Schiedsrichter mit Ball
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SPORT

Schiedsrichtermangel in Tirol spitzt sich zu

Vor allem seit der Pandemie hat der Tiroler Schiedsrichterverband mit einem enormen Schiedsrichtermangel zu kämpfen. In manchen Fällen leiten einzelne Schiedsrichter bis zu fünf Spiele pro Wochenende, sonst könnte der Spielbetrieb nicht aufrechterhalten werden.

Am kommenden Osterwochenende finden 90 Prozent der Fußballspiele in Tirol am Samstag statt. Beim Schiedsrichterverband bedeutet das eine große logistische Herausforderung. Teilweise würden Schieds- oder Linienrichter in höheren Ligen deutlich über ihrer Qualifikation zum Einsatz kommen. Eine bessere Aufteilung der Spiele über das gesamte Wochenende würde laut Verband die Lage entschärfen.

Bis zu fünf Spiele an einem Wochenende

Auf rund 160 ausgebildete Schiedsrichter und fünf Schiedsrichterinnen kann der Verband zurückgreifen. Mit ihnen müssen die Spiele vom Nachwuchs, über die untersten Klassen bis zur Regionalliga abgedeckt werden. „In den höchsten Ligen stellen wir immer ein Dreierteam. Also einen Schiedsrichter und zwei Assistenten. Von der Landesliga abwärts gibt es nur noch einen oder gar keinen geprüften Schiedsrichter“, so Gregor Danler, der Obmann des Tiroler Schiedsrichterverbandes.

Nachwuchsfußball läuft unter Vorkehrungen wieder an, das Training hat begonnen
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Im Nachwuchsbereich müssen oft unausgebildete Vereinsschiedsrichter die Spiele leiten

In den unteren Ligen würden dann oft Vereinsschiedsrichter Fußballspiele leiten. „Das ist aber nicht unser Ziel. Es ist natürlich besser, wenn ein vom Verband ausgebildeter Schiedsrichter die Spiele leitet“, so der Verbandsobmann. An Wochenenden mit vielen Samstag-Spielen würden einige Schiedsrichter Mehrfachbesetzungen auf sich nehmen. In Extremfällen leitet ein einzelner Schiedsrichter dann fünf Spiele an einem Wochenende.

Mehr Freitag- und Sonntag-Spiele gewünscht

„In der Pandemie hatten wir eine höhere Drop-out-Quote als sonst. Das hat sich auch danach noch etwas fortgesetzt“, so Danler. Damit am kommenden Wochenende auch Spiele in der zweiten Klasse, Tirols unterster Liga, mit ausgebildeten Schiedsrichtern besetzt werden können, meldeten sich einige Schiedsrichter aus dem „Ruhestand“ zurück.

Konrad Plautz
Der letzte Tiroler, der regelmäßig Champions-League-Spiele leitete: Konrad Plautz aus Navis

Grundsätzlich würde sich der Schiedsrichterverband eine bessere Aufteilung der Spiele wünschen. Man könne nachvollziehen, dass die meisten Vereine ihre Heimspiele am Samstag bestreiten wollen. „Eine Verteilung auf Freitag, Samstag und Sonntag würde uns aber immens helfen“, so der Obmann des Schiedsrichterverbandes.

Mehr Vertrauen in Junge gefordert

Um wieder mehr Schiedsrichter zu rekrutieren, rührt der Verband derzeit die Werbetrommel – unter anderem in den sozialen Netzwerken und mit Werbeclips in Kinos. Grundsätzlich gebe es für einen Schiedsrichter keine Altersgrenze. „Solange man den Fitnesstest schafft, kann man Schiedsrichter werden“, sagt Danler. Er fordert von den Vereinen auch mehr Vertrauen in junge Unparteiische. Denn der Altersdurchschnitt hätte sich in den vergangenen Jahren verringert. „Wir überprüfen natürlich immer, ob Schiedsrichter auch die Qualität für höhere Ligen haben. Die Akzeptanz nur wegen des Alters abzustreiten, finde ich aber nicht fair“, so der Obmann des Schiedsrichterverbandes.