Morsche Bäume im Wald
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Umwelt

Schutzwald: Bäume als Beschützer

Fast zwei Drittel des Tiroler Waldes haben eine wichtige Schutzfunktion gegen Naturgefahren wie Lawinen und Hochwasser. 25 Menschen absolvieren derzeit in Rotholz die Ausbildung zum Waldaufseher – erstmals auch eine Frau. Sie helfen in Zukunft mit, den heimischen Schutzwald zu pflegen.

Mit einem Schutzwaldanteil von über 60 Prozent hängt in Tirol die Sicherheit des Lebens- und Wirtschaftsraumes ganz wesentlich von einem intakten Wald ab. Er sei – ergänzt durch Schutzbauten der Wildbach- und Lawinenverbauung – quasi die wichtigste und gleichzeitig auch günstigste Lebensversicherung, wie Forstreferent Josef Geisler (ÖVP) betonte.

Erste Waldaufseherin Tirols

Derzeit kümmern sich 237 Waldaufseher in den Tiroler Gemeinden vornehmlich um die Naturgefahrenprävention. Viele gehen jedoch in den nächsten Jahren in Pension. Zusätzlich gebe es mehr und mehr Herausforderungen, bedingt vor allem durch die Klimaveränderung, aber auch die wachsende Zahl der Menschen, die Erholung im Wald suchen und dort Freizeitaktivitäten nachgehen, hieß es.

Nachwuchsprobleme gibt es bei den Waldaufsehern aktuell keine. 25 Menschen absolvieren derzeit in Tirol an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Rotholz die Ausbildung. Erstmals in der über 140-jährigen Geschichte ist eine Frau dabei: Eva-Maria Kirschner wird künftig in Tarrenz (Bezirk Imst) als erste Waldaufseherin Tirols tätig sein.

V. li.: Simon Pfluger (Waldaufseher in Ausbildung der Gemeinde Buch), Hans Bliem (Waldaufseher der Gemeinde Buch), Josef Fuchs (Landesforstdirektor), Eva-Maria Kirschner (künftige Waldaufseherin in Tarrenz), LHStv. Josef Geisler, Marion Wex (Bürgermeisterin der Gemeinde Buch) und Gebhard Walter (Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung)
Land Tirol / Milicevic
V.l.n.r. Simon Pfluger (Waldaufseher in Ausbildung der Gemeinde Buch), Hans Bliem (Waldaufseher der Gemeinde Buch), Josef Fuchs (Landesforstdirektor), Eva-Maria Kirschner (künftige Waldaufseherin in Tarrenz), LHStv. Josef Geisler, Marion Wex (Bürgermeisterin der Gemeinde Buch) und Gebhard Walter (Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung)

Einer der Teilnehmenden des aktuellen Ausbildungslehrgangs ist mit Simon Pfluger auch der zukünftige Waldaufseher der Gemeinde Buch (Bezirk Schwaz). „320 der 460 Hektar Wald im Gemeindegebiet sind Schutzwald. Das entspricht einem Anteil von fast 70 Prozent. Damit haben wir als Gemeinde eine besondere Verantwortung für die Sicherheit und den Schutzwald“, betonte Bürgermeisterin Marion Wex. Für Sicherheit in den sieben Wildbacheinzugsgebieten der Gemeinde Buch sorgen 224 Schutzbauten, die regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit hin kontrolliert werden müssen.

Schutzwaldwoche

Erstmals findet im Jahr 2023 in Österreich von 8. bis 12. Mai die „Woche des Schutzwaldes“ statt. Im Gebirgsland Tirol hat der Schutzwald eine besonders große Bedeutung. Das spiegelt sich sowohl in der Ausbildung der Waldaufseherinnen und Waldaufseher als auch in der Zusammenarbeit von Forstdienst und Wildbach- und Lawinenverbauung wider.

Ausbildung: Hauptfach „Schutzwald“

Die Ausbildung der Aufseher habe sich, nicht nur was den Umfang anlangt, in den letzten Jahrzehnten verändert. Das Thema Naturgefahrenprävention hat stark an Bedeutung gewonnen, bestätigte Landesforstdirektor Josef Fuchs. Rund ein Drittel der insgesamt 1.800 Stunden umfassenden Ausbildung widmet sich den Themen alpine Naturgefahren, Schadholzaufarbeitung und Wiederbewaldung nach Katastrophenereignissen sowie Schutzwaldpflege. Seit mehr als zehn Jahren begehen die Waldaufseher auch die rund 2.300 Wildbäche und übernehmen damit eine weitere Funktion im Naturgefahrenmanagement. Sie zeichnen jährlich rund 1.000 abflusshemmende Hindernisse auf, die in weiterer Folge auch beseitigt werden.

Heimischer Wald
ORF
Ein gesunder Wald hat eine wichtige Schutzfunktion gegen Naturkatastrophen

Stabiler Schutzwald hilft gegen Hochwasser

Über 90 Prozent der Landesfläche Tirols liegen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen. „Das bedeutet, dass die Bewirtschaftung und Stabilität der Wälder in diesen Einzugsgebieten einen wesentlichen Einfluss auf den Schutz vor Erosion, Hochwasser und Lawinen hat. Ein stabiler und widerstandsfähiger Schutzwald ist deshalb für die Sicherheit von Naturgefahren aus Sicht der Wildbach- und Lawinenverbauung essentiell“, erklärte Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Wenn der Schutzwald alleine nicht mehr ausreicht, um die Sicherheit der Bevölkerung und des Lebens- und Wirtschaftsraumes zu gewährleisten, tritt die Wildbach- und Lawinenverbauung mit ihren Schutzbauwerken auf den Plan. Fast 27.000 Schutzbauwerke gibt es an den Tiroler Wildbächen. Diese werden regelmäßig von den Waldaufsehern kontrolliert, Schäden werden mithilfe eine eigenen APP dokumentiert und digital direkt an die zuständige Dienststelle der Wildbach- und Lawinenverbauung weitergleitet.

steiles Gelände, Bach fließt über gemauerte Wand
ORF

Aktiv im Schutzwald

Der Schutzwald werde auch in Zukunft die volle Aufmerksamkeit brauchen, betonte das Land. Am besten könne der Schutz durch eine umsichtige und nachhaltige Bewirtschaftung gewährleistet werden. Es sei jedenfalls keine Option, den Wald sich selbst zu überlassen. Verjüngung der Wälder, Artenvielfalt und Aufforstung nach großflächigen Schadensereignissen sei daher besonders wichtig, so Forstreferent Geisler.