Wie die Staatsanwaltschaft in Trient am Mittwoch bestätigte, konnte anhand eines DNA-Abgleichs die Bärin JJ4 als das Tier bestimmt werden, das eine Woche zuvor einen 26-jährigen Einheimischen im Val di Sole im Trentino angegriffen und tödlich verletzt haben soll. Das 17-jährige Bärenweibchen JJ4 ist im Trentino nicht unbekannt. Es hat laut Staatsanwaltschaft unter anderem bereits im Sommer 2020 zwei Menschen, einen Vater und seinen Sohn, auf dem Monte Peller angegriffen.
Bereits damals wurde der Abschuss des Tieres beschlossen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Ein Verwaltungsgericht hob die Entscheidung jedoch auf. Die Bärin wurde mit einem Funkhalsband ausgestattet, das jedoch derzeit nicht funktioniert und keine Daten über ihre Bewegungen übermittle, hieß es weiter.

JJ1 streifte 2006 wochenlang durch Tirol und Bayern
Die 17-jährige Bärin hat dieselben Eltern wie der Braunbär „Bruno“, der im Jahr 2006 für Schlagzeilen sorgte. Beide stammen von den slowenischen Bären Jose und Jurka ab, die Anfang des Jahrtausends im Rahmen des EU-Projekts „Life Ursus“ in Italien angesiedelt wurden. JJ1 alias „Bruno“ war der älteste Nachkommen des Bärenpaars, er machte sich vor 17 Jahren Richtung Norden auf und streifte wochenlang durch Tirol und Bayern.
Weil er Schafe riss, Bienenstöcke plünderte oder auch Kaninchenställe heimsuchte, wurde JJ1 bald als „Problembär“ eingestuft. Er wurde schließlich im Spitzingseegebiet in Bayern abgeschossen. Der Kadaver von JJ1 wurde später präpariert, das ausgestopfte Tier ist seit 15 Jahren im Museum „Mensch und Natur“ im Münchner Schloss Nymphenburg ausgestellt.
Abschuss von Bärin nach tödlicher Attacke angeordnet
Nach der tödlichen Attacke auf den Jogger hatte die Autopsie am Karfreitag bestätigt, dass er von einem Bären angegriffen worden war. Der Einheimische war von seiner Laufrunde im Gemeindegebiet von Caldes nicht nach Hause gekommen, er wurde Stunden später bei einem Forstweg gefunden. Kratzer auf dem Körper und im Gesicht, Bisswunden sowie eine tiefe Wunde am Bauch legten früh den Verdacht nahe, dass er Opfer eine Bärenattacke geworden sein dürfte.

Nach der Autopsie hatte der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti (Lega) angekündigt, dass der betreffende Bär erlegt werden müsse, ebenso weitere „Problembären“. Seither läuft die Suche nach JJ4. „Dieser Bär muss entfernt werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten“, so Fugatti.
Bei einem Treffen mit dem italienischen Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin am Dienstag ging es ebenfalls um Lösungen in der Bärenfrage. Fugatti will eine Halbierung der Bärenpopulation in seiner Provinz, er sprach sich für einen Massentransfer in andere Gebiete aus. Im Trentino leben laut aktuellen Schätzungen rund 100 Braunbären. Das seien doppelt so viele, wie beim Start des Wiederansiedlungsprojekts vorgesehen waren.