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MUI/Christof Simon
MUI/Christof Simon
Gesundheit

Kufstein ist Österreichs „Kokainhauptstadt“

Kufstein verzeichnet österreichweit unter den untersuchten Orten den höchsten Kokainkonsum pro Kopf. Das zeigt das auf Abwasseruntersuchungen basierende Drogenmonitoring aus dem Jahr 2022. Generell wird in Westösterreich und Südtirol mehr Kokain als in Ostösterreich konsumiert.

In Ostösterreich hingegen sind die Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) weiter verbreitet, besonders nennt der Bericht zum Monitoring hier Wien und Wiener Neustadt. Diese West-Ost-Verteilung von Stimulanzien und synthetischen Drogen sei nicht auf Österreich beschränkt, sondern spiegele sich in Europa wider. In fast allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher ist als in ländlichen Gegenden. Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge.

In Bozen einige Suchtmittel weniger verbreitet

In Südtirol scheint der Pro-Kopf-Konsum dieser Genuss- und Suchtmittel niedriger als in Österreich zu sein. Ein Vergleich von Süd- und Nordtirol lässt sich anhand der Daten aus den Landeshauptstädten anstellen: In Bozen war der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis, Amphetamin und MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) geringer als in Innsbruck, jener von Kokain vergleichbar.

Alkohol und Zigaretten gleichmäßiger verbreitet

Homogener als bei den verbotenen Drogen ist das Bild bei Alkohol und Nikotin, deren Verbreitung ist in ganz Österreich relativ einheitlich. Studienleiter Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck sagte allgemein zu den Ergebnissen, „eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 17 untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“.

Nach Coronavirus-Krise Drogenzahlen gestiegen

Mit der schrittweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen 2022 habe auch der Konsum von Alkohol und Drogen in der Bevölkerung wieder zugenommen, so Oberacher. Österreich bleibt aber im europäischen Mittelfeld, keine einzige der in Österreich und Südtirol überwachten Regionen in einer aus den Ergebnissen der SCORE-Studie abgeleiteten Rangliste rangiert unter den zehn umsatzstärksten Regionen.

2022 deutlich mehr Ortschaften im Fokus

Im Jahr 2022 wurden europaweit die Abwässer von insgesamt 110 Städten und Regionen untersucht, darunter 17 Kläranlagen in Österreich, inklusive einer Südtiroler Kläranlage. Insgesamt wurden damit rund 200 Gemeinden erfasst. Einzig das Burgenland ist in der Österreich-Analyse nicht vertreten. „Damit liefert Österreich 15 Prozent aller europäischen Datensätze. Neu für 2022 ist, dass erstmals Daten aus Wien, Salzburg und Oberösterreich in die Analyse eingeflossen sind. Insgesamt hat sich die Zahl der Kläranlagen, die Proben an unser Labor geliefert haben, im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, womit sich die Aussagekraft des Lagebilds zusätzlich erhöht“, berichtete der Chemiker Oberacher.

Abwässer von 3,5 Millionen Menschen erfasst

Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 3,5 Million Menschen in Österreich und Südtirol zu. Für die jährliche SCORE-Studie wurden im Frühjahr 2022 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen.

Herbert Oberacher
MUI/D. Bullock
Herbert Oberacher leitete die Untersuchung

Analysiert wurden die Konsummarker (Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte) der Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (THC, Wirkstoff in Cannabis), Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in Speed), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin(MDEA, Wirkstoff in Ecstasy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth) sowie Alkohol und Nikotin. Die Ergebnisse der chemischen Analysen werden von der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet und jährlich veröffentlicht. Die Analyse für Österreich liefert seit 2016 das forensisch-toxikologische Labor am Institut für Gerichtliche Medizin (GMI) der Medizin Uni Innsbruck.