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Politik

Innsbruck: Mütterprotest nach „Bier-Eklat“

Zu einem ungewöhnlichen Protest ist es am Donnerstagvormittag bei der Sitzung des Innsbrucker Gemeinderates gekommen. Mehr als zwei Dutzend Mütter besetzten mit ihren Babys das Plenum. Sie bekundeten ihre Solidarität mit Gemeinderätin Janine Bex (Grüne), die in der vorangegangenen Sitzung angefeindet worden war.

Bex war bei der Sitzung im April verbal angegriffen worden. Sie hatte am Plenum des Gemeinderates mit ihrem Baby im Arm teilgenommen und ein alkoholfreies Bier konsumiert. Die Causa hatte vor einem Monat auch über Tirol hinaus für Aufregung und Schlagzeilen gesorgt. Zu fortgeschrittener Stunde kam es in der Sitzung zu einem Eklat.

Über den genauen Auslöser gingen die Meinungen auseinander. Die Diskussion entzündete sich rund um Gemeinderätin Bex, die ihr drei Monate altes Baby – unter anderem zum Stillen – mit zur Sitzung genommen hatte. Zum Trinken hatte sie eine Flasche alkoholfreies Bier vor sich.

SPÖ-Klubobmann Helmut Buchacher sprach in einer Wortmeldung damals von einem Bild, das nicht hierher gehöre. Dazu kamen weitere Stimmen. Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) meinte, eine Frau mit Kind habe im Gemeinderat nichts verloren. Damit war der Eklat inklusive mehrfacher Anfeindungen angerichtet.

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Die Gemeinderätin Janine Bex (Grüne) war in der Innsbrucker Gemeinderatssitzung im April angefeindet worden

Gruppe von Eltern setzte Zeichen

Zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Donnerstag stärkte eine Gruppe von Müttern und einigen Vätern mit einer Protestaktion im Sitzungssaal des Rathauses der Gemeinderätin den Rücken.

Um 9.00 Uhr waren mehrere Eltern mit ihren Säuglingen bzw. Kleinkindern im Raum anwesend. Weitere Personen im Publikum konsumierten teilweise auch (alkoholfreies) Bier. Gegen 9.30 Uhr machten sie mit den mitgebrachten Glasflaschen lautstark auf sich aufmerksam. Anschließend verlasen sie eine Stellungnahme und sprachen sich gegen Sexismus und für Geschlechtergerechtigkeit aus. Bürgermeister Georg Willi (Grüne) unterbrach die Sitzung.

„Wir Frauen müssen zusammenhalten, egal welcher politischen Fraktion wir angehören, und deshalb sind wir hier“, sagte eine der Aktivistinnen gegenüber dem ORF Tirol. „Dass genau solche Mütter nicht beschimpft und diskriminiert werden, sondern dafür wertgeschätzt werden, was sie machen und sich in die Politik einbringen“, meinte eine andere Mutter mit Kind.

„Man erlebt immer noch Anfeindungen“

Eine weitere Teilnehmerin der Aktion habe sich sehr darüber aufgeregt, wie Bex behandelt wurde. „Ich fühle mich selbst angesprochen, weil ich zwei Kinder habe und stillende Mutter bin, und man erlebt einfach immer noch Anfeindungen, das geht nicht“, so die Aktivistin.

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Mehrere Mütter setzten am Donnerstag ein solidarisches Zeichen für die Innsbrucker Gemeinderätin Bex

Klubobmann Helmut Buchacher (SPÖ) hatte seine Kritik an Bex später präzisiert. Es sei ihm überhaupt nicht um das Baby gegangen, sondern vielmehr um das Trinken aus der Bierflasche während der Sitzung – unabhängig davon, ob es sich dabei um alkoholfreies Bier handelt oder nicht.

Alkohol beschäftigt Gemeinderat weiter

In der Folge des Eklats sorgt das Thema Alkohol im Innsbrucker Gemeinderat weiter für Diskussionen. Die Grünen brachten inzwischen einen Antrag auf Alkoholverbot rund um die Sitzungen ein. Sie sprechen davon, dass der Gemeinderat immer wieder Bühne für untergriffige und unwürdige Szenen sei.

Der Konsum von Alkohol spiele dabei eine Rolle. Unter Hilde Zach als Bürgermeisterin gab es bereits einmal ein Alkoholverbot im Innsbrucker Gemeinderat – mehr dazu in Grüne fordern Alkoholverbot im Gemeinderat.