Bild von Tumorbehandlung mit der „Verbrennmethode“ in Innsbruck
MUI/D. Bullock
MUI/D. Bullock
Wissenschaft

Tumor-Verbrennmethode wird „exportiert“

Die in Innsbruck bereits seit Jahren angewandte und inzwischen weiterentwickelte Methode des „Tumorverbrennens“ soll künftig auch in den USA zum Einsatz kommen. Laut dem Innsbrucker Radiologen Reto Bale kann die Behandlungsmethode vor allem bei Lebertumoren oft chirurgische Eingriffe ersetzen.

Bisher wurden in Innsbruck rund 1.400 Patientinnen und Patienten auf diese Art und Weise behandelt. Die Methode werde derzeit ebenso in Linz und bald auch am MD Anderson Cancer Center in Houston angewandt. „Die Methode steht kurz vor dem Durchbruch“, streicht Bale heraus, der als leitender Oberarzt für Interventionelle Onkologie an der Innsbrucker Klinik tätig ist. Statt der bereits bekannten Methode, die im Prinzip auf der Hitzeschädigung von Tumorgewebe mit einer Nadel beruhe, kämen in Innsbruck nämlich mehrere Nadeln, je nach Tumorgröße, gleichzeitig zum Einsatz, führte Bale aus.

Der Radiologe hält es für möglich, dass die neuartige Methode des „Tumorverbrennens“ mit mehreren erhitzten Nadeln, die von ihm und seinem Team an der Medizinischen Universität Innsbruck vorangetrieben wird, viele chirurgische Eingriffe ersetzen wird. „Das könnten im Falle von Lebermetastasen sogar bis zu 90 Prozent sein“, sagte er im Interview mit der Austria Presse Agentur (APA). Die Methode habe ihre Vorteile: „Man kann beispielsweise mehrere Behandlungen in recht kurzen Intervallen durchführen, da beim Eingriff das gesunde Lebergewebe geschont wird.“

Der Radiologe Reto Bale
MUI
Der Innsbrucker Radiologe Reto Bale entwickelt mit seinem Team die „Tumor-Verbrennmethode“ weiter

US-Krebszentrum soll Methode übernehmen

Der „Workflow“, also der Arbeitsablauf, den man in Innsbruck entwickelt und optimiert habe, werde zur Verbreitung der Methode beitragen, glaubte der Radiologe. Für die Behandlung verwende man eine Zielvorrichtung, die er bereits in seiner Studienzeit entwickelt habe, und ein 3D-Navigationssystem. „Zuvor wird auch noch ein 3D-Plan erstellt, mittels dem das Navigationssystem die Nadeln punktgenau platzieren kann“, so Bale. Damit könne man nicht nur mehrere und verstreute, sondern auch große Tumore „verbrutzeln“: „Nach oben hin sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, wird können auch 30 Nadeln und mehr setzen.“

Auf Einladung des renommierten Krebszentrum in Houston führte Bale vor wenigen Wochen zwei Eingriffe mit der Innsbrucker Methode in den USA durch. Das soll demnach auch ein Startschuss für die Einführung dieser Tumorbehandlung am MD Anderson Cancer Center sein.

Chirurgie bleibt neben anderen Methoden wichtige Säule

Die bisherigen Ergebnisse, etwa was die Mortalität und das nachhaltige Verschwinden von Tumoren betreffe, seien überaus positiv: „Unsere Methode kann bei den Langzeitdaten mit den besten Daten der Chirurgie mithalten.“ Mitbedenken müsse man aber – und das lasse die „Innsbruck-Methode“ in einem noch besseren Licht erscheinen –, dass „bei uns auch Patienten behandelt wurden, die man gar nicht mehr hätte operieren können“.

Der neu geschaffene, innovative Arbeitsablauf und die Verwendung von mehreren Nadeln seien eine entscheidende Weiterentwicklung. Bale betonte gleichzeitig, dass er keinesfalls die Funktion und Aufgabe der Chirurgie-Kollegen kleinreden wolle: „Sowohl durch unsere Methode als auch durch die Weiterentwicklungen in der Chirurgie und Onkologie können heute insgesamt mehr Patienten auf eine vollständige Heilung bei Lebertumoren hoffen“, so der Radiologe.