„Vertrauen statt Denkzettel“ – das müsse das Motto sein, so Mair in seiner teils emotionalen Rede, der auch Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch lauschte. Gleichzeitig entschuldigte er sich für das schlechte Wahlergebnis bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr: „Es tut mir leid, dass nicht mehr möglich war. Und dass wir nicht so viel Junge überzeugt haben, wie wir wollten.“
Gleichzeitig dürfe man sich nicht in Streitereien ergehen und somit auch den Medien Munition liefern: „Ich wünsche mir ein Signal, dass sich die Grünen nicht spalten lassen.“ Man solle solidarisch sein, deshalb: „Ich bitte um eure Solidarität.“ Der 39-jährige Klubobmann bat eindringlich um Vertrauen in ihn – und zwar „in das, was ich kann und was ich nicht kann.“

Mair beklagt „toxische Kultur“ in der Partei
Die Funktion des Landessprechers sei eine undankbare Aufgabe mit kaum Macht. Er wolle für die Partei die Rolle eines Herdenschutzhundes einnehmen, der umsichtig die Herde umsorge und auch einmal belle. Mair räumte ein, dass es bei den Landes-Grünen in der Vergangenheit auch Konflikte gegeben habe und man durch schwere Zeiten gehe.
Wörtlich sprach der Klubchef von einer derzeit herrschenden toxischen Kultur in der Partei, mit der Landesversammlung müsse ein Kulturwandel einhergehen. Es gehe nun darum, sich neu in die Grünen zu verlieben und die Themenführerschaft aus der Opposition heraus zu schaffen. Zudem wolle man auch die Jungen wieder gewinnen und zu einer grünen Jugendbewegung werden.

Mair präsentierte seine Vision für Tirol
Inhaltlich präsentierte Mair seine Vision für Tirol. Er stelle sich ein Land vor, etwa mit einem „Öffi“-Ticket für alle, landeseigener Resilienz, was das Energiesystem betrifft, mit Elektrobussen und Windrädern im ganzen Land sowie als Heimat für Menschen aus aller Herren Länder mit ihren Träumen. Tirol solle ein Land voller Chancen und Fairness sein. Und außerdem: „Wir sind die einzige Kraft links der Mitte, die gegen die Verwüstung der Landschaft auftritt.“
Trennung somit aufgehoben
Mit der Wahl Mairs wurde die bisher bei der Landespartei stets praktizierte Trennung von Partei und Mandatsfunktion beendet. Bisher hatte der grüne Landessprecher – zuletzt war das Christian Altenweisl, der nicht mehr kandidierte – kein politisches Mandat inne und war der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.
Nach der Landtagswahl im vergangenen Herbst mit Spitzenkandidat Mair waren die Grünen nach fast zehn Jahren Regierungsbeteiligung auf der Oppositionsbank gelandet. Bei der Wahl fuhr man ein Minus von 1,5 Prozentpunkten (Ergebnis: 9,2 Prozent) ein und musste den Verlust eines Mandates hinnehmen. Spätestens seitdem rumort es, auch teils öffentlich, gehörig. Mair sah sich zuletzt parteiintern auf Bezirksebene mit öffentlichem Gegenwind konfrontiert. Mangelnde Führungskompetenz, Kommunikation und Transparenz waren ihm vorgeworfen worden.