Es ist der dritte Februar 2008. Tina Hötzendorfer ist 21 Jahre alt und gerade erst von einer halbjährigen Weltreise nach Hause gekommen. Sie geht mit ihrem Vater und ihrem kleinen Bruder snowboarden, als es passiert: Sie stürzt und bleibt schwer verletzt liegen. Bei vollem Bewusstsein wird ihr sofort klar, dass etwas nicht stimmt. Sie kann nur mehr ihren Kopf im Schnee, nicht aber den restlichen Körper spüren.
Sendungshinweis:
„Stehaufmenschen“
7. Mai, 20.04 Uhr
Hötzendorfer erleidet einen Bruch des 6. Halswirbels und ist von den Schultern abwärts gelähmt. Drei Wochen verbringt sie auf der Intensivstation und ein halbes Jahr in einer Reha-Klinik. Was das Leben im Rollstuhl wirklich bedeutet, das realisiert sie erst nach ihrer Ankunft zu Hause.
Ein neues Leben
Ihre Wohnung muss barrierefrei umgebaut werden, alltägliche Dinge wie Zähne putzen neu erlernt werden. Den Plan, den Tourismus-Betrieb der Eltern zu übernehmen kann sie nicht mehr verfolgen. Es ist eine harte und traurige Zeit für Tina Hötzendorfer. „Viele Menschen haben zu mir gesagt: ‚Mit dem Schicksal könnte ich nicht umgehen.‘ Das hat mich sehr verletzt. Das spricht Menschen im Rollstuhl irgendwie ab, auch ein glückliches Leben haben zu können“, so Tina Hötzendorfer.
Bekannte Künstlerin und stolze Mutter
Die 36-Jährige findet Erfüllung in der Kunst. Ihre bunten Zeichnungen stellt sie weltweit aus. 2014 öffnet sie die Rollin Art Gallery. Heute eine Marke und ein Unternehmen mit 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Vor etwas über einem Jahr geht schließlich ein Lebenstraum von Tina in Erfüllung. Sie wird Mutter eines Buben: „Ich habe den Kinderwunsch nach meinem Unfall lange unterdrückt. Es war einfach unglaublich, die Bewegungen meines Kindes im Bauch zu spüren“, erinnert sich Tina. Sie geht in der Mama-Rolle voll auf, auch wenn sie einige Dinge nicht so machen kann wie andere Mütter und mit vielen Vorurteilen konfrontiert ist. Einige Menschen sprechen ihr sogar ab, im Rollstuhl eine gute Mama sein zu können: „Aber was ist eine Mama? Eine Mama ist ein Mensch, der sein Kind liebt. Und ich liebe mein Kind über alles“, sagt Tina.
Als Gast von Diana Foidl und Marianne Hengl in der Sendung „Stehaufmenschen“ nimmt Tina Hötzendorfer die Zuhörerinnen und Zuhörer mit in ihr turbulentes und buntes Leben. Sie erzählt von den Höhen und Tiefen, von veränderten Lebensträumen und möchte vor allem Mut machen: „Nach einem Gewitter kommt immer wieder ein kunterbunter Regenbogen.“