Apres Ski Lokal innen
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Tourismus

Tourismusumkehr nach Coronavirus blieb aus

Angesichts von Negativschlagzeilen über Coronavirus-Hotspots und exzessive Apres-Ski-Partys beschwor die Politik im Zuge der CoV-Pandemie einen neuen „Tiroler Weg“. Mehr Qualität und Nachhaltigkeit statt Massentourismus und Apres-Ski, hieß es. Eine erste Bilanz zeigt: Eine Revolution im Tiroler Tourismus ist ausgeblieben.

Die Negativschlagzeilen der Pandemie über Coronavirus-Hotspots, ausschweifenden Tourismus und Apres-Ski haben viele noch vor Augen. Vieles sollte nach der Krise anders werden. Mehr Qualität statt Massentourismus und Apres-Ski lautete das große Vorhaben der Politik. Beschworen wurde „der Tiroler Weg“, der mehr auf Nachhaltigkeit setzen soll.

Schlepplift Rettenbachferner Sölden
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Im Ganzjahrestourismus gibt es in Tirol nach wie vor viel Potenzial nach oben

Mehr „Qualität statt Masse“ war eine Lehre, die Beobachter, politische Verantwortungsträgerinnen und viele selbstkritische Touristiker aus der Pandemie mit in die Zukunft nehmen wollten. Im Strategiepapier für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus, das laufend aktualisiert und überarbeitet wird, ist der „Tiroler Weg“ festgeschrieben. Vieles davon bleibe aber Theorie, so die Kritik.

Experte moniert gegenseitiges Ausbremsen

In der Umsetzung steht Tirol nicht da, wo es sein sollte oder könnte, analysiert der Tourismusberater Jakob Edinger kritisch. Es bräuchte generell mehr ganzjährigen Tourismus, und man müsse mehr auf Gesundheitstourismus übergehen, „aber leider ist man sich in Tirol über den Weg bei Weitem nicht einig“. Die Parteien würden sich bekämpfen, in den Gemeinderäten sei man sich nicht einig, „es ist eher Uneinigkeit zu verspüren und auch eine gewisse gegenseitige Ausbremsung“, so Edinger. Er warnt davor, nichts aus der Krise zu lernen und einfach zur früheren Situation zurückzukehren.

Apres Ski in St. Anton am Arlberg
privat
Das von manchen Politikern geforderte Aus für Apres-Ski kam nicht

Touristiker betonen Sichtweise des Gastes

Mario Gerber (ÖVP) ist seit sechs Monaten Tourismuslandesrat, er sieht den Veränderungsprozess im Laufen und betont gleichzeitig, dass die Stärke des Tiroler Tourismus in der Angebotsvielfalt liege. Man habe mit der Bevölkerung häufig Dialog geführt, aber eines müsse klar sein: „Schlussendlich entscheidet auch der Gast, welchen Tourismus er haben möchte.“ In Tirol habe man vom ruhigen Tourismus bis zum intensiven Tourismus alles für den Gast zu bieten.

Karin Seiler ist seit knapp einem Jahr Chefin der Tirol Werbung. Sie sagt, während der Pandemie habe das Image sicherlich gelitten. Im Nachhinein würden die Befragungen für Tirol sehen, dass man imagemäßig im Vergleich zu anderen Alpenländern nicht längerfristig beschädigt sei.

Restaurant Bar Kitzloch in Ischgl
zeitungsfoto.at
Zeiten wie früher im Ischgler Kitzloch

Apres-Ski wie eh und je

Bernhard Zangerl, der Wirt des als Coronavirus-Hotspot bekannt gewordenen Apres-Ski-Lokals Kitzloch in Ischgl, setzt jedenfalls weiter auf sein früheres Konzept. Mit seinem Lokal macht er dort weiter, wo er im Zuge der CoV-Sperren aufhören musste. Party und Apres-Ski für Touristinnen und Touristen in Feierlaune hat sich demnach für den Lokalbetreiber als Geschäftskonzept bewährt. Man sei froh, dass es schnell wieder normal geworden sei und man wieder normal arbeiten dürfe, so Zangerl. Die Umsätze seien beinahe wieder auf dem Niveau vor der Pandemie.