Mehrere Personen sitzen auf Ergometern und radeln.
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Gesundheit

Mehr Vorbeugung gegen Herzkrankheiten

Ein Großteil der Herz-Kreislauferkrankungen wäre durch Vorbeugung vermeidbar, sagen Experten. Mit entsprechenden Anpassungen des Lebensstils könne man sich effizient schützen. Wichtig sei es dabei auch, auf die psychische Gesundheit zu achten.

In Österreich sind Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache. Rund 32.000 Menschen sterben jährlich hier zu Lande an Herzinfarkt, Herzschwäche oder Schlaganfall. Laut Experten wäre der Großteil der Erkrankungen zu vermeiden, dazu brauche es aber bei vielen eine Änderung der Lebensgewohnheiten.

Herz und Psyche hängen eng zusammen

„Es gibt keine Herz-Gesundheit, ohne dass wir an der Psyche arbeiten“, sagte Lisa-Marie Moser, leitende Gesundheitspsychologin an der Reha Innsbruck. Das Institut bietet ambulante Rehabilitation für Herz-, Lungen- sowie Long-Covid-Patienten an. „Bei den meisten Patienten ist es so, dass sie bevor sie zu uns kommen, gar nicht merken wie sehr sie eigentlich gestresst sind. Erst durch die Selbstwahrnehmung erkennen sie Stressfaktoren in ihrem Alltag“, erklärt die Psychologin.

Eine wichtige Säule bei der Rehabilitation seien daher die Psyche und Entspannungstraining. „Es wäre sehr wichtig, seinen Lebensstil zu reflektieren. Was kann ich besser machen? Das fängt bei Kleinigkeiten an: wenn ich mir täglich 30 Minuten Zeit nehme, um mich zu entspannen, und zwar bewusst zu entspannen, nicht beim Fernsehen, sondern in Ruhe, dann kann ich für meine Herzgesundheit viel leisten“, sagt Lisa-Marie Moser.

Mehrere Personen sitzen auf Stühlen und hören einer Vortragenden zum Thema Gesundheitsförderung zu.
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Neben Ausdauer- und Krafttraining gibt es während der sechswöchigen Rehabilitation auch Schulungen zur Gesundheitsförderung

Studien würden zeigen, dass 50 Prozent der Patienten, die ein schweres, kardiales Ereignis – etwa einen Herzinfarkt – erlitten haben, weitere schwere Ereignisse erleiden werden, wenn sie keine Rehabilitation machen, sagte die Gesundheitspsychologin. „Diejenigen, die eine Reha machen, können ihr Risiko für einen weiteren Herzinfarkt noch einmal halbieren, wenn sie kardiopsychologisches Stressmanagement anwenden.“

Lernen, auf sich selbst zu achten

Neben den Schulungen über eine gesunde Lebensweise sei das körperliche Training eine weitere wichtige Säule der Rehabilitation, sagt der ärztliche Leiter von Reha Innsbruck, Christoph Puelacher. Unter therapeutischer Aufsicht werden Ausdauer- und Krafttraining absolviert. „Ein wesentlicher Punkt der Reha ist, dass wir den Patienten wieder die Sicherheit geben, dass sie sich auf ihr Herz verlassen können“, sagt der Mediziner.

„Herzpatienten sind grundsätzlich sehr strukturiert. Aber viele von ihnen sind auch gutmütig und schauen, dass sie für andere da sind. Es ist entscheidend, dass sie lernen, auch auf sich selbst zu schauen und zu sagen ‚Jetzt brauche ich mein Training und jetzt brauche ich meine Entspannung‘“, sagt Christoph Puelacher. So könne der nächste Herzinfarkt vermieden werden.

Patienten auf Ergometern, Therapeut kontrolliert Werte.
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Die Patienten trainieren Ausdauer und Kraft unter Aufsicht von Therapeuten und eines Arztes

Gesunder Lebensstil hat große Wirkung

Wichtig sei, so die Experten, dass die Patienten am Ende der Reha das Gelernte auch in ihren Alltag integrieren. „Es ist alles eine Frage des gesunden Lebenswandels und das sind ganz einfache Dinge“, sagt Kardiologe Tim Karhausen. „Wichtig ist regelmäßige körperliche Aktivität, im Sinne von gesundem Ausdauersport, nicht exzessiv. Ab einem gewissen Alter sollte man zur Vorsorgeuntersuchung gehen, um auf Risiken wie Bluthochdruck oder hohes Cholesterin zu achten. Nikotin und Alkohol sollten vermieden werden.“

„Bei vielen Ärzten und auch in der Bevölkerung ist nicht bekannt, wieviel man mit einem gesunden Lebenswandel, auch wenn man herzkrank geworden ist, erreichen kann. Gerade was Bluthochdruck, die Herzfrequenz oder Übergewicht angeht. Wenn man regelmäßig Ausdauersport macht, ist das letztlich so viel wert, wie ein oder zwei Herzpillen“, so der Herzspezialist Tim Karhausen.