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Landwirtschaft

Obsteig: Kritik an geplantem Geflügelbetrieb

Der Bau eines Geflügelmastbetriebes in einem Siedlungsgebiet in Obsteig (Bezirk Imst) ist seit Jahren heftig umstritten. Obwohl es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, ist eine naturschutzrechtliche Bewilligung nicht notwendig. Die Anrainer fühlen sich im Stich gelassen. Die Liste Fritz und die Grünen orten politisches Versagen.

Für die Errichtung des Gebäudes wurde Grund im Landschaftsschutzgebiet umgewidmet. 22.000 Stück Hühner sollen dort pro Jahr gemästet werden. Die Anrainer sorgen sich daher um Lärm, Geruch, die Natur sowie um Keime und Bakterien. Doch das Land Tirol und die Gemeinde segneten die Umwidmung im Namen der Landwirtschaft ab.

Markus Sint (Liste Fritz) sieht darin ein „Totalversagen der Tiroler Raumordnung“. Es gehe um einen Industriebetrieb mitten im Wohngebiet. Das könne in Zukunft alle Probleme der Welt mit sich bringen.

Arzt-Gutachten verweist auf Gefahren

Ein Gutachten des Sprengelarztes betont die Gefahren für die Gesundheit, etwa durch Keime und Bakterien. „Wer sich ein bisschen mit Landwirtschaft auskennt, weiß, dass Hunderte oder Tausende Puten und Hühner Lärm und Gestank machen und mit ihrem Kot für gesundheitliche Beeinträchtigung sorgen“, ergänzt Sint.

Aus seiner Sicht müsse das eine Landesregierung hellhörig machen. Ein umweltmedizinisches Gutachten wurde von der damaligen Umwelt- und Naturschutzlandesrätin, Ingrid Felipe (Grüne), aber nicht in Auftrag gegeben.

Katrin Schweigl Obsteig Geflügelmastbetrieb
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Die Obsteigerin Katrin Schweigl sieht die Existenz ihrer Frückstückspension wegen der Nähe zum Geflügelbetrieb stark gefährdet

Die Anrainer fühlen sich angesichts des jahrelangen Konflikts nicht gehört. Vor allem das behördliche Hin und Her sei belastend: „Wir haben wiederholt an die Raumordnung geschrieben und uns an die Gemeinderäte gewandt, wurden aber immer von einer Stelle an die andere verwiesen“, sagte etwa Isolde Woolley. Man habe darauf vertraut, dass die Regierungsparteien helfen, doch die Bittbriefe seien immer abgewiesen worden.

„Existenz geht den Bach hinunter“

Es sei ein regelrechter Kampf gegen Windmühlen, heißt es von den Anrainerinnen und Anrainern. Katrin Schweigl betreibt seit vielen Jahren eine Frühstückspension in der Gegend. 30 Meter weiter über ein Feld befindet sich die Großbaustelle, wo die Geflügelfarm entstehen soll. „Das ist meine Existenz, die hier den Bach hinuntergeht. Ich verstehe nicht, dass meine Existenz weniger wert ist als eine andere“, meinte sie.

Der Betreiber des Mastbetriebes reagierte auf keine Anfrage des ORF Tirol. Der Bürgermeister der Gemeinde Obsteig, welche die Geflügelmast bewilligt hatte, stand auch nicht für ein Interview zur Verfügung. Das Land hatte der Nutzung zugestimmt. Eine naturschutzrechtliche Bewilligungspflicht war in dem Landschaftsschutzgebiet im Namen der landwirtschaftlichen Erweiterung nicht gegeben.

Obsteig Streit Geflügelbetrieb
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Trotz eines noch nicht rechtskräftigen Baubescheides begannen die Arbeiten an dem Areal bereits

Betreiber lehnt alternativen Standort ab

Für Markus Sint ist das unverständlich. Es sei ein denkbar ungünstiger und schlechter Standort. „Jedes Körnchen, das diese Tiere fressen, muss durch das Wohngebiet durchtransportiert werden, ebenso jedes Tier, das geschlachtet wird“, so Sint. Auch die Grünen fordern einen Alternativstandort.

Der Betreiber lehnte diesen jedoch ab. Er begann bereits mit dem Bau im Weiler Wald, obwohl der Baubescheid noch nicht rechtskräftig ist. Wegen der Anrainerbeschwerden liegt der Fall derzeit beim Landesverwaltungsgericht. Gleichzeitig steht noch ein hydrologisches Gutachten aus. Die Nachbargemeinde Mötz hatte dieses beantragt. Am 17. März soll es präsentiert werden. Für die Anrainerinnen und Anrainer geht der Kampf damit in eine nächste Runde.