Ein Haufen Pellets
AFP/Jean-Francois Monier
AFP/Jean-Francois Monier
Wirtschaft

Pellets-Preise im Auf und Ab

Holz-Pellets sind immer als günstige, nachhaltige und regionale Alternative zum Heizen mit Öl und Gas angepriesen worden. Viele Kunden investierten in Pellets-Öfen, um unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden. Dann schnellten die Preise um das Dreifache in die Höhe. Viele Nutzer sehen sich betrogen.

Pellets-Öfen boomen auch in Zeiten stark gestiegener Pellets-Preise. In Österreich wurden im vergangenen Jahr rund 22.000 Pellets-Öfen in Betrieb genommen. In Tirol heizen rund 80.000 Haushalte mit Holz, Pellets, Holzbriketts oder Fernwärme aus Hackschnitzeln.

Preissprünge für AK nicht nachvollziehbar

Gemütlich und warm vor dem eigenen Ofen sitzen, den Pellets-Vorrat im eigenen Keller gelagert und damit unabhängig sein von einer unberechenbaren und teuren globalen und fossilen Energiewirtschaft. Nachhaltig und umweltfreundlich sei das Heizen mit Pellets außerdem. So wurden Pellets in Tirol stark beworben. Die Preise für Pellets verdreifachten sich aber im vergangenen Jahr plötzlich. Sehr zum Ärger vieler Kundinnen und Kunden. Viele wandten sich an die Tiroler Arbeiterkammer.

Domenico Rief, Leiter der Wirtschaftspolitik in der AK, sagte auf Nachfrage des ORF Tirol: „Die Kundinnen und Kunden, die sich an uns gewendet haben, sind enttäuscht, verärgert und fühlen sich auch getäuscht. Sie haben hohe Investitionskosten für den Austausch von Öl- oder Gasheizungen in Kauf genommen, in der Meinung mit einem regionalen Produkt unabhängiger vom internationalen Energiemarkt und den Preisschwankungen zu werden. Doch das hat nicht gehalten.“

Verfahren zu illegalen Preisabsprachen laufen

Die Arbeiterkammer vermutete prompt illegale Preisabsprachen und Preistreiberei bei den Pellets-Produzenten in Österreich und brachte ein Verfahren bei der Bundeswettbewerbsbehörde ins Rollen, das derzeit andauert.

„Ein österreichischer Pellets-Produzent hat gegen die Hausdurchsuchungen Beschwerde eingelegt, das ging durch alle Instanzen. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat jetzt in einem Urteil festgestellt, dass diese Hausdurchsuchungen rechtmäßig waren. Nun können die Verfahren der Bundeswettbewerbsbehörde gegen die Pellets-Produzenten fortgeführt werden.“ Mit der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine könnten die starken Preissprünge bei den Pellets nach Ansicht der AK nicht erklärt werden.

Geschnittene Stämme
ORF
Auch Schadholz nach Borkenkäferbefall wie in Osttirol kann zu Pellets verarbeitet werden

Pellets-Markt im Wandel

Ein Großteil der in Tirol verkauften Pellets wird als Restprodukt der Holzwirtschaft direkt in Tirol hergestellt. Auch das Holz selbst komme aus einem Umkreis von maximal 200 Kilometern, oft sogar direkt aus der Region, hieß es aus der Branche. Auch aus Schadholz zum Beispiel nach starkem Borkenkäferbefall wie in Osttirol können immer noch Pellets hergestellt werden. Insofern waren die Preissprünge bei den Pellets für viele Kundinnen und Kunden nicht nachvollziehbar.

„In Tirol werden mehr Pellets produziert als im Land gebraucht werden. Deshalb werden sie exportiert. Wenn die Pellets so wie derzeit im Ausland teurer verkauft werden können, treibt das auch den Preis in Tirol in die Höhe“, so Rief. „Was wir auch sehen, ist, dass Pellets nicht mehr nur als Nebenprodukt der Holzwirtschaft produziert werden. Inzwischen werden ganze Stämme direkt zu Pellets verarbeitet, das haben die hohen Preise verursacht.“ Der ganze Markt gehe also weg von einem rein regionalen Produkt und sei deshalb auch stärker von Preisschwankungen betroffen.

Flamme Pelletsheizung Feuer Glut Asche
ORF
Mit Pellets günstig und unabhängig heizen wollen auch viele Kundinnen und Kunden in Tirol

Hamsterkäufe zu Beginn des Ukraine- Krieges

Gleichzeitig ließen sich die Pellets-Kundinnen und -Kunden nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine von der allgemeinen Angst vor einer Energieknappheit anstecken. Sie hamsterten genau zu der Zeit, als der Preis im September/Oktober 2022 mit rund 620 Euro brutto pro Tonne am höchsten war. Christoph Stöckl, Innovationsmanager von Gutmann: „Trotz unserer Warnungen haben die Leute zu hamstern begonnen, gerade als der Preis ganz oben war. Sie haben in ihren Häusern ganze Zimmer leergeräumt, um dort noch Sackware zu lagern, obwohl sie einen vollen Pellets-Kessel im Keller hatten. Sie wollten so gut über den Winter kommen.“

Dann kam ein in Tirol recht milder Winter und die Vorräte sind immer noch gut gefüllt. „Jetzt wäre eigentlich die Zeit, Pellets nachzukaufen, das wäre inzwischen auch wieder billiger, aber es ist ja noch alles voll“, so der Pellets-Händler. Die Pellets-Händler waren von den Vorwürfen der illegalen Preisabsprachen übrigens nicht betroffen.

Beschaffung für den kommenden Winter läuft

Inzwischen ist der Preis für Pellets auf derzeit rund 350 Euro brutto pro Tonne gefallen. Das bringt auch die Tiroler Pellets-Händler in Schwierigkeiten, denn in ihren Lagern sind immer noch Pellets, die auch sie zum Höchstpreis eingekauft haben. Bei Gutmann können im neu gebauten Pellets-Silo bis zu 9.000 Tonnen lagern, das Lager ist aktuell aber nicht mehr zur Gänze gefüllt. Derzeit laufe die Beschaffungsphase für den kommenden Winter.

Dass die Pellets-Preise noch weiter sinken als derzeit, glaubt der Händler nicht. Aber zumindest sollten sie sich auf dem derzeitigen Niveau einpendeln, so die vorsichtige Prognose.