Lärm auf den Straßen: Ein Schild mit der Aufschrift „Bitte leise fahren“ und Motorradfahrer
APA/HELMUT FOHRINGER
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Umwelt

Jeder Zweite durch Lärm belastet

Jeder zweite Mensch in Österreich ist laut Umweltmediziner Heinz Fuchsig durch Lärm belastet. Darauf machen am Tag gegen den Lärm Umweltorganisationen aufmerksam. Einen großen Teil der Beeinträchtigung macht der Verkehr aus. Forderungen nach einer Temporeduktion werden deshalb auch in Tirol wieder laut.

Einmal mehr fordert das Transitforum Austria-Tirol eine Temporeduktion auf 100 km/h auf Autobahnen, 80 km/h auf Freilandstraßen und 40 km/h im Ortsgebiet. Das sei die einfachste, billigste und effizienteste Möglichkeit der Lärmreduzierung, so das Transitforum. Die Tempolimits hätten nur positive Wirkungen, ohne die Freiheit der Mobilität einzuschränken, heißt es in einer Aussendung.

„Langsamer fahren wirkt gleich viel leiser“

Ähnlich argumentiert der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Auch er bezeichnet niedrigere Tempolimits als eine wirksame Maßnahme zur Reduktion der Verkehrsbelastung. „Tempo 30 statt 50 wird so wahrgenommen wie eine Halbierung der Verkehrsmenge“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Da ab etwa 30 km/h die Rollgeräusche den Motorenlärm übertönen, wirke Tempo 30 statt 50 auch bei Elektroautos lärmmindernd.

Tempo 30 Zone im Ortsgebiet
ORF.at/Georg Hummer
Tempo 30 statt 50 ist leiser

Der VCÖ fordert darüber hinaus eine Änderung der Straßenverkehrsordnung. Diese erschwere es derzeit den Gemeinden und Städten, eine Temporeduktion umzusetzen. Denn wenn eine Gemeinde auf Straßen im Ortsgebiet, die auf Tempo 50 ausgelegt werden, Tempo 30 zur Minderung des Verkehrslärms umsetzen will, müsse sie mit Gutachten nachweisen, dass die Temporeduktion „erforderlich“ ist, um die Lärmreduktion zu erreichen.

Ernst Fuchsig, Umweltmediziner
ORF
Umweltmediziner Heinz Fuchsig

Schnelle Beschleunigung als Lärmquelle

Der Innsbrucker Umweltmediziner Heinz Fuchsig beschreibt als belastende Lärmquellen „alles, was plötzlich“ ist. Beim Verkehr sind das zum Beispiel Autos und Motorräder, die rasch beschleunigen. Um die Lärmsituation durch den Verkehr zu verbessern, würde der Umweltmediziner an mehreren Stellen ansetzen: bei den Reifen etwa, weil breite Reifen lauter sind.

Außerdem würde er auf strengere Kontrollen lauter Motorräder setzen und auf eine generelle Temporeduktion. Es würde vor allem in kleinen Gassen viel bringen, wenn anstatt 50 km/h nur noch 30 km/h erlaubt wären. „Die schnelle Beschleunigung ist natürlich störend“, so Fuchsig.

E-Autos und E-Mopeds können Verbesserung bringen

Verbesserungen in puncto Lärm erwartet Fuchsig durch die E-Mobilität. „Da hätten wir eine Chance, dass wir innerorts leiser werden“, vor allem, wenn Mopeds mit Verbrennungsmotoren durch E-Mopeds ersetzt werden.

Darüber hinaus müsse der Lärmschutz weiter ausgebaut werden. Auch in vielen Bereichen an Bundesstraßen gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Fuchsig wünscht sich etwa fünf Meter breite Streifen neben den Straßen mit Bodenaushub, die begrünt als Lärmschutz dienen können.