Frauen mit Kinderwägen
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Die stillen Schattenseiten des Mutterseins

Muttersein wird in der Öffentlichkeit oft als persönliches Lebensglück dargestellt. Tatsächlich gibt es aber viele erschöpfte und ausgebrannte Mütter. Auf diesen Umstand hat diese Woche eine Tagung in Innsbruck aufmerksam gemacht – mit dem Titel Mutternacht statt Muttertag.

Mütter haben heute viele Rollen zu erfüllen: Berufstätige Frau, liebevolle Ehefrau, das Kindesglück im Fokus, gesundes Essen, Haushalt und vieles mehr. Das sind hohe Ansprüche, die in Erschöpfung enden können.

Kaum eine Mutter spricht darüber

Ein Problem dabei ist, dass man nicht darüber spricht. Denn das Ausgebranntsein bei Müttern ist oft mit Scham behaftet. „Alle anderen schaffen das scheinbar mühelos. So sieht es jedenfalls aus – am Spielplatz, auf Instagram, in der Krabbelgruppe. Und wenn ich dann die wäre, die das nicht hinkriegt, dann wäre ich anders oder komisch.“, erklärte Psychologin und Familienbegleiterin Michele Liussi.

Perfektionismus ist nie förderlich

Das Streben nach Perfektion ist im Familienalltag angekommen. Die Psychologin und Familienberaterin rät allerdings dringend, die Ansprüche herunterzuschrauben und weniger nach Perfektion zu streben.

Perfektionismus ist in keinem Lebensbereich wirklich förderlich, weil Perfektion nie erreicht werden könne und man damit von vorneherein zum Scheitern verurteilt sei, so Liussi. Gelassenheit in Sachen Kindererziehung, Fürsorge und Vereinbarkeit sei sicherlich ratsam, aber ohne Unterstützung schwer zu erreichen, so die Expertin.

Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen

Es brauche allerdings viele Menschen im Umfeld, um ein Kind groß zuziehen. Man könne sich ein Dorf schaffen, um die Verantwortung, die auf den Schultern lastet und viel zu schwer ist, auf mehrere Schultern zu verteilen, so Liussi. Etwa Familienmitglieder, Freundinnen und Nachbarinnen.

Muttersein kann erfüllen und Freude sein, aber eben auch erschöpfen. Die Familienberaterin sagt: "Wenn sich Mütter nicht mehr erholen können, dann ist es Zeit, sich Hilfe zu holen – bei Hebammen, Ärztinnen oder Beratungszentren wie „Frühe Hilfen".“