirol exakt 1.138 offene Lehrstellen beim Arbeitsmarktservice registriert. Dem würden 288 sofort einsatzbereite Lehrstellensuchende gegenüberstehen.
Die meisten Lehrlinge werden weiterhin im Einzelhandel (250), in der Beherbergung (230) und im Baunebengewerbe (202) gesucht. Die Anzahl der offenen Lehrstellen im Einzelhandel ist im Vergleich zur gleichen Zeit im Vorjahr allerdings besonders deutlich gesunken (-49,8 Prozent). Gestiegen ist die Anzahl der offenen Lehrstellen im Baunebengewerbe (+29,5 Prozent) und dabei insbesondere im Bereich Gas-, Wasser- und Heizungsinstallationen (+100 Prozent).
Zahl der Lehranfänger nimmt wieder leicht zu
Die Lehre sei wieder attraktiver, das würde man an der leicht steigenden Zahl der Lehranfänger merken, meinte der Lehrlingskoordinator der Wirtschaftskammer, David Narr, gegenüber dem ORF Tirol. „Die Coronadelle ist definitiv überwunden. Wir haben letztes Jahr schon steigende Zahlen gehabt, was die Eintritte in die Fachberufslehre betrifft. Wir haben auch heuer klar steigende Tendenzen. Wir sind also auf einem guten Weg in Tirol.“
Tatsächlich nehmen die Zahlen seit dem Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nur sehr leicht zu und das Vor-Corona-Niveau ist auch noch nicht erreicht. Im Jahr 2019 befanden sich 3.326 im ersten Lehrjahr, im vergangenen Jahr 2022 waren es um rund vier Prozent weniger (3.191).
Mehr Maturanten absolvieren eine Lehre
Die Lehre ist für Maturantinnen und Maturanten populärer geworden. Haben im Jahr 2007 noch rund 20 Personen nach der AHS-Matura eine Lehre gemacht, sind es mittlerweile über 300. Insgesamt absolvieren rund 400 Personen mit Matura eine Lehre.
Für diejenigen, die sich für eine Lehre interessieren, ist es noch nicht zu spät. Die meisten beginnen mit der Lehre im September und es gebe noch genügend Angebote seitens der Wirtschaftskammer oder des WIFI Tirol.
Lehrlinge werden gebraucht
Da es allgemein an Arbeitskräften fehlt, sei der Bedarf an Lehrlingen natürlich besonders hoch, erklärte David Narr. Hohe Pensionierungswellen und eine aktuell sehr gut funktionierende Wirtschaft etwa würden dazu beitragen, dass viele Menschen gebraucht werden.
Berufsausbildung hilft gegen Arbeitslosigkeit
Eine berufliche Ausbildung sei das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit, das zeigen Zahlen des AMS. Ende Mai hatte fast jeder zweite Arbeitslose (39,5 Prozent) maximal einen Pflichtschulabschluss, also weder einen Lehrabschluss noch eine höhere Schulausbildung. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit maximal Pflichtschulausbildung lag im April zuletzt bei 13,6 Prozent. Bei Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung lag der Wert mit 5,3 Prozent und bei Akademikerinnnen und Akademikern mit 1,6 Prozent deutlich darunter.