Ötztaler Ache
Praxmarer
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Umwelt

Ötztal: WWF-Studie zeigt Wasserknappheit

Der Ausbau des Kauntertalkraftwerks zu einem Pumpspeicherkraftwerk soll die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der WWF am Dienstag präsentierte. Der WWF forderte erneut von der TIWAG ein Ende der Ausbaupläne.

Studienautor Ulrich Wild-Pelikan vom Ingenieurbüro „Projekt Wasser“ sprach am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck hinsichtlich einer möglichen Wasserknappheit im Ötztal durch den Kraftwerksausbau von mannigfaltigen Problemen.

„Neuschnee und Niederschlag nehmen statistisch gesehen laufend ab und lassen den Abfluss in die so wichtigen wasserversorgenden Flüsse stetig sinken“, erklärte er. Der Anteil des Gletscherwassers von bis zu 80 Prozent werde über die Jahrzehnte auf nahezu Null gehen, so Wild-Pelikan. Angesichts dieser Prognosen sei der Kraftwerks-Ausbau im Kaunertal schlicht nicht ratsam.

Konflikt „Trinkwasser versus Kraftwerk“

„Das Ötztal steht in Sachen Wasserversorgung auch ohne dieses veraltete Ausbauprojekt der TIWAG vor großen Herausforderungen“, sagte Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek. Der Konflikt zwischen „Trinkwasser versus Kraftwerk“ werde sich jedenfalls noch zuspitzen, prognostizierte sie.

Venter Ache
Sebastian Frölich
Aus den Venter Ache soll ein Großteil des Wassers für das Kraftwerk entnommen werden

WWF fordert Ausbau-Stopp und Photovoltaik-Ausbau

Es könne in Zeiten der Klimakrise und der Gletscherschmelze jedenfalls nicht angehen, dass die TIWAG bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im Ötztal für ihr Projekt ableiten möchte, zeigte die Gewässerschutzexpertin kein Verständnis.

Dadurch werde es für das niederschlagsarme Ötztal auch soziale Auswirkungen geben, zumal sich der Wasserverbrauch in den nächsten Jahrzehnten etwa durch den Tourismus sogar noch erhöhen werde, analysierte Urbanek: „Einzig logische Konsequenz wäre für das Land Tirol ein Ausbau-Stopp und das Setzen auf alternative Modelle, etwa auf Photovoltaik.“

Bettina Urbanek, WWF
ORF
Bettina Urbanek rechnet mit sozialen Auswirkungen im Ötztal

Land sieht keine Gefährdung bei Wasserversorgung

Keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung sah man beim Land. „Mehr als 90 Prozent des Tiroler Trinkwassers stammen aus Quellen, nicht aus Grundwasser oder Oberflächenwasser aus Bächen oder Flüssen“, erklärte der Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, Markus Federspiel, gegenüber der APA.

Anders als etwa in anderen Teilen Österreichs komme es damit faktisch zu keinen Nutzungskonflikten zwischen der Trinkwasserversorgung und anderen Nutzungen. Diese Frage sei auch ein wesentlicher Teil des UVP-Verfahrens in Sachen Kaunertal, wurde betont.

Grüne sehen Diskussionsverweigerung bei Landesregierung

Kritik an der schwarz-roten Landesregierung äußerten auch die Tiroler Grünen. „Eine Gefährdung der Wasserversorgung für Landwirtschaft und Menschen im Ötztal ist ein massives Bedenken“, nahm Klubobmann Gebi Mair in einer Aussendung Bezug auf die am Dienstag präsentierte Studie.

Die Landesregierung solle ihre „Diskussionsverweigerung“ beim Kaunertal-Kraftwerk beenden, so der Klubobmann. Die Regierung halte sturheil am Kraftwerk fest und begebe sich damit in die Fänge der landeseigenen TIWAG.

Berghänge werden laut Studie durch Ausbau instabiler

Die Studie folgt unter anderem auf zwei Gutachten vom Jänner diesen Jahres. In diesen wird dargelegt, dass die Berghänge rund um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und diese durch Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk noch instabiler werden würden – mehr dazu in WWF: Instabile Hänge bei Kraftwerksausbau.

Als Grund dafür wurde eine Verstärkung der Wasserspiegelschwankungen durch den Ausbau genannt. In weiterer Folge forderte der WWF die TIWAG auf, ein damit in Verbindung stehendes Sicherheitsgutachten herauszugeben und warf dieser letztlich „Geheimniskrämerei“ vor.

Ausbaupläne für Kraftwerk bereits 2009 eingereicht

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung des Kraftwerks war 2012 gestellt worden. Ende Februar reichte die TIWAG die Unterlagen für das Ausbauvorhaben bei der zuständigen UVP-Behörde erneut ein. Man habe alle Gutachten durch die neuesten Entwicklungen ergänzt, die geplanten Ausgleichsmaßnahmen überarbeitet und verbessert – mehr dazu in _TIWAG: Neuer Anlauf für Kraftwerk-Ausbau(3196588).

Ötztaler Ache
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Auch aus der Ötztaler Ache soll Wasser für das Kraftwerk abgeleitet werden

Umweltorganisationen hatten sich vehement gegen das Projekt ausgesprochen – mehr dazu in Allianz für Ausbaustopp bei KW Kaunertal.

Für das Projekt plant die TIWAG, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Der WWF stellte deswegen einen Antrag auf Ausweisung eines Naturschutzgebietes des betroffenen Platzertales – mehr dazu in WWF will Naturschutzgebiet statt Kraftwerk.