Polizeikontrollen am Brenner
APA/EXPA/ERICH SPIESS
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Chronik

2022 um 57 Prozent mehr illegal Eingereiste

Die Tiroler Fremdenpolizei hat 2022 im Bereich der illegalen Migration einen Anstieg um 57 Prozent verzeichnet. Die Zahl der unrechtmäßig eingereisten aufgegriffenen Personen erhöhte sich nämlich von 3.543 Personen im Jahr 2021 auf 5.580 im vergangenen Jahr.

46 Prozent der Aufgriffe fanden 2022 am Brenner statt, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Damit bewegte man sich nach Corona-Pandemiejahren wieder in Richtung „Normalisierung“, sagte Landespolizeidirektor Helmut Tomac. „Wir befinden uns in etwa auf dem Niveau von 2018, als wir 5.014 Personen aufgriffen“, erklärte er. Heuer sei „mit einer weiteren Steigerung zu rechnen“, so Tomac.

Mehr Migranten kommen nach Italien

Vor allem die „Anlandungen in Italien“ bereiteten ihm Sorgen, hielt Tomac fest. Man bewege sich langsam, aber kontinuierlich wieder „in Richtung Spitzenwert von 2016, als 181.000 Personen ankamen“, sagte der Landespolizeidirektor. So seien es, nach einem Wert von 67.000 im Jahr 2021, bereits im Jahr 2022 rund 105.000 Anlandungen gewesen.

Helmut Tomac
ORF
Tomac verwies auf zunehmende Anlandungen in Italien

Was genau in Sachen illegaler Migration für 2023 für Tirol zu erwarten sei, „ist derzeit noch unklar“, konstatierte er. Wenn man die Zahl von illegalen Migranten in Tirol, die von Osten in das Bundesland überstellten Personen und den sich außerhalb der Asylstatistik befindlichen „Vertriebenen“ zusammenzähle, hätte man es im Jahr 2022 aber bereits mit 11.722 statt 5.580 Personen zu tun gehabt. „Eine durchaus beträchtliche Anzahl“, betonte Tomac.

Vor allem Männer werden aufgegriffen

Fortsetzen werde sich wohl der Trend, dass derzeit vorrangig Männer illegal nach Tirol migrieren, schlüsselte Harald Baumgartner, Leiter der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung, die Zahlen weiter auf. Von den 5.580 Personen waren nämlich 87,13 Prozent männlich, sagte er. Die Aufgriffe fänden dabei zu 55,35 Prozent auf der Straße und zu 44,75 Prozent auf der Bahn statt, nannte er weitere statistische Details. „Top-Nationen“ bei den Aufgriffen seien 2022 Pakistan und Syrien gewesen, so Baumgartner.

Harald Baumgartner
ORF
Pakistan und Syrien waren laut Harald Baumgartner „Top-Nationen“ bei Aufgriffen

Grenzmanagementzentrum ab Herbst im Vollbetrieb

In Österreich insgesamt spiele die Balkanroute eine noch deutlich größere Rolle als in Tirol, weshalb man österreichweit einen Anstieg der illegalen Migration von etwa 160 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 zu verzeichnen habe, so Baumgartner weiters. Angesichts dieser Lage führe man auf Polizeiebene ab Ende April „wieder Gespräche mit Italien und Deutschland“ um abzuschätzen „was 2023 unterwegs ist“, so Baumgartner. Das neue „Grenzmanagement“ am Brenner – dort wird ein „Grenzmanagementzentrum“ errichtet – werde jedenfalls ab September 2023 voll in Betrieb sein, assistierte ihm Tomac.

Scharfe Kritik vom FPÖ-Chef

Scharfe Geschütze fuhr Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger in einer Reaktion auf. Die angegebenen 57 Prozent seien „nur die halbe Seite der Wahrheit.“ Entscheidend seien nicht die Aufgegriffenen am Brenner, sondern wie viele „Illegale“ österreichweit aufgegriffen und nach Tirol abgesondert werden. „Viele kommen nie an, weil sie nach Deutschland abhauen, oder als U-Boote in Tirol untertauchen, so kann es nicht mehr länger sein.“ Abwerzger ortete einen „Asylnotstand in Tirol“ und griff auch Polizeichef Tomac an. Über dessen Aussagen sei er „bestürzt“, so der FPÖ-Landesparteiobmann: „Der schwarze Tiroler Landespolizeidirektor spielt den willfährigen politischen Claqueur für die schwarz-grüne Skandal-Bundesregierung.“