Zwei Stapel Münzen der Regionalwährung „Kemater Taler“
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Wirtschaft

Regionalwährungen stärken lokale Betriebe

In Tirol gibt es einige Regionalwährungen. Das sind Zahlungsmittel, die auf eine bestimmte Region begrenzt sind, um die lokale Wirtschaft zu stärken. Ihre volle Wirkung entfalten diese Währungen, wenn sie viele Menschen nutzen.

Haller Guldiner, Brixentaler, Kufsteiner Dukaten, Kemater Taler oder Stubaitaler haben eines gemeinsam: Bezahlen kann man damit nur in einer beschränkten Region, außerhalb sind sie wertlos. Das Geld bleibt so in der Gemeinde, die lokale Wirtschaft wird gestärkt und die kleinen Betriebe unterstützt.

„Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell man in Versorgungskrisen hineinschlittern kann. Deswegen finde ich es toll, wenn mit solchen Aktionen die heimische Wirtschaft und die Nahversorgung gestärkt werden und dadurch ein Teil zur Versorgungssicherheit beigetragen werden kann“, meint Viktor Pischl. Er ist Bauer und Betreiber eines Hofladens in der Gemeinde Kematen, in dem mit Kemater Talern eingekauft werden kann.

Erste Regionalwährung in Wörgl

Die Idee der Regionalwährungen ist nicht neu. Bereits in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre führte der damalige Bürgermeister der Gemeinde Wörgl, Michael Unterguggenberger, eine eigene Währung ein. Ziel davon war es, Geld rasch in Umlauf zu bringen und damit für eine Belebung der Wirtschaft zu sorgen und Arbeitsplätze zu schaffen. Das Projekt war so erfolgreich, dass die Österreichische Nationalbank es verbot, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Münzen und Banknoten zustand. Der örtliche Aufschwung ging als „Wunder von Wörgl“ in die Geschichte ein.

Historisches Bild: Der Anfang der Regionalwährungen: das Wörgler Freigeld oder Schwundgeld. Die Raiffeisenkasse Wörgl war als Wechselstelle eng in die Aktion eingebunden. Kassenleiter Georg Steinbacher (links) mit Wörgler Geschäftsleuten.
Unterguggenberger Institut
Das Wörgler Freigeld – oder „Wunder von Wörgl“ – wurde zur Bewältigung der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Juni 1932 ins Leben gerufen, um Arbeitsplätze zu schaffen und die lokale Wirtschaft zu stärken

Zu wenige nutzen regionales Geld

Die heutigen Währungen sind mit der Idee von damals nicht vergleichbar, sagen Expertinnen und Experten. Damit sie wirtschaftlich einen nachhaltigen Effekt haben, sollten sie nämlich mindestens 10.000 Menschen aktiv nutzen. In den meisten Fällen zahlen aber nur ein paar hundert Menschen damit.

Die Modelle sind in jeder Gemeinde unterschiedlich. In einigen Orten sind die Regionalwährungen reine Gutscheinsysteme, ohne direkte Anreize für die Bürgerinnen und Bürger, diese zu nutzen. Bei anderen Modellen gibt es für jeden Einkauf, der mit der Regionalwährung getätigt wird, Rabatte. Manche Gemeinden zahlen alle Gemeindeförderungen ausschließlich in der eigenen Währung aus.

Je mehr Anreize es gibt, eine Regionalwährung zu nutzen, und je einfacher es ist, desto mehr Menschen würden mit ihr zahlen. Es sei oft die Bequemlichkeit, die verhindere, dass Bürgerinnen und Bürger die eigene Währung nutzen.

System funktioniert durch Gemeinde-Förderungen

Das zeigt auch das Beispiel in Kematen in Tirol. Ein paar Gemeinden in der Region hatten früher bereits ihre eigene Währung, diese habe aber nicht gut funktioniert, sagt Bürgermeister Klaus Gritsch. Erst mit der Kopplung an die Förderungen sei der neue Taler gut angenommen worden. Im vergangenen Jahr wurden 85.000 Euro in Kemater Talern ausbezahlt. Allerdings wurde nur jeder zehnte Taler gekauft, der Rest (75.500 Euro) wurde als Förderung – etwa für Öffi-Jahrestickets oder Klimatickets – ausbezahlt.

Ein Hofladen in Kematen in Tirol
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Durch eine Regionalwährung werden kleine regionale Geschäfte, wie zum Beispiel Hofläden, unterstützt

Dieses Modell würde sich auszahlen, freut sich der Bürgermeister. Das Geld, das von der Gemeinde ausbezahlt wird, komme dadurch wieder zurück in die Gemeinde. Es würden die lokalen Betriebe, die Bürgerinnen und Bürger und die Gemeinde profitieren. Und es hätte einen positiven Nebeneffekt: Jede dritte Kematerin beziehungsweise jeder dritte Kemater würde ein Jahresticket besitzen und öffentlich fahren, sagt Gritsch.

Eine Idee mit Zukunftspotenzial

Anreize zu implementieren, sei aber nicht für jeden Ort einfach. „Die Gemeinde muss es sich leisten können, Förderungen auszubezahlen“, sagt Gritsch. Trotzdem gibt es einige – auch größere – Orte, wie Hall oder Kufstein, die ähnliche Systeme anbieten.

Regionalwährungen haben in der Vergangenheit oft nur kurze Zeit überlebt. Wenn sie aber viele Menschen verwenden und die Währung im Umlauf bleibt, kann sie funktionieren und eine Lösung sein, damit die Welt ein bisschen nachhaltiger wird.